Auftakt am Freitag, 19. Januar Demos in Nettetal und Viersen gegen Hass und Extremismus geplant

Viersen/Nettetal · Nach Großdemonstrationen gegen Rechtsextremismus in Berlin, Düsseldorf und Duisburg sind auch im Kreis Viersen zwei Demonstrationen geplant. Die erste ist schon diesen Freitag.

Nach dem Geheimtreffen von AfD-Mitgliedern und Rechtsextremisten in Potsdam kam es in verschiedenen Städten zu Demonstrationen. Unser Foto entstand in Schwerin.

Foto: dpa/Ulrich Perrey

Ein Zeichen gegen Extremismus setzen, für die Demokratie eintreten. Das hat Viersens Bürgermeisterin Sabine Anemüller (SPD) gemeinsam mit den Ratsfraktionen beim Neujahrsempfang in der Festhalle getan.

Eine gute Idee, sagt Gudio Gahlings von den Nettetaler Grünen. So gut, dass für Freitag, 19. Januar, auch die Nettetaler Politiker dazu aufrufen, für die Demokratie auf die Straße von Nettetal-Lobberich zu gehen. In der Kreisstadt Viersen ist eine Demonstration gegen Rechtsextremismus für den 2. Februar geplant. Dort hatte der „Verein für Erinnerungskultur Viersen 1933-45“ die Demonstration angemeldet.

Am Donnerstag wurde für die Nettetaler Demonstration (Motto: „Haltung zeigen - für Demokratie, gegen Hass und Extremismus“) ein großes Banner gemalt, das noch zusammengenäht werden muss. „Extremismus - ob von rechts oder von islamistischer Seite - ist zurzeit für viele Menschen ein Thema. Sie wollen etwas tun“, meint der Nettetaler Grünen-Sprecher. Als aktuelles Beispiel nennt er das Geheim-Treffen von AfD, Werteunion, einzelnen CDU-Mitgliedern und Rechtsextremisten Ende November in Potsdam, bei dem ein „Masterplan“ für so genannte Remigration diskutiert wurde — eine Massenverdrängung all jener, die nach rechtsextremer Ideologie nicht zum deutschen Volk gehören und deswegen nicht in Deutschland leben sollen, unabhängig davon, ob sie einen deutschen Pass haben oder nicht. Oder auch ein aktueller Skandal um eine Scharia-Polizei an einer Gesamtschule in Neuss.

Für diesen Freitag, 16 Uhr, haben die fünf Netettaler Ratsfraktionen CDU, Grüne, SPD, WiN und FDP zu einer gemeinsamen Kundgebung aufgerufen. Treffpunkt ist der Innenhof des Nettetaler Rathauses am Doerkesplatz in Lobberich, von dort aus wollen die Teilnehmer gemeinsam durch die Fußgängerzone zum Alten Rathaus ziehen. Dort ist geplant, das nicht nur Nettetals Bürgermeister Christian Küsters (Grüne) eine kurze Rede hält, sondern für jeweils rund drei Minuten auch die fünf Fraktionsvorsitzenden ihre Positionen darlegen.

„Ich bin gespannt, wie viele Menschen tatsächlich kommen werden“, sagt Guido Gahlings auch mit Blick auf das frostige Wetter. Er hatte bereits zahlreiche lokale Gruppierungen angesprochen, so etwa Sportvereine, Karnevalisten, den Moscheeverein, Vertreter von Kirchen oder den Tafelverein. Er habe einiges an positiver Resonanz erfahren. Unterstützung haben am Donnerstag die SPD im Kreis Viersen und die Ortsgruppe Nettetal der Gewerkschaft Komba angekündigt: „Wer die Presse der letzten Tage genau gelesen hat, muss sich aufgrund von Deportationsfantasien und dem beim Treffen anwesenden Teilnehmerkreis sicherlich die Frage stellen, wie weit diese Gedanken in der Mitte unserer Gesellschaft bereits angekommen sind“, erklärt Komba. „Es ist an der Zeit, laut die Stimme zu erheben und Haltung zu zeigen gegen Hass, Hetze und Extremismus.“

Demo „für Demokratie und Demokratiebewusstsein“

In Viersen wird am Freitag, 2. Februar, ab 16 Uhr „für Demokratie und Demokratiebewusstsein“ demonstriert. „Die Stimmung in unserem Land wird rauer. Eine laute und extreme Minderheit besonders in den sozialen Medien vergiftet das Klima“, sagt Mirko Danek vom Verein für Erinnerungskultur, der die Demo ausrichtet. Sie wird breit getragen: Von der Viersener Arbeiterwohlfahrt bis zum Verein für Heimatpflege, von der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg Viersen über die Jusos bis zu den „Omas gegen Rechts“ reicht das Unterstützerbündnis. Auch CDU, SPD, FDP und Grüne in Stadt und Kreis Viersen rufen zur Teilnahme auf.

„Rechtsextreme Strukturen und rechtsextremes Gedankengut sollten niemals unterschätzt werden, auch nicht im Kreis Viersen“, sagt Danek. „Lasst für einen weltoffenen und sozialen Kreis Viersen eintreten und verurteilt mit uns jegliche gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit wie Rassismus, Antiziganismus, Antisemitismus oder auch religiös begründeter faschistischer oder rassistischer Ideologien. So etwas hat keinen Platz in unserer Gesellschaft.“ Treffpunkt ist um 16 Uhr die Remigiuskirche, die Kundgebung beginnt um 16.30 Uhr nach einem Demonstrationszug durch die Innenstadt auf dem Sparkassenvorplatz.