Schaag Pfadfinder pachten ein Stück Heimat
Schaag. · Der Stamm Noah hat sich einen lang gehegten Wunsch erfüllt, ein Grundstück für Aktivitäten gepachtet und damit eine Heimat geschaffen. Möglich macht das der Gewinn des Stadtwerke-Preises.
Den Pfadfindern vom Stamm Noah Nettetal steht viel Arbeit bevor. „Wir wollen auf diesem Grundstück eine Spielwiese herrichten, möglichst mit Mobilheim für unsere Gruppen“, sagt Sandra Hollmann (47) von der Stammesführung und zeigt auf einen großen Acker. Möglich wird das Projekt durch den Gewinn des Stadtwerke-Preises 2018. In diesen Tagen laufen die Vorbereitungen auf dem Grundstück an. Für die Pfadfinder geht damit ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung – bislang war ihre Heimat eher provisorisch.
Noch ist nicht zu erkennen, dass hier einmal Pfadfinder ihren Treffpunkt mit viel Platz zum Spielen haben werden: Öde liegt der umgepflügte und eingeebnete 2500 Quadratmeter große Acker zwischen Wald und Wegen nahe der Gedenkstätte Kreuzgarten in Schaag. Der Wind wirbelt Staub vom trockenen Boden auf, vom Waldrand her krächzt ein Eichelhäher. Am Wirtschaftsweg stehen junge und ältere Pfadinder, alle in Kluft, bewaffnet mit Schubkarre, Strauchtrieben und einer Leiter.
„Wir wollen einen Nistkasten an einem Baum anbringen und schauen, wo man schon was pflanzen könnte“, sagt Gruppenleiter Jan Schiffer (39). Nach den Eisheiligen Mitte Mai werde man den Rasen einsäen, ergänzt Anton Klehr vom Förderverein: „Vielleicht können wir dann schon im Herbst die Fläche nutzen, weitere Pflanzungen vornehmen.“ Es ist also noch ein bisschen hin, bis die Pfadfinder einen nutzbaren Ort für ihre Aktivitäten haben werden. „Aber wir sind geübt darin, geduldig zu sein“, meint Hollmann. „Zumindest können wir mit dem Preisgeld der Stadtwerke schon mal loslegen.“
Die Stadtwerke übergaben den Pfadfindern den Gewinn in Höhe von 2500 Euro im November. Das Unternehmen hatte einen Förderpreis für Gruppierungen, die sich gemeinnützig in Nettetal engagieren, ausgelobt. Die Pfadfinder bekamen bei der Internet-Abstimmung die meisten Stimmen.
Stamm Noah träumt davon, ein leeres Gebäude zu übernehmen
Insgesamt schütteten die Stadtwerke 10 000 Euro für die ersten Plätze aus. Für die Pfadfinder war damals klar, dass sie sich mit dem Geld als Startkapital „endlich ein Zuhause schaffen“ wollten, erinnert sich Hollmann. Langfristig seien sie aber weiter auf Spenden angewiesen.
Anders als etwa die Stämme der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg, die üblicherweise in kirchlichen Gemeinden ihren Sitz haben, versteht sich Noah als „freie Nettetaler Gruppe“, sagt Hollmann. Der Stamm Noah gehöre zum Europäischen Pfadfinderbund Sankt Georg. „Wir sind christlich, aber nicht konfessionell geprägt, auch wenn wir uns durchaus der Gemeinde St. Anna in Schaag verbunden fühlen.“
Dankbar seien die Pfadfinder, im Jugendheim St. Anna Gastrecht zu haben. Jedoch müssen sie für jede Gruppenstunde alle Materialien – ob Bastelsachen oder Proviant – mitbringen und hinterher wieder mitnehmen, als Lager dient das Haus der Hollmanns.
Für größere Treffen und Veranstaltungen nutzen die Pfadfinder öffentliche Flächen, was organisatorisch nicht einfach ist, schließlich gehören zum Stamm rund 100 Mitglieder. Hollmann: „Vor allem die Nachfrage für Kinder ab vier Jahren ist sehr groß, doch mehr Mitglieder können wir derzeit nicht betreuen, mussten deshalb einen Aufnahmestopp verhängen.“ So träumen die Mitglieder vom Stamm Noah davon, irgendwann einmal ein leerstehendes Gebäude, beispielsweise eine Scheune, als Heimstatt nutzen zu können – dann vielleicht auch für mehr Mitglieder. Für Aktivitäten draußen haben sie nun zumindest schon mal die Ackerfläche in Schaag von einem Landwirt gepachtet.
Hollmann: „Wir sind in Gesprächen mit der Stadt, ob wir hier ein Mobilheim, zum Beispiel einen Bauwagen, aufstellen können.“ Die Pfadfinder setzen auf das Prinzip Hoffnung, sagt Hollmann: „Wir haben damals ganz bewusst Noah als Namen für unseren Stamm ausgewählt.“ Schließlich habe Noah nach der Erzählung im Buch Genesis im Alten Testament auch nicht gewusst, als Gott ihn mit der Arche losgeschickt habe, wohin die Reise gehe: „Aber am Ende ist alles gut geworden.“