Einrichtungshaus Boden hat Jubiläum Erst zum Reichstagsbau, dann ins Möbelhaus nach Nettetal

Nettetal · Als Einmann-Betrieb ging es los, vor einem halben Jahrhundert erfolgte der Umzug nach Nettetal, heute leitet Simone Zilkens das Einrichtungshaus Boden. Die Tochter des Gründers hat den Betrieb nach einem Umweg über Berlin übernommen.

Simone Zilkens stieg vor 16 Jahren in die Geschäftsführung des Betriebs ein, den ihr Vater Horst Boden gegründet hatte. Heute ist sie Inhaberin des Unternehmens, das seit 50 Jahren in Kaldenkirchen ansässig ist.

Foto: Ja/Knappe, Joerg (jkn)

Ein hoch aufragendes Dach mit Schrägen auf einem rundum verglasten Erdgeschoss – seit Jahrzehnten prägt die auffällige Architektur des Einrichtungshauses Boden das Ortsbild an der Kölner Straße in Kaldenkirchen mit. In diesem Jahr stehen gleich zwei Jubiläen im Kalender: Seit 50 Jahren hat es seinen Sitz in Nettetal, und die Gründung liegt 60 Jahre zurück. Im Oktober 1962 eröffnete Horst Boden „Möbel Boden“ in Brüggen-Bracht.

Gerade einmal 21 Jahre alt, machte Boden damals seine Passion zum Beruf. „Mein Vater hatte im Kaufhof Mönchengladbach eine Lehre zum kaufmännischen Angestellten gemacht. Er hatte damals schon ein Faible in Sachen Gestaltung sowie Einrichtung und den Mut, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen“, erzählt Simone Zilkens, heutige Inhaberin des Unternehmens. In gemieteten Räumen legte Horst Boden 1962 als Einmannbetrieb los. Tagsüber verkaufte er die Möbel, am Abend lieferte er aus. Zunächst hatte er nur Schränke und Sofas im Angebot. Das führende Material: dunkle Eiche.

Nach der Heirat mit Annemarie Sauels und der Geburt der ersten Tochter Simone 1971, ging es 1972 an die heutige Adresse nach Kaldenkirchen. An der Kölner Straße war nun nicht nur die Spedition Sauels zuhause, sondern nun auch Möbel Boden. „Das Möbelhaus war links und rechts die Spedition. Wir selber haben in dem Elternhaus meiner Mutter direkt daneben gewohnt“, berichtet Zilkens. 1991 zog die Spedition nach Leuth um und Boden errichtete den markanten Neubau mit seiner schrägen Fassade. Er wollte auch nach außen zeigen, was im Inneren präsentiert wurde. Die ehemals 900 Quadratmeter Verkaufsfläche wurden dabei verdoppelt.

Zilkens wollte nicht nur Bauleitungen machen

Wichtig war Boden seinerzeit schon das ganzheitliche Einrichten. Das spiegelte sich 1994 in der Namensumbenennung wieder. Aus dem eher etwas biederen „Möbel Boden“ wurde das „Boden Einrichtungshaus“, das weltweite Trends nach Kaldenkirchen transportierte. „Das alles hat mich natürlich geprägt, wobei ich mir damals sicher war, nicht in die Fußstapfen meines Vaters zu treten“, sagt Zilkens. Sie studierte Architektur und Innenarchitektur mit dem Abschluss Diplom-Ingenieurin Innenarchitektur und dem Zusatz Bauvorlageberechtigung. Nach dem Studium sollte es eigentlich erst einmal nach Italien gehen, aber alles kam anders. In einem Berliner Büro, wo sie bereits Praktika absolviert hatte, stieg sie ein und fand sich im Bauleitungsbüro für den Reichstag wieder. Zilkens wollte aber nicht nur Bauleitungen machen. Zudem fehlte ihr das Rheinland. Nach den ersten Jahren in Berlin wechselte Zilkens nach Düsseldorf in ein Unternehmen, das federführend im Ladenbau für bekannte Marken agierte. „Ich habe komplette Konzepte gemacht und war neben Deutschland viel in England und Hongkong unterwegs“, berichtet sie. Es ging in die Geschäftsführungsetage in Düsseldorf. „Als ich schwanger wurde und das erste Kind kam, habe ich die Elternzeit dazu genutzt, ein Praktikum bei meinem Vater zu machen. Mein Bauchgefühl hat mir gesagt, mach‘ das nicht. Aber ich habe es getan und die Entscheidung fiel, nach Kaldenkirchen zurückzukehren“, sagt Zilkens.

Eine Entscheidung, die Zilkens bis heute nicht bereut hat.