Gewerbegebiete Nettetal-West ist ein Erfolgsmodell

Nettetal. · Die Stadt scheint in der Wirtschafts-förderung auf gutem Wege zu sein.

Auf der Brata-Baustelle in Breyell ist das Gebäude bereits gut sichtbar, auch von der Autobahn.

Foto: Knappe, Joerg (jkn)

Vor den Mitgliedern der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU sprach Bürgermeister Christian Wagner (CDU) davon, die Stadt Nettetal habe den „Turn around“ geschafft. Weniger neudeutsch heißt das, die Stadt habe die Wende geschafft, und das in einem Zeitraum von 15 Monaten.

Ein schon von weitem gut sichtbares Zeichen ist der Neubau von Brata. Der Paniermehlhersteller Brata KG aus Neuss lässt auf dem Gelände an der Dülkener Straße in Breyell bauen. Zunächst sollen 30 neue Arbeitsplätze entstehen, nach dem Endausbau sollen es 60 bis 70 werden. Insgesamt investiert das Familienunternehmen 45 Millionen Euro.

Das Unternehmen produziert an der Erprather Mühle an der Erft in Neuss Paniermehl. Brata will schon lange die Produktion erweitern, doch am bisherigen Standort war das nicht mehr möglich. Man fand in Neuss kein geeignetes Grundstück, und so kam man vor anderthalb Jahren mit Nettetal in Kontakt. Und dann ging alles sehr schnell. Brata-Geschäftsführer Michael Wiesner sprach sogar von einer „rekordverdächtigen Zeit“ für die nötigen Planungsgrundlagen.

Zwischen Breyell und der Autobahn wird eine Produktionshalle mit Lagerflächen gebaut: 142 Meter lang, 60 Meter breit und bis zu 23 Meter hoch. Mitte des nächsten Jahrzehnts soll ein zweiter Bauabschnitt folgen. Schon jetzt kann man den Neubau gut von der Autobahn als sichtbares Zeichen, dass sich was tut, sehen.

Auch wenn Brata ein großes Projekt ist, meint Wagner mit der Wende vielmehr das Gewerbegebiet Nettetal-West, das lange als Venete grenzüberschreitend vor sich hin dümpelte. Trotz Glasfaseranschluss, einem direkten Anschluss an die Autobahn A 61, dazu dem niedrigsten Gewerbesteuer-Hebesatz im IHK-Kammerbezirk gelangen keine Ansiedlungen. Erst nachdem die Stadt selber die Vermarktung übernahm und das Gewerbegebiet in Nettetal-West umbenannte, stellten sich Erfolge ein. Zuerst wurde ein 6,1 Hektar großes Areal an die Habacker Holding aus Düsseldorf verkauft. Dort werden 20 Millionen Euro investiert. Als erster Mieter konnte das Unternehmen Röhling Logistics gewonnen werden, das dort ein E-Commerce-Lager für Bad- und Küchenartikel betreiben will. Ende 2019 soll es mit dem Waren-Umschlag beginnen.

Garbe will 17 Millionen Euro
in neue Gebäude investieren

Es folgte das Bauvorhaben der Firma Garbe mit einem Investitionsvolumen von etwa 17 Millionen Euro. Die Stadt verkaufte eine Fläche von 3,2 Hektar an eine Tochtergesellschaft der Garbe Industrial Real Estate in Hamburg. Garbe sieht dort zwei Hallen in einer Größe von 10 500 und 7950 Quadratmetern vor, dazu noch Büroflächen. Als Ankermieter wurde ein globales Unternehmen für Kunststoffprodukte genannt, das seine europäischen Aktivitäten ausweiten will.

Wirtschaftsförderer Hans-Willi Pergens merkte bereits 2018 auf der Expo Real in München, dass Investoren die Flächen in Nettetal-West auf dem Schirm haben. Interessant dabei ist aber noch ein anderer Punkt. Es geht nicht nur um Flächenverkauf, sondern auch um Qualität und Nachhaltigkeit für die Zukunft. In seiner Haushaltsrede wies Bürgermeister Wagner darauf explizit hin: „Zu einer lebendigen, nachhaltig wachsenden Stadt gehören auch gute Arbeitsplätze für die Menschen. Bereits schon jetzt werden in unseren Gewerbegebieten durch Nettetaler Unternehmen Gewerbegebäude entwickelt, die unter Anwendung von Cradle-to-Cradle (C2C) ökologisch gebaut, gesund errichtet und wirtschaftlich nutzbar sind.“

Mit dem System „von der Wiege zur Wiege“ wird ein Warenkreislauf beschrieben, in dem Produkte nur aus solchen Materialien verwendet werden, die nach der Nutzung entweder in biologische Kreisläufe zurückgeführt oder als „technische Rohstoffe“ wiederverwertet werden können. Entwickelt hat C2C der deutsche Chemiker Michael Braungart zusammen mit dem US-Architekten William McDonough. hb