Vorfall in Genholt Chemie-Unfall bei Teknos in Brüggen

Brüggen · Bei der Firma Teknos an der Brachter Straße 92 ist am Samstag im Lager eine unbekannte Flüssigkeit ausgelaufen. Ein Fall für die Spezialisten vom ABC-Zug West.

Eine dampfende, für die Feuerwehr unbekannte Flüssigkeit, die in einem leeren Lager der Teknos Deutschland GmbH auslief, hat am Samstag um 13.30 Uhr für einen mehrstündigen Einsatz von fast 200 Feuerwehrleuten in Brüggen-Genholt gesorgt. Um Platz für die zahlreichen Fahrzeuge zu schaffen, musste die B 221 zwischen Brüggen-Bracht und Brüggen komplett gesperrt werden. Verletzt wurde niemand. Laut Feuerwehr bestand keine Gefahr für Menschen. Nach sechs Stunden war der Einsatz beendet. „Seit 15 Jahren hat es keinen vergleichbaren Einsatz gegeben“, sagt Brüggens stellvertretender Löschzugführer Stefan Moers.

Der Löschzug Bracht war unter dem Stichwort „Gefahrenmeldeanlage“ zu dem Industriebetrieb an der Brachter Straße 92 alarmiert worden. Die ersten Kräfte konnten anhand der Anzeige am Feuerwehrbedienfeld den betroffenen Bereich eingrenzen. Im Lager entdeckten sie eine dampfende Flüssigkeit, die aus einem Stahlbehälter lief. Um die unbekannte Flüssigkeit zu identifizieren, forderten sie Spezialisten vom ABC Zug West, ABC Erkunder und den Einsatzleitwagen 2 (ELW2) des Kreises Viersen an. Auch Firmenvertreter wurden informiert. Der ABC-Zug West ist spezialisiert auf die Abwehr atomarer, biologischer und chemischer Stoffe: Er wurde zudem unterstützt von Freiwilligen der Feuerwehren Nettetal und Viersen; außerdem wurden weitere Kräfte aus Kempen, Willich und Niederkrüchten alarmiert.

Als die Spezialisten eintrafen, bauten sie den Bereitstellungs- und Dekontaminationsbereich auf. Ein Trupp in Chemikalienschutzanzügen erkundete den Bereich. Vertreter des Unternehmens hatten inzwischen auch darüber informiert, um welche Flüssigkeit es sich handeln könnte. In dem Betrieb werden unter anderem Pulver und Lacke zur Oberflächenbehandlung hergestellt. Der ABC-Zug bestätigte die ersten Erkundungen, führte eine Temperaturmessung an dem Gebinde durch. Dabei zeigte sie eine erhöhte Temperatur – ein Zeichen für eine Wärme freisetzende chemische Reaktion (exotherme Reaktion) innerhalb des Gebindes. Die Flüssigkeit hatte sich inzwischen auf einer Fläche von fünf Quadratmetern ausgebreitet. Der Bereich wurde mit einem Chemikalienbinder abgestreut; damit war eine mögliche Gefahr gebannt.

Der mehrstündige Polizeieinsatz hatte auch Folgen für den benachbarten Natur- und Tierpark von Helga und Stephan Kerren an der Brachter Straße. „Dadurch, dass die Bundesstraße gesperrt war, konnten keine Besucher zu uns kommen; es war ungewöhnlich ruhig“, erzählt Tierpark-Chef Stephan Kerren.

Polizei und Feuerwehr hätten ihn fortwährend über die Einsatzlage in dem nahen Unternehmen informiert; eine Evakuierung sei aber nicht notwendig gewesen.