Corona-Pandemie in Nettetal Besorgter Blick in die Niederlande

Kaldenkirchen. · Akuell kommen viele Niederländer nach Kaldenkirchen, um zu tanken oder an der Poststraße einzukaufen. Dabei grassiert in den Niederlanden die britische Corona-Mutation. Auch in Venlo gab es Krawalle wegen der Ausgangssperre.

 Am Samstag trat in den Niederlanden eine Ausgangssperre in Kraft. Krawalle gab es am Sonntag auch in Venlo und Roermond.

Am Samstag trat in den Niederlanden eine Ausgangssperre in Kraft. Krawalle gab es am Sonntag auch in Venlo und Roermond.

Foto: Günter Jungmann

(hb) Die Filialen von Lidl und Aldi an der Poststraße in Kaldenkirchen werden immer schon gern von Niederländern angesteuert. Im Moment noch mehr als sonst, wie ein Kaldenkirchener berichtet: „Die werden regelrecht geflutet.“ Dann gebe es auch schon mal Gedränge und Geschubse. Viele Einheimische würden inzwischen diese Filialen eher meiden. Diesen Eindruck bestätigt Ortsvorsteherin Claudia Willers (CDU), die dazu viele Rückmeldungen erhält. Viele sind verbunden mit der wachsenden Sorge, sich mit der stark ansteckenden britischen Corona-Mutation zu infizieren. Sollte es zu Ansteckungen kommen, fürchten viele, dass der Lockdown verschärft und eine Ausgangssperre verhängt wird.

Mit Sorge verfolge man auch die Krawalle, die am Wochenende in Folge der abendlichen Ausgangssperre in mehreren Städten der Niederlande gleichzeitig ausbrachen.

In den Niederlanden hat die Regierung ab vergangenen Samstag eine nächtliche Ausgangssperre von 21 bis 4.30 Uhr verfügt. Eine Ausgangssperre hatte es zuletzt während der deutschen Besatzungszeit im Zweiten Weltkrieg gegeben. Zu Demonstrationen und Krawallen kam es nicht nur in den großen Städten wie Rotterdam und Amsterdam, sondern auch in weiteren Städten.

Auch in der Grenzregion der Provinz Limburg kam es am Sonntagabend zu Krawallen, so in Venlo und in Roermond. Wie Marcel Tabbers, Innenstadtmanager der Stadt Venlo, bestätigt, sei es am Bahnhof außerhalb der eigentlichen Innenstadt am Sonntagabend zu Krawallen gekommen. Wie man in Videos in den sozialen Medien sehen kann, wurden Fahrräder auf die Straße geworfen, Polizisten mit Feuerwerkskörpern beschossen. Die Polizei konnte die Krawalle bis Mitternacht
beenden.

Einige Geschäfte in Venlo sind
mit Holzbrettern verbarrikadiert

Tabbers berichtet, dass die Einwohner von Venlo „erschrocken“ über die Krawalle seien. Einige Einzelhändler in der Innenstadt hätte die Schaufenster ihrer sowieso geschlossenen Geschäfte mit Holzbrettern verbarrikadiert. Viele seien in Sorge, dass sich die Unruhen wiederholten. Die sozialen Medien würden genau beobachtet. In Venlo, aber auch in Roermond, haben die Bürgermeister eine Notverordnung erlassen. Diese gibt der Polizei größere Befugnisse. Die Polizeibeamten können Menschen auf der Straße präventiv durchsuchen. Auch ist außer der Nasen-Mund-Maske keine Gesichtsbedeckung gestattet, die Geldstrafen können erheblich höher ausfallen.

Die Ausgangssperre gilt vorerst bis zum 9. Februar. Im kleinen Grenzverkehr wird von einem Besuch in Venlo abgeraten, verboten ist das allerdings nicht. In Venlo sind außer Lebensmittelläden alle Geschäfte geschlossen, ebenso Gaststätten und kulturelle Einrichtungen. Über die Situation ist Marcel Tabbers nicht froh: „Die ganze Venloer Innenstadt lebt von den Besuchern aus Deutschland.“ Die Einzelhändler stünden finanziell wie mental unter Stress.

In den niederländischen Medien werden die vorwiegend jugendlichen Krawallmacher als Corona-Leugner, aber auch als gewaltbereite Hooligans und Neonazis bezeichnet. Beobachter weisen immer wieder darauf hin, dass die Niederländer ihre Freiheit als Bürger sehr viel stärker empfinden als anderswo.

Unruhen gab es auch in Urk, einem Ort mit einer Mehrheit aus strenggläubigen reformierten Calvinisten. Bei den Gläubigen im Bibelgürtel der Niederlande sei eine Impf-Skepsis weit verbreitet.