Archivschatz aus Breyell Historische Fotos erzählen Breyeller Ortsgeschichte
Breyell/Kempen. · Fotograf Hans Goertz aus Breyell übergab dem Kreisarchiv sein gesamtes Archiv mit etwa 50 000 Motiven.
„Da kommt eine Menge Arbeit auf uns zu“, ist sich Michael Habersack sicher. Aber es ist eine Mühe, auf die sich der Archivar des Kreises Viersen freut. Der Breyeller Fotograf Hans Goertz (73) hat dem Kreis einen Schatz besonderer Art vermacht: sein Fotoarchiv, geschätzt sind es zwischen 45 000 und 50 000 Fotos aus der Zeit zwischen 1950 und 2013, gesammelt in 45 Ordnern und mehreren Kartons.
Es sind in der Hauptsache Negative, aber auch Abzüge und belichtete Glasplatten, alle sorgfältig datiert und betitelt. Gerade hat Hans Goertz noch Nachschub mitgebracht. Auf dem großen Konferenztisch im Kreisarchiv in der Kempener Burg liegen mehrere große Umschläge, aus denen Schwarz-Weiß-Fotos der 1930er Jahre hervorquillen. „Die sind von meinem Vater oder meinem Onkel“, sagt Hans Goertz. Das Fotografieren liegt ihm in den Genen.
Gegründet wurde das
Geschäft im Jahr 1930
Bekannt ist er in Breyell und Umgebung durch sein traditionsreiches Fotoatelier an der Josefstraße. Gegründet wurde das Geschäft im Jahr 1930 von seinem Vater Johannes und dessen Bruder Hubert im elterlichen Haus in Breyell-Berg. Hubert fiel 1941 in Russland, Johannes führte den Betrieb weiter. Im Jahr 1939/40 erfolgte der Umzug an den heutigen Standort an die Bahnstraße, die jetzt Josefstraße heißt. 1976 übernahm Hans Goertz den Betrieb von seinem Vater.
Zuvor hatte er eine Ausbildung zum Fotografen absolviert, bei der Bundeswehr und später bei der lokalen Presse in Nettetal als Fotograf gearbeitet. „Ich hätte mir nie einen anderen Beruf vorstellen können“, sagt er. Im Laufe des nächsten Jahres will er das Geschäft schließen, „mit einem lachenden und einem weinenden Auge“, wie er bekennt. Da stellte sich die Frage, wohin mit dem umfangreichen Geschäftsarchiv. „Es sollte in wirklich gute Hände kommen“, war die Voraussetzung. „Hier ist es am besten untergebracht“, sagt Hans Goertz mit Überzeugung.
Bis 1950 wurden die Fotos
auf Glasplatten belichtet
Diese Meinung teilt der Kreisarchivar: „Zu unserem Auftrag gehört es auch, Archivalien von Privatleuten und Vereinen zu übernehmen, die für die Geschichte des Kreises von Bedeutung sind“, erläutert Michael Habersack, zumal wenn sie von professionellen Fotografen stammten, also qualitativ hochwertig seien. Das seien wunderbare Zeitdokumente, sehr breit angelegte Dokumentationen von gesellschaftlicher Relevanz. Er zeigt auf dem Beamer einige der Fotos aus der Schenkung.
Über Jahrzehnte hielten Vater und Sohn bei jedem wichtigen gesellschaftlichen Ereignis im Ortsleben die Linse drauf: Schützenfeste, Vereinsjubiläen, Kommunionfeiern, Priesterweihen, Karnevalsveranstaltungen, Einweihungen, Firmenporträts. Bis 1950 wurden die Fotos auf Glasplatten belichtet, die kaum konservatorische Probleme bieten und in hervorragender Qualität erhalten sind. Ab 1960 gibt es die Negativstreifen, die bei Beschädigungen digitalisiert werden müssen.
Eine Fundgrube für Heimatinteressierte tut sich hier auf. Habersack fällt da gleich der Viersener Heimatverein oder die Kempener „Bildscheskieker“ ein, die sich mit Fotoarchivalien befassen, sie auswerten, in Buchform oder als Kalender veröffentlichen. Demnächst soll das Archiv der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Aber zuvor wartet halt die Arbeit. „Wir müssen tatsächlich jedes Foto durchschauen und verzeichnen“, sagt Kreisarchivar Habersack. Über ein Suchprogramm des Archivs kann dann später mithilfe eines Stichworts das passende Foto aufgefunden werden. „Da werden wir die Hilfe von Herrn Goertz bestimmt noch öfter in Anspruch nehmen“, sagt Habersack.