Für Kinder und Jugendliche in Nettetal Kinder werden Graffiti-Künstler
Breyell · Der Kulturrucksack NRW hat Spraydosen eingepackt. Im katholischen Jugendzentrum Oase startete ein Graffiti-Workshop mit Johannes Veit.
„In den Dosen befindet sich ein Gemisch aus Lack und Pigmenten, das für eine optimale Vermischung gut geschüttelt werden muss. Die Kugeln müssen gut zu hören sein“, erklärt Johannes Veit. Was er damit meint, demonstriert der Mönchengladbacher Künstler direkt mit der Spraydose in seiner Hand. Die beginnt er kräftig zu schütteln, was von dem lauten Geräusch zusammenstoßender Kugeln in der Dose untermalt wird. Im Keller des katholischen Jugendzentrums Oase haben sich acht Jugendliche im Alter zwischen zehn und 14 Jahren eingefunden, die aufmerksam zuhören, was Veit ihnen erklärt.
Graffiti ist das Thema, das an diesem Tag in die Oase eingezogen ist. Im Rahmen des Kulturrucksacks NRW stehen diverse Workshops in den verschiedenen Kinder- und Jugendtreffs von Nettetal als auch der Stadtbücherei Nettetal an. Gleich acht junge Teilnehmer haben sich für das Sprühen entschieden. „Eigentlich wollten wir draußen sprühen, aber das Wetter hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht“, sagt Stephan Pläp, der die pädagogische Gesamtleitung der offenen Kinder- und Jugendarbeit im katholischen Kirchengemeindeverband Nettetal innehat.
So ist das Souterrain, wo früher die Discos stattfanden, der Arbeitsort geworden. Weit geöffnete Fenster lassen jede Menge frische Luft herein, damit keine Geruchs- und Atembelastung entsteht. Zudem wird mit Atemmaske gearbeitet. Veit erklärt indes an einer der aufgestellten Leinwände die Sprühtechniken. Will man klare Linien erhalten, muss man ganz nah mit der Sprühflasche an die Leinwand herangehen. Soll hingegen eine Fläche ausgemalt werden, gilt es die Entfernung zwischen Leinwand und Dose zu vergrößern. „Ihr müsst ein Gefühl dafür bekommen, wie viel Farbe herauskommt. Und ganz wichtig, nicht stocksteif vor der Leinwand stehen, sondern den Körper mitbewegen“, sagt Veit und macht es vor. Dann geht es los. Teilnehmerhände greifen zu den verschiedenen Spraydosen in den Kisten.
Ein wahres Klackerkonzert setzt ein. Jeder schüttelt seine Dose mehr als nur gründlich. Dem folgt ein allgemeines Zischen. Jeder der acht Teilnehmer baut sich vor seiner Leinwand auf und sprüht die ersten Farbstöße auf die noch schneeweiße Fläche. „Das ist einfach nur cool. Ich habe mein Bild schon im Kopf: Ich bin ein absoluter Harry Potter-Fan“, sagt Lea-Marie. Entsprechend gezielt setzt die 13-Jährige ihre Striche mit der Dose. Gioia ist dagegen noch unentschlossen. Die Elfjährige weiß noch nicht, was es werden soll und sprüht erst einmal vorsichtig einen zarten Hintergrund in Blau- und Grüntönen auf.
Max ist voll in seinem Element, Der Elfjährige hat gleich zu zwei Spraydosen gegriffen und lässt die Farbe beidhändig auf seine Leinwand niedergehen. „Ich habe zu Hause auch schon gesprüht. Aber ich finde es wichtig zu lernen, wie es richtig geht, auf was man achten sollte und wie man Effekte erzielen kann“, sagt der junge Sprayer. Eine Leinwand weiter ist der Schriftzug „Die Gang“ in knallgrün mit schwarzer Umrandung zu sehen. Dazu tauchen vier Mädchennamen auf. Julia und Laura haben ihr Erstlingswerk ebenfalls je mit ihrem Namen gestartet. Doch egal, was gesprüht wird, alle acht sind voller Konzentration bei der Sache.
Veit macht die Runde, erklärt und hilft. „Wir haben Graffiti schon öfters angeboten und können immer wieder feststellen, dass diese Workshops heiß begehrt sind“, sagt Pläp, der sich sichtlich über die Begeisterung der Teilnehmer freut.