Ehrenamtlicher Beerdigungsdienst in Viersen Auf der Suche nach den Leuchttürmen des Lebens
Viersen · Wenn auf Gabriele Krauses Telefondisplay die Nummer des Pfarrbüros St. Remigius aufleuchtet, weiß sie Bescheid: Sie bekommt einen Auftrag. Die frühere Lehrerin Gabriele Krause gehört seit 2017 zu dem Team aus Frauen und Männern, die regelmäßig als Laien Beisetzungen durchführen.
Die Organisation läuft über die Mitarbeiterinnen des Pfarrbüros, die alle formalen Informationen bezüglich der Beisetzung weitergeben.
Als Pfarrer Roland Klugmann vor zehn Jahren seinen Dienst in der Gemeinde St. Remigius antrat, gab es das Amt des ehrenamtlichen Beerdigungsleiters bereits. Und nicht nur in dieser Gemeinde. Seit 1990 werden im Bistum Aachen Laien nach einer standardisierten Ausbildung für den Begräbnisdienst in ihren Gemeinden beauftragt.
In der Gemeinde St. Remigius wurden im Jahr 2022 260 Menschen beerdigt. Davon übernahmen die Priester knapp 100. Die übrigen Verstorbenen wurden von einer oder einem der acht ehrenamtlichen Beerdigungs-Leiter und -Leiterinnen übernommen. „Das ist eine Entlastung für die Priester“, sagt Klugmann. „Und es kommt auch den veränderten Bedürfnissen der Menschen entgegen, die keine Exequien, sondern einen Wortgottesdienst bevorzugen.“
Vor sechs Jahren kam Helmut Finzel, einer der beiden Pfarrer in St. Remigius, auf Gabriele Krause zu und fragte sie, ob sie sich vorstellen könnte, in den Beerdigungsdienst einzusteigen. Erst einmal war sie unsicher. Heute, nach 150 durchgeführten Beerdigungen, weiß Gabriele Krause, dass es eine gute Entscheidung war, sich auf dieses Amt einzulassen. Sie empfindet es als eine bereichernde Aufgabe, in der sie den Angehörigen Sicherheit, ein wenig Trost und vielleicht auch Hoffnung geben kann. „Man bekommt auch ganz viel zurück, wenn man die richtigen Worte gefunden hat und die ausgewählten Texte zur Hoffnung werden auf dem Weg durch die Trauer“, sagt Gabriele Krause.
Wie sie während des Trauergesprächs mit den Angehörigen vorgeht, in denen die Details der Feier geklärt werden und sie etwas über das Leben des Verstorbenen hört, erklärt sie so: „Bei meinem Besuch bei den Angehörigen lasse ich ihnen viel Zeit, um zu erzählen. Dabei versuche ich, den roten Lebensfaden zu fassen zu bekommen, die Leuchttürme im Leben des Verstorbenen zu entdecken. Ich frage nach, was ihn ausgemacht hat, was das Besondere an ihm war.“
Das Wesentliche des Verstorbenen sichtbar zu machen, sei „eine Herausforderung“. Denn Gabriele Krause hat in der Regel keinen der 150 Menschen, die sie beerdigt hat, persönlich gekannt. In dem, was die Menschen über den Toten berichten, steckt all ihre Dankbarkeit für das gemeinsame Leben. Den Angehörigen sei es wichtig, dem Verstorbenen eine schöne, würdige Trauerfeier zu geben, denn das sei das Letzte, was sie noch für ihn tun können.
Sehr bedeutsam empfindet Gabriele Krause die Tatsache, dass sie „mit so vielen Lebensentwürfen in Berührung“ kommt, erfährt, was Menschen schaffen und erreichen, was sie erleiden und erdulden müssen. Ob sie keine Angst habe, etwas falsch zu machen? „Nein“, sagt Gabriele Krause, „ich glaube, wir haben keinen Buchhalter-Gott, der jedes Wort und jeden Ritus kontrolliert.“
Wer Beerdigungsleiter werden möchte, durchläuft eine Ausbildung. Die wird beispielsweise vom Katholischen Bildungswerk angeboten. Aber auch Klugmann selbst bildet Beerdigungsleiter aus. Der Laie lernt die ritualisierten Abläufe und liturgischen Formen der Trauerfeier kennen, er erfährt etwas über die Gesprächsführung.
Das Vorrangigste für einen Beerdigungsleiter ist Empathie und ein theologisches Grundverständnis für die Botschaft der Auferstehung, sagt Klugmann. „Es ist wichtig, an der Seite der Menschen zu sein, wahrzunehmen, was sie benötigen und ihnen in Bezug auf die Begräbnisfeier Sicherheit zu geben.“
„Es ist wirklich eine schöne Aufgabe“, erklärt Klugmann. „Man geht mit einem Gefühl vom Friedhof, den Menschen beigestanden, ihnen etwas mit auf den Weg gegeben zu haben.“