Diese glücklichen Gänse dürfen St. Martin überleben

August Zanders züchtet Gänse — jedoch nicht als Bratenschmaus, sondern um deren Eier zu verkaufen.

Foto: Busch

Viersen. Fast im Gleichschritt laufen die Gänse von August Zanders über die Wiese. Bei ihrem Anblick wird klar, woher der Ausdruck „Gänsemarsch“ stammt. Einige von den rund 1000 Tieren sind schon 20 Jahre alt. Sie haben Glück, denn um als Martinsgans auf dem Teller zu landen, sind sie schon zu alt.

„Gänse, die gegessen werden, sind in der Regel vier bis fünf Monate alt“, sagt Zanders und fügt hinzu: „Zinkt Mattes legt de Gies“, was so viel bedeutet, dass ab dem 24. Februar, an dem der Name Matthias Namenstag hat, die Gans anfängt, Eier zu legen. Nach 30 Tagen Brutzeit schlüpft dann das Gänseküken und ist pünktlich zu St. Martin schlachtreif.

Oder eben nicht. Denn auf dem Hof von August Zanders dürfen Gänse in der Regel eines natürlichen Todes sterben. „Außer, es ist mal ein Tier krank und schwach, dann wird es aus der Herde genommen“, erklärt er.

Seit 50 Jahren hält Zanders Gänse. Schon als Kind hatte der heute 63-Jährige Interesse an Tieren. „Ich hatte eine Ziege, Schafe und mit sieben Jahren auch Hühnerküken“, sagt er.

Später hielt Zander er vor allem Milchkühe und Schweine. Auf den Feldern zog er Kartoffeln, Zuckerrüben, Getreide und Feldfutter für die Rinder. Die Schweine und Kühe sind nach und nach verschwunden, geblieben sind die Wiesen und Ställe. Und so ist Zanders zu seiner Gänseschar gekommen. „Ich konnte so die Gebäude verwerten und die Tiere haben mir, das Gras kurzgehalten“, erzählt er.

Dass Gänse nur für die Eier-Produktion gehalten werden, ist selten. „Der Eierkonsum war vor vielen Jahren fast ausschließlich zur Osterzeit üblich. Gänse wurden hauptsächlich gehalten für die Nachzucht. Dann wurden sie gemästet, um an St. Martin oder Weihnachten einen schmackhaften Gänsebraten zu haben.“

Zanders hingegen hat einen ganz anderen Gedanken, wenn er an seine Tiere denkt. „Mein Ziel ist es, dem Verbraucher ein Produkt zu bieten, dass eben nicht jederzeit im Supermarkt zu kaufen ist.“ Dennoch ist es nicht einfach mit den lieben Tieren. Oder mit den Menschen. Denn Gänseeier sind teuer. Rund zwei bis drei Euro, je nach Region, zahlt der Verbraucher für ein Ei. „Daher werden die Eier zu besonderen Anlässen gegessen. Zu Ostern könnten meine Tiere gern das zehnfache produzieren, aber sie legen nun mal Eier wie sie wollen.“

An manchen Tagen sind zu wenig Eier da, an anderen Tagen zu viele. „Doch ich habe es geschafft, dass die Eier so schmackhaft und dadurch das das ganze Jahr über beliebt sind.“ Wie er das gemacht hat? „Indem die Tiere ein schönes Leben haben und gutes Futter bekommen.“ So dürfen die Gänse das ganze Jahr tagsüber draußen sein und die Nacht im Stall verbringen. Dazu bekommen sie reines Getreide aus der Region. Ein Leben, von denen St. Martinsgänse nur träumen können.