Neue Perspektive: Schwester Bianca sattelt um
Die 30-Jährige macht eine Ausbildung zur Altenpflegerin bei einem ambulanten Pflegedienst in Willich.
Willich. Eigentlich hat sie als gelernte Arzthelferin eine Ausbildung und eine berufliche Perspektive — aber die war ihr nicht sicher genug. Stattdessen sattelt die 30-jährige Bianca van Koll jetzt um und macht berufsbegleitend beim DRK BsE gGmbH Kreis Viersen — einem ambulanten Pflegedienst des DRK Landesverbandes Nordrhein — eine Ausbildung zur Altenpflegerin.
Und das drei Jahre lang. „Ich will nicht irgendwann wegen eines Rückenleidens berufsunfähig sein und nicht wissen, wie es weiter geht. Die Ausbildung zur staatlich anerkannten Altenpflegerin bringt viel mehr Entwicklungsmöglichkeiten über Weiterbildungen“, nennt sie ihre Gründe. Für diese neue Berufsperspektive nimmt sie einiges auf sich: Sie arbeitet sechs Wochen im Schichtdienst mit den Kunden, dann folgen vier Wochen mit einem Schulblock am Fachseminar der Diakonie in Düsseldorf-Kaiserswerth.
Das aber heißt: Vormittags arbeitet Schwester Bianca in ganz normalen Dienst für ihre Patienten, von 15 bis 20.30 Uhr geht es zum Unterricht. Zusätzlich stehen zwei Praktika in Pflegeheimen und einmal in einer Facheinrichtung für Menschen mit altersbedingten psychiatrischen Veränderungen im Lehrplan.
Dazu führt die junge Frau mit ihrem ebenfalls berufstätigen Lebensgefährten einen Haushalt. Beide kümmern sich — verstärkt durch Oma und Freunde — um die neunjährige Tochter. „Uns ist es wichtig, dass immer jemand für das Kind da ist“, schildert van Koll. Ihre Chefin Ulrike Hagel-Leder unterstützt sie ebenfalls: „Schwester Bianca hat schon mehrere Jahre bei uns als Pflegekraft gearbeitet, sie darf aber bisher nur die Tätigkeiten ausüben, die auf Grund ihrer Ausbildung zulässig sind“, sagt sie.
Bianca van Koll weiß: Für ihre Arbeit begeistert sich nicht jeder, für sie ist es aber der richtige Weg. Nach weniger guten Erfahrungen in ihrem ersten Beruf und bei einem anderen Altenpflege-Unternehmen — „da wurde ich nicht angelernt und hatte nach drei Monaten die Schultersehne eingeklemmt“ — kam sie 2011 zum DRK in Willich. „Hier wurde ich erstmal geschult und durfte nur mitfahren. Heute arbeite ich selbstständig in meinem Bereich. Sie versuche sich vorzustellen, „wie ich gerne gepflegt werden würde. Es ist schön, wenn man morgens reinkommt und angelacht wird.“
Es gebe aber auch schwierige Situationen: unfreundliche oder durch das Alter aggressive Patienten oder die Begegnung mit dem Tod. So kam sie einmal frühmorgens in eine Wohnung und fand den Ehemann einer dementen Frau tot auf der Toilette. „Das muss man verkraften. Zuerst arbeitet man, aber später kommt der Zeitpunkt, an dem man über alles nachdenkt. Aber es gehört zu unserem Beruf, die Menschen so gut zu versorgen und zu begleiten, dass sie ohne Angst über die Schwelle gehen können“, so van Koll. nomi