Kempen Kochrezepte aus Afghanistan, Syrien und der früheren DDR

LvD-Schüler haben Flüchtlinge interviewt. Herausgekommen ist ein besonderes Kochbuch.

Foto: Kurt Lübke

Kempen. Julian Fluß’ Lieblingsgericht ist die Reispfanne aus Vietnam. „Mit Garnelen“, fügt er hinzu. Der Schüler des Luise-von-Duesberg-Gymnasiums (LvD) hat gemeinsam mit rund 20 weiteren Mädchen und Jungen ein Kochbuch der besonderen Art zusammengestellt. Es enthält 36 Rezepte von Menschen aus verschiedenen Weltgegenden, die ihre Heimat unfreiwillig verlassen haben.

Julian Fluß, Schüler

Die Spezialitäten-Sammlung ist das Ergebnis eines Projekts im Wirtschaftslehre-Kurs. Die Teilnehmer sollten eine Geschäftsidee finden, entwickeln und eine „Firma“ gründen. Der 15-jährige Julian und seine Mitschüler waren sich schnell einig, etwas für Flüchtlinge auf die Beine zu stellen: „Heimat Kochen“, so der Titel des Buchs, war geboren.

Die Jugendlichen befragten dafür rund 30 Menschen in Kempen, unter anderem im Flüchtlingscafé in der Thomaskirche und in der ehemaligen Johannes-Hubertus-Schule in St. Hubert, die als Unterkunft und Begegnungszentrum dient. Manche der Befragten leben schon seit Jahrzehnten in Deutschland — daher auch das Rezept aus Vietnam.

Auch ein Flüchtling aus der damaligen DDR steuerte sein Lieblingsessen bei: „Saure-Klopse-Suppe“. In Afghanistan, um ein weiteres Beispiel zu nennen, schätzt man Hühnchen mit Reis, Rosinen und Mandeln.

„Alles in allem hat das Projekt ein Schuljahr gedauert“, erzählt Julian. Zunächst vermittelte ihnen Lehrer Jan Harpel die Grundlagen, dann ging es in die Praxis. Dazu gehörte auch das Nachkochen der Rezepte am elterlichen Herd. Und das nicht nur zum Probieren, sondern auch, um Fotos machen zu können, die nun im Kochbuch zu finden sind. Das Auge isst schließlich mit.

Derzeit dürfte Julian weniger Exotisches genießen, eher Wiener Schnitzel und Mehlspeisen — er macht Urlaub in Österreich. Zuvor konnte er sich noch über eine „Eins“ in Wirtschaftslehre auf dem Zeugnis freuen.