„Richtige Festivalbesucher halten auch ’nen Sturm aus“
Hunderte Fans feierten trotz des schlechten Wetters beim „Eier mit Speck“.
Viersen. Auf dem Zeltplatz gleich hinter der Bühne herrscht am Samstagmittag gespenstige Stille. Dort, wo eigentlich laute Musik aus den Boxen dröhnen sollte, wo junge Menschen eine Party feiern, wo nackte Oberkörper zum Dresscode der Herren gehören und Bier in Mengen getrunken wird, ist Stille. Keine Lieder, keine Stimmung.
Wer am Samstagmittag über das Festivalgelände am Hohen Busch blickte, der sah viele müde Gesichter. Die Zeltplätze, die am Freitagabend noch eine einzige große Party gewesen waren, sind verlassen. Überall metallene Gerippe von abgedeckten Zelten. Leere Bierdosen liegen herum.
Das Unwetter, das am selben Tag über Nordrhein-Westfalen hinweggezogen war, hatte den Besuchern des Viersener Rockfestivals „Eier mit Speck“ die Stimmung vermiest. Denn das Bühnenprogramm konnte nicht wie geplant am Mittag beginnen, immer wieder wurde der Start nach hinten verschoben. Erst um 19 Uhr hieß es: Bühne frei!
Gefeiert wird am Samstagmittag erst einmal anderswo. Mehrere hundert Besucher hocken gemeinsam unter dem Tribünendach des Stadions am Hohen Busch eine Party. Das große Dach war neben der benachbarten Reithalle eine von zwei Notunterkünften, die die Veranstalter wegen des Regens für die Besucher geöffnet haben.
Die Tribüne ist randvoll. Vor der Menge steht ein einziger Mann auf einer Leiter, der die Menge einpeitscht. Drei Mal laufen Flitzer, also Nackte über den Rasen — die Menge feiert sie mit tosendem Applaus. Viele Besucher reisen am Samstag wegen des Wetters früher ab. Die Meisten aber bleiben. Einer von ihnen ist Oliver aus Mönchengladbach. „Richtige Festivalbesucher halten auch mal ’nen Sturm aus“, sagt er. „Das Wetter war schon ätzend, aber wir haben keine Sekunde daran gedacht, zu gehen.“ Erst heute, am Montagmorgen, reist seine Gruppe ab.
Das Warten hat sich gelohnt, denn das Wetter am Sonntag ist besser. Der Zeltplatz sieht schon wieder besser aus. Es läuft wieder Musik, die mit der Zeit auch lauter wird. Gegen Mittag liegen viele der Festivalbesucher noch verkatert in den Zelten, aber mit jeder Stunde wird die Schlange vor dem Eingang zum Bühnenbereich aber voller.
Die Stimmung am letzten Festivaltag ist krachend. Die Besucher, die für den Samstag eine Tageskarte bezahlt hatten, aber wegen des Wetters zu Hause bleiben mussten, haben vom Veranstalter ein Eintrittsbändchen für den Sonntag bekommen. Bis zum Abend strömen immer neue Besucher auf das Gelände. Andere packen schon die Taschen. „Das ist normal. Einige wollen das Gelände Sonntagsabends schnell verlassen, weil sie am Montag arbeiten müssen. Aber eigentlich ist es besser, sich den Montag freizunehmen“, sagt Katharina, die an einem der Bierstände arbeitet.