Ideen in die Tat umsetzen
Über 2000 freie Lehrstellen hat die Agentur für Arbeit im Angebot. Es sollen noch mehr werden.
Nettetal. Mehr als 2000 junge Menschen haben die Chance, demnächst eine Ausbildung in Krefeld oder im Kreis Viersen zu beginnen. Die Betriebe im Bezirk haben derzeit exakt neue 2058 freie Plätze gemeldet. Zuständig ist die Agentur für Arbeit Krefeld, die mit diesen Zahlen allerdings noch nicht zufrieden ist. Denn von den mehr als 5000 Ausbildungsbetrieben in der Region würden rund 500 nicht ausbilden. Das soll sich nun ändern, teilte die Agentur auf dem 17. Tag des Ausbildungsplatzes mit.
Der stand diesmal unter dem Motto „Talente nutzen — Perspektiven sichern“. „Schauen Sie nicht nur auf die Zeugnisnoten, sehen Sie den Menschen“, sagte Ingo Zielonkowsky, Leiter der Krefelder Arbeitsagentur, und appellierte an die Arbeitgeber in der Region.
Im Mittelpunkt des Ausbildungstages stand diesmal die Nettetaler Treppenschmiede Saage in Leuth, zugleich Ausrichter der Veranstaltung. Saage bildet seit einigen Jahren jedes Jahr bis zu vier Azubis in den Bereichen Metallbauer, Technischer Zeichner und Bürokaufmann aus. Firmenchef Detlev Saage (51) schloss sich dem Appell der Arbeitsagentur an: „Die Zeugnisnoten geben nicht immer das richtige Menschenbild wider. Wir suchen Handwerker — und viele Jungs gehen nicht gerne zur Schule. Bei uns blühen sie auf. Sie wollen etwas anfassen, gestalten und ihre Ideen in die Tat umsetzen.“
Die Ausbildung bei Saage dauere dreieinhalb Jahre. Wer dann in der Berufsschule einen Notenschnitt von 2,0 oder besser habe, könne die Ausbildungszeit verkürzen. „Wir sind ein junges Team. Dreiviertel unserer Azubis wurden bislang übernommen — und das soll so bleiben“, sagte Saage.
Ingo Zielonkowsky lobte das Unternehmen als „vorbildlichen Ausbildungsbetrieb“. Er bedauerte, dass 500 Unternehmen in der Region gar nicht ausbilden. „Wir gehen auf diese Betriebe zu, hören uns ihre Gründe an und versuchen, sie zu überzeugen.“ Mit Blick auf die demografische Entwicklung sei die Nachwuchsförderung für Betriebe und Wirtschaft am Niederrhein überlebenswichtig. Derzeit kämen 100 Bewerber auf 62 angebotene Ausbildungsplätze. Das wolle man durch gezielte Ansprache der Betriebe ändern.
Allerdings seien andererseits noch 1214 Stellen aus dem Vorjahr unbesetzt, sagte Zielonkowsky. „Häufig treten Azubis eine Stelle nicht an, weil sie sich für eine andere Stelle oder für einen Schulbesuch entschieden haben.“
In solchen Fällen würde das Arbeitsamt versuchen, schnell neue Bewerber zu vermitteln. Ein Problem sei auch, dass viele Schüler die meisten der 250 unterschiedlichen Ausbildungsberufe nicht kennen. Immer noch würden sich viele Bewerber für Berufe aus der Liste der Top Ten entscheiden, zu der unter anderem eine Ausbildung als Frisör, Tischler oder Kfz-Mechaniker zählten. Unter den derzeit 1214 freien Stellen würden aber vor allem Verkäufer (80), Chemikant (53), Bürokaufmann (53), Bankkaufmann (40), Koch (31), Industriekaufmann (28) und Fachinformatiker (28) gesucht.