Niederkrüchten bereitet sich auf 2500 Flüchtlinge vor

Auf dem Elmpter Flughafengelände gibt es noch viel zu tun — nicht nur baulich, sondern auch konzeptionell.

Foto: Busch

Niederkrüchten. Nur einmal an diesem Abend droht die Stimmung zu kippen: Da ereifert sich ein Mann, dass Flüchtlinge „eine soziale Bedrohung“ seien, dass im gemeindlichen Leben „nichts so bleibt, wie es ist“. Dafür gibt es leisen Applaus. Lauten Applaus gibt es, als Bürgermeister Herbert Winzen dem Mann, der gerade über das Ende der Volksdemokratie und über unverantwortliche Wohltaten für Ausländer und Asylanten ledert, das Wort entzieht. Ja, es geht mitunter turbulent zu in dieser Informationsveranstaltung. Aber die große Mehrheit der Wortmeldungen in der randvollen Begegnungsstätte zeugt von einer offenen, konstruktiven, hilfsbereiten, besonnenen Grundhaltung. Das ist das positive Signal aus Niederkrüchten.

Unbefriedigend ist hingegen, dass die Delegation um Regierungspräsidentin Anne Lütkes den über 600 Bürgern viele Fragen nur vage beantworten kann — speziell zum sensiblen Thema Sicherheit, das viele Bürger in ihren Wortmeldungen umtreibt. Darum nimmt Winzen der Regierungspräsidentin die Zusage ab, sich vor der Eröffnung der Flüchtlingsunterkunft noch einmal den Bürgern zu stellen: Dann sollen die einzelnen Konzepte — zum Beispiel Sicherheit, medizinische Versorgung, Unterbringung — detaillierter vorgestellt werden.

Bis Anfang Dezember sollen die Unterkünfte auf dem ehemaligen Militärgelände baulich hergerichtet sein. Für Mitte Dezember ist der Erstbezug geplant. 2500 Flüchtlinge sollen hier zunächst untergebracht werden. Laut Lütkes ist es die erste Einrichtung dieser Größe in NRW.

Die Notunterkunft (NU) für 2500 Flüchtlinge bleibt laut der öffentlich-rechtlichen Vereinbarung zwischen dem Land NRW und der Gemeinde bis zum 30. Juni 2016 bestehen. Danach wird die NU in eine sogenannte Zentrale Unterbringungseinrichtung (ZUE) überführt. Darin werden nur noch 1000 Flüchtlinge untergebracht. Die ZUE ist bis zum 30. Juni 2021 befristet. Eine Verlängerung der Laufzeit ist laut Vertrag „unter allen Umständen ausgeschlossen“.

Ein klares „Ja“ konnte sich Regierungspräsidentin Anne Lütkes auf diese Frage nicht abringen: Die Vereinbarung mit der Gemeinde sehe 2500 Plätze vor. Bürgermeister Herbert Winzen ergänzte: „Die Zahl 2500 ist festgeschrieben. Ich bin sicher, dass das Land sich daran hält.“

Das Sicherheitskonzept ist in Arbeit. Details sind noch nicht bekannt. Das Land wird ein Sicherheitsunternehmen beauftragen, sagte Lütkes. Nach den Skandalen um Misshandlungen und Demütigungen von Flüchtlingen durch Wachpersonal in Flüchtlingsunterkünften seien die Anforderungen an die Unternehmen erheblich verschärft worden. In Elmpt soll rund um die Uhr pro 100 Flüchtlinge ein Sicherheitsmann zur Verfügung stehen, erklärte Peter Andres vom Landesamt polizeiliche Dienste NRW. Für den Brandschutz solle auf dem Gelände eine Betriebsfeuerwehr beauftragt werden, sagt Lütkes.

Auch diese Frage ist noch offen. Die Tendenz scheint dahin zu gehen, auf dem Gelände eine eigene ärztliche Versorgung aufzubauen.

Einrichtung und Betrieb der Unterkunft werden komplett vom Land bezahlt, betonte Winzen. Der Gemeinde entstünden keine Kosten.

In der bis 30. Juni 2016 betriebenen Notunterkunft bleiben die Flüchtlinge in der Regel nur maximal drei Wochen, ehe sie in eine Regeleinrichtung gebracht werden. In der Zentralen Unterbringungseinrichtung (ZUE), die ab Juni 2016 eingerichtet wird, beträgt die Verweildauer bis zu drei Monate.

Ja. Sascha Korte, Geschäftsführer des Unternehmens European Homecare (EHC), das vom Land mit dem Betrieb der Einrichtung beauftragt wurde, sprach von 80 bis 100 neuen Mitarbeitern, die eingestellt würden. Benötigt würden zum Beispiel Hausmeister, Küchenkräfte, Erzieher, Sozialarbeiter und Verwaltungskräfte.

Ehrenamtliches Engagement ist erwünscht und willkommen. Es ist geplant, eine Anlaufstelle für Interessenten einzurichten.