Projekt Zwei Neubauten für Flüchtlinge in Kempen

In Kempen sollen zur Unterbringung von Geflüchteten zwei neue Wohnhäuser entstehen. Die CDU warnt vor "Ghettoisierung"

Foto: Friedhelm Reimann

Kempen. Die Stadt Kempen ordnet die Wohnraumversorgung von Flüchtlingen neu. Dass sich etwas tun wird, hatte Sozialdezernent Michael Klee bereits im November angekündigt. Nun legte er im Sozialausschuss ein konkretes Konzept vor, dem die Fraktionen einstimmig folgten.

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Die Planungen sehen vor, zwei neue Häuser zu bauen — eines am Schmeddersweg und eines an der Vluyner Straße in Tönisberg als Ersatz für die Unterkunft am Neuenweg. Dafür werden Kosten in Höhe von 2,8 Millionen Euro kalkuliert.

Zunächst hatte die Stadt geplant am Schmeddersweg — neben die zwei bestehenden Häuser — zwei weitere zu bauen. Nun soll es nur noch ein Wohnhaus werden, das Platz für 56 Personen bieten soll.

Heike Höltken (CDU) begrüßte, dass dort nur ein weiteres Flüchtlingshaus entstehen soll. Die CDU wolle keine „Ghettoisierung“. „Mit drei Häusern ist die Grenze erreicht“, so Höltken, die appellierte, nach anderen Flächen für weitere Häuser zu suchen. Es sei das Ziel der Stadt, versicherte Klee, eine Verteilung zu schaffen und keine Konzentration an einer Stelle — auch mit Blick darauf, dass der Kempener Westen in den nächsten Jahren neu entwickelt werden soll.

Die Vokabel „Ghettoisierung“ bewertete Christian Gehlen (Freie Wähler Kempen) dagegen als unangemessen. Er sieht auch Vorteile darin, dass die Flüchtlinge an einem Ort leben würden. Zum Beispiel hätten Ehrenamtler dann eine Anlaufstelle.

In Tönisberg soll an der Vluyner Straße gegenüber der bestehenden Unterkunft ein Neubau errichtet werden, in dem dann auch bis zu 56 Personen leben könnten. Ein Fragezeichen steht bisher hinter dem Planungsrecht. Noch ist unklar, ob es für das Areal eine Baugenehmigung für dauerhaftes Wohnen geben kann.

Aufgegeben werden, wie berichtet, die Wohnung am Buttermarkt, die die Stadt bisher für Flüchtlinge angemietet hatte, sowie die Nutzung von Klassenräumen der ehemaligen Johannes-Hubertus-Schule am Hohenzollernplatz in St. Hubert für Flüchtlinge.

Stillgelegt werden die alten Unterkünfte am Hütterweg, am Neuenweg und in Escheln. Der Zustand der Häuser war schon in der Vergangenheit massiv kritisiert worden. Eine Sanierung dort ist nicht sinnvoll, weil sie zu teuer wäre. Außerdem besteht in den Außenbereichen keine Genehmigung für dauerhaftes Wohnen. Trotzdem würde Dezernent Michael Klee sie gerne vorerst stehenlassen und als Reserve vorhalten. Das stieß bei einigen Politikern allerdings auf wenig Begeisterung. Bernd Fröchtenicht (CDU) gab mit Blick auf die Unterkunft am Neuenweg zu bedenken, dass die Tönisberger wenig Verständnis hätten, wenn neben dem nun geplanten Neubau dann auch noch die alte Unterkunft wieder belegt werden müsste und das kleine Tönisberg die Integration weiterer Flüchtlinge übernehmen müsste. Stattdessen sollte eher in Kempen etwas Neues errichtet werden.

Bevor man aber auf Tönisberg zurückgreifen würde, hätte man als Erstaufnahme auch noch die Unterkunft an der Peter-Jakob-Busch-Straße, in der 150 Menschen leben können. Dort soll die Belegung zwar reduziert werden, das Gebäude bleibt aber erhalten.

Auch Monika Schütz-Madré (Grüne) und Günter Solecki (Linke) sprachen sich entschieden für einen Abriss der maroden Gebäude aus. Lutz Strothmann (SPD) befand, dass die Stadt sich auf die Suche nach neuen Flächen machen müsste, es aber „hoch vernünftig“ sei, die Gebäude als Reserve vorzuhalten, um nicht irgendwann in die Lage zu kommen und Turnhallen belegen zu müssen.

Die endgültige Entscheidung fällt in der Ratssitzung am 20. März.