Hubertus-Schule wird zur Flüchtlingsunterkunft
Das leerstehende Gebäude in St. Hubert wird ab sofort hergerichtet.
Kempen/St. Hubert. Über die künftige Nutzung der leerstehenden Johannes-Hubertus-Schule wollten Politik und Verwaltung in Ruhe nachdenken. Weltpolitische Ereignisse sorgen nun dafür, dass alles ganz schnell gehen muss. Am Donnerstag teilte die Stadt Kempen mit, dass die ehemalige Förderschule bald zur Flüchtlingsunterkunft wird. „Wir werden das Gebäude für die vorübergehende Unterbringung von Flüchtlingen vorbereiten“, heißt es in einer Pressemitteilung der Verwaltung.
Klassenräume im Erdgeschoss des Hauptgebäudes sollen ab sofort leer geräumt werden. Geplant ist, zunächst nur das Erdgeschoss zu nutzen. Auch der Altbau zum Hohenzollernplatz hin spielt nach Angaben der Verwaltung vorerst keine Rolle. „Weiterhin wird die Anmietung von Duschkabinen und Duschcontainern vorbereitet“, so die Stadt. Ein neuer Zugang zur Schulküche, die die Flüchtlinge zur Selbstverpflegung nutzen könnten, soll angelegt werden. „Auch die Nutzung des Schulhofs mit den vorhandenen Spielgeräten für Kinder ist vorgesehen.“
Wann in der Hubertus-Schule Flüchtlinge einziehen können, ist nach Angaben der Stadt völlig offen. „Das können wir noch nicht sagen. Wir beginnen jetzt mit den Vorbereitungen“, sagte Kirsten Pfennings, Mitarbeiterin des Presseamtes, auf Nachfrage der WZ. Auch die Frage nach der Anzahl der Flüchtlinge, die in der Schule leben könnten, könne derzeit noch nicht beantwortet werden.
Nach eigenen Angaben hat sich die Verwaltung zu dieser Maßnahme entschlossen, weil der Stadt auch in Zukunft weitere Flüchtlinge zugewiesen werden. „Damit ist zu rechnen“, so Pfennings. In dieser Woche seien weitere 16 Asylsuchende in Kempen angekommen. Insgesamt leben derzeit rund 230 Flüchtlinge in der Thomasstadt. Sie wohnen in den Unterkünften Hütterweg (Kempen), Voesch und an der Tönisberger Straße (beide St. Hubert) sowie in mehreren Wohnungen im Stadtgebiet.
Am Hütterweg an der Landstraße in Richtung Oedt sollen weitere Möglichkeiten zur Unterbringung geschaffen werden. Bis zur Fertigstellung von sogenannten Wohnmobileinheiten dauert es nach Angaben der Stadt aber noch bis Herbst. Es klingt also danach, als würden schon vor dem Herbst Flüchtlinge in der Hubertus-Schule untergebracht werden müssen.
„Die Nutzung von Turnhallen oder Umkleidekabinen kommt nicht in Betracht. Diese Räumlichkeiten gewährleisten keine Privatsphäre.“ Diese Linie der Stadt gilt nach Angaben von gestern weiterhin. Dort stünden keine Kochmöglichkeiten zur Verfügung. Zudem würden Turnhallen von Schulen und Vereinen benötigt.
Noch Ende Juni hatte der zuständige Dezernent Michael Klee in einem Fachausschuss erklärt, dass St. Hubert für weitere Unterbringungen von Flüchtlingen nicht infrage kommt. Wegen der bestehenden Einrichtungen der Stadt in Voesch und an der Tönisberger Straße sowie des Übergangsheimes in der „Via Stenden“ an der Stadtgrenze sei der Ort St. Hubert bereits „ausreichend belastet“. Die jetzige Kehrtwende zeigt, dass die Stadt nun an ihre bisherigen Grenzen gestoßen ist.
In der Pressemitteilung betonte die Verwaltung gestern, dass Vereine und Kirchengemeinden aus St. Hubert in die Planungen eingebunden werden. In der kommenden Woche gebe es ein Gespräch. „Vereine und Kirchen werden um Unterstützung gebeten, um sich gemeinsam mit der Stadt auf diese Situation vorzubereiten.“