Eine Nacht unter Bücherwürmern
Nach Herzenslust gestöbert wurde in der Stadtbibliothek am Rathausmarkt. Der Höhepunkt war aber der Poetry Slam.
Viersen. Was für eine Nacht in der Albert-Vigoleis-Thelen-Stadtbibliothek am Rathausmarkt. Und was für eine Begeisterung bei der Jugend für den ersten Viersener Poetry Slam. „Es kamen viele Viersener zu uns, die vorher noch nie da waren“, zeigte sich Büchereileiterin Christiane Wetter hellauf begeistert von der „Nacht der Bibliothek“.
Lin und Miriam (beide elf Jahre alt) saßen im Keller der Bibliothek und meinten übereinstimmend: „Lesen hat uns schon immer Spaß gemacht.“ Lin liest zu Hause derzeit ein Buch mit über 1000 Seiten, und Miriam erinnerte sich, dass die „Nacht der Bibliotheken“ ihr schon vor zwei Jahren viel Freude gemacht habe.
Juliane (11) stöberte in der Bibliothek. „Ich lese gerne Harry Potter und Carlotta-Bücher“, meinte sie und stöberte weiter. Sie war eben „Wild about books“ (wild auf Bücher).
In der ersten Etage war Renate Blaich von der Stadtbibliothek die erste Ansprechpartnerin für Suchende und Fragende. „Die Besucher fragten nach der Öffnungszeit, nach Computerspielen, nach den Büchern im Basar und was sie kosten, oder nach Filmen“, sagte Blaich. Es gab eine kostenlose Ausleihe von DVDs und CD-ROMs, aber auch einen Bestsellerverkauf und Geocaching.
Der Hit der „Nacht der Bibliothek“ war aber der literarische Wettstreit, der Poetry-Slam. Er zeigte, welch schriftstellerisches Potenzial in den weiterführenden Viersener Schulen schlummert. Und am Ende gab es den Sieg für den wahrlich Besten, für Oguzhan Dilbirgili (16).
Schriftsteller sein heißt, die Welt mit der Sprache sehen. Genau das hat Oguzhan Dilbirgili (16) vom Erasmus-von-Rotterdam-Gymnasium getan. Er hatte sich in zwei Workshops bestens auf den Poetry Slam, den literarischen Wettstreit, vorbereitet. Insgesamt waren elf Schüler am Start. Rund 120 Gäste drängten sich schon früh in den zu kleinen Veranstaltungsraum der Bücherei und wollten die 15-19 jährigen Schüler in der von Jonas Jahn moderierten Veranstaltung erleben.
Oguzhan Dilbirgili siegte schließlich hochverdient mit einer phasenweise hoch emotionalen sechsminütigen Hommage an seine Mutter. Wie er seine Geburt in Worte fasste, ließ den ein oder anderen Besucher auch ein Tränchen verdrücken. „Ja, ich habe ein sehr enges Verhältnis zu meiner Mutter.
Wir verstehen uns blind. Ich wollte ehrlich schreiben. Die Geburt eines Menschen ist der schönste Augenblick auf der Welt“, sagte der 16-Jährige im Gespräch mit der WZ. In seinem Beitrag zum Poetry Slam ließ er die begeisterten Besucher aufhorchen mit dem Satz: „Alles was wir schreiben ist die Unterschrift unseres Lebens.“
Der Poetry Slam machte deutlich: Literatur kann Menschen verbinden. Und nebenher einfach schön, unterhaltsam und spannend sein.