Orakel, Opfer, Aderlass
Im Freilichtmuseum Dorenburg dreht sich alles ums Thema Blut.
Grefrath. Ein Krimi ist nichts dagegen: Blutspritzer an der Scheibe, blutige Fußabdrücke, blutverschmiert die rechte Hand des Mordopfers. Alles zwar nur nachgestellt, dafür aber mit echtem Blut: „Ein Rechtsmediziner aus Köln hat sich extra Blut abgezapft, damit alles realistisch wirkt“, erklärt Anke Wielebski. Die Tatort-Szene ist Teil der Sonderausstellung „Blut-Werte“, mit der das Niederrheinische Freilichtmuseum Dorenburg am Sonntag die Saison eröffnet.
Schuld ist Nosferatu: „Im Gespräch über Vampirismus entstand die Idee zur Blut-Ausstellung“, erläutert der scheidende Museumsleiter Heinz-Peter Mielke. Seine Stellvertreterin Anke Wielebski habe in ihrer ersten Ausstellung in der Dorenburg „ein spannendes Thema meisterlich umgesetzt“.
In der Tat gibt’s eine Menge Erstaunliches zu sehen, von lebenden Blutegeln und einem Büffelhorn fürs Blutorakel übers Blutpapier der Maya, bis zum Schächtermesser und dem Nosferatu-Stummfilm. „Blut spielt ja, abgesehen vom medizinischen Aspekt, eine große Rolle in der Kulturgeschichte, in Mythen und Religion, in Glaube und Aberglaube“, sagt Anke Wielebski.
Schweineblut sei zum Beispiel ein niederrheinisches Brauchtum, wie überhaupt Speisen aus warm gewonnenem Blut vielerorts auch heutzutage beliebt seien. Doch die Ausstellung dringt viel tiefer ein in menschliche Neigungen und Abgründe. Das Blut Christi als wesentlicher Bestandteil christlicher Heilsgeschichte wird symbolisiert in sakralen, Blut im Opferkult anderer Religionen und Kulturen hingegen in rituellen Gegenständen.
Medizinisches Gerät zum Aderlass, Dokumente wie die Patenturkunde der Damenbinde von 1933 sind Exponate, die teils als Leihgaben von Museen aus ganz Deutschland zur Verfügung gestellt wurden.
So außergewöhnlich die Zusammenstellung der „Blut-Werte“, so informativ ist sie auch: Wer weiß schon, dass der Blutkreislauf erstmals 1628 in England richtig erforscht wurde? Gut sichtbar jedenfalls ist das getrocknete Blut im „Mord-Tatort“. Aus gutem Grund: „Genau darum haben wir ja echtes Blut genommen“, sagt Anke Wielebski, „Schweineblut sieht nämlich ganz anders aus.“