Pfarrer Matthias Engelke sagt Nettetal „Tot ziens“
Der Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Lobberich-Hinsbeck zieht mit seiner Frau Beate in ein holländisches Kloster.
Lobberich. Frieden, immer wieder geht es ihm um Frieden. Damals, vor zwölf Jahren, als er sein Amt antrat, nannte er „Frieden und Versöhnung“ als seine wichtigsten Aufgaben. Jetzt, da er sein Amt aufgibt, will er sich ganz seinem Herzensanliegen widmen: Matthias Engelke, Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Lobberich-Hinsbeck, scheidet im August aus dem Amt. Er will Friedensforschung betreiben und geht dafür mit seiner Frau Beate Engelke ungewöhnliche Wege.
„Als Pfarrer geht es mir um Seelsorge, Gemeindeleitung und Friedensarbeit. Aber das alles kann eine einzelne Person gar nicht alles leisten“, nennt Engelke den Grund, der ihn „länger schon“ umtreibe, sich für eine Sache entscheiden zu müssen. Schon in jungen Jahren widmete er sich der Friedenstheologie. Versöhnung und Gewaltfreiheit bestimmen bis heute sein Wirken — auch in der Gemeinde.
Als Engelke 2003 Pfarrer von Lobberich wurde, fand er eine zerstrittene Gemeinde vor: Die Pfarrstelle war anderthalb Jahre vakant, fürs Presbyterium fanden sich kaum Kandidaten, viele Aufgabenbereiche lagen brach. Typisch Engelke, würde man heute darüber sagen, wie er damals reagierte: Er betete und fastete, damit „auch die Gemeindemitglieder, die nicht einmal mehr miteinander reden, sich wieder an einen Tisch setzen“.
Heute „funktioniert“ die Kirchengemeinde. Sie ist geprägt von Gottesdiensten und Jugendarbeit, von gelebter Solidarität wie dem Einsatz für benachteiligte Menschen. Die Ära Lobberich sei seine „schönste Zeit als Pastor“ gewesen. Also ein Abschied, der schwerfällt, aber keine Wunden reißt: „Ein Pfarrer steht der Gemeinde vor, ist in der Gemeinde, aber gehört nicht zur Gemeinde“, umschreibt Engelke, dass ein Seelsorger ein Beauftragter auf Zeit ist.
Allerdings kann ein Pfarrer nicht einfach von sich aus entscheiden, aufzuhören und ein Jahr unbezahlten Urlaub für Friedensforschung zu nehmen. Presbyterium und Landeskirche segneten Engelkes Vorhaben ab. Damit nicht genug: „Die Familie muss das natürlich mittragen“, so Beate Engelke. Auch Sohn und Tochter, beide Studenten, akzeptierten das Vorhaben. Es ist so geplant: Mindestens ein Jahr werden Beate und Matthias Engelke im Kloster St. Michael der Missionare in Steyl leben, die Kontakte kamen über einen befreundeten Pater.
Nach einer „Probezeit“ meinten das evangelische Paar und die katholischen Ordensleute, sich für eine Übergangszeit aneinander gewöhnen zu können. Beate Engelke bleibt in der Nettetaler Flüchtlingsarbeit aktiv. Sie wird weiter als Konrektorin der Kreuzherrenschule in Brüggen arbeiten, ihr Einkommen sichert beiden den Lebensunterhalt.