Soziales Engagement in Nettetal Nesteldecken gegen das Vergessen
Kaldenkirchen · Kerstin Ringendahl-Breier hat ein Projekt angestoßen, bei dem Nesteldecken für Demenzerkrankte hergestellt werden.
. Sie sind bunt. Sie bestehen aus unterschiedlichen Stoffen, auf denen die verschiedensten Elemente angenäht sind. Sie werden mit Erfolg bei Demenzkranken eingesetzt, sind aber teuer in der Anschaffung. Und genau der Preis war es, der Kerstin Ringendahl-Breier Kopfzerbrechen bereitete. Die Leiterin vom Sozialen Dienst des Theresienheimes wollte gerne die an Demenz erkrankten Senioren in den Altenheimen mit sogenannten Nesteldecken versorgen.
Es handelt sich um spezielle Fühl-Decken mit sensorischen Reizen für Demenzpatienten. Sie sind durch ihre Vielfalt ein unterstützendes Therapiemittel, da sie bei den Erkrankten aufgrund der Berührungen der angenähten Elemente Erinnerungen wecken können. Zudem beruhigen sie, da an ihnen gezupft werden kann.
„Nesteldecken sind leider unheimlich teuer. Daher kam mir der Gedanke, solche Decken selber zu nähen. Schließlich kann ich nähen“, sagt Ringendahl-Breier. Aber so viele Decken zu nähen, wie sie sich vorstellte, erschien ihr dann doch problematisch, schließlich sollten die Seniorenheime zeitnah mit Nesteldecken versehen werden. Ringendahl-Breier sprach Elvira Deutges von der Nähschule „Elviras Nähspaß“ in Kaldenkirchen an. Dort hatte sie selber schon zahlreiche Kurse belegt und erfahren, dass die Schneidermeisterin sozialen Projekten gegenüber sehr aufgeschlossen ist.
15 Frauen und ein Mann
meldeten sich auf den Aufruf
Das war auch in diesem Fall so. „Ich fand die Idee phantastisch und habe weitere meiner Kursteilnehmerinnen angesprochen, ob sie nicht mitnähen wollten“, sagt Deutges. Die Resonanz war enorm. Es meldeten sich 15 Frauen und ein Mann. Deutges schnitt die Stoffe in der benötigten Größe von 20 mal 20 Zentimetern zu und packte Stoffpakete zusammen. In die Pakete kamen zudem die Dinge, die aufgenäht werden sollten, angefangen von Knöpfen über Modeschmuck bis hin zu Garnrollen. Deutges schnitt die Rückseiten zu und packte erneut Pakete. Diesmal mit den Rückseiten und einem Watteflies, mit denen die Decken gefüllt wurden, damit sie dicker und damit griffiger sowie wärmer wurden.
In der Regel liegen die Nesteldecken auf den Beinen der Senioren und haben gleichzeitig eine wärmende Wirkung. Die Nähtruppe ging daheim wieder in den Einsatz. Letztlich entstanden 80 Decken, jeweils 60 Mal 60 Zentimeter groß. „Ich habe sehr gelacht, als eine Näherin erzählte, sie habe eine Männerdecke mit Schrauben gemacht“, erinnert sich Deutges.
Die ersten Seniorenheime in Nettetal und auch Viersen haben mittlerweile Nesteldecken erhalten. „Ich würde gerne alle Seniorenhäuser im Kreis Viersen ausstatten“, sagt Ringendahl-Breier, die von der erhaltenen Unterstützung überwältigt ist. Die Näherinnen sind da, Stoffe und Fühlelemente ebenfalls, es fehlt nur am Flies. Diesen kaufte und bezahlte die Initiatorin bislang aus der eigenen Tasche. Für weitere Decken wird nun ein Sponsor gesucht, damit die Decken weiterhin kostenfrei an die Senioreneinrichtungen abgegeben werden können. Dort kommen die Nesteldecken indes bestens an.