Zweiter Fall von Jagdwilderei in Brüggen Reh in Brüggen angeschossen: Polizei sucht Jagdwilderer
Brüggen/Niederkrüchten · Es ist der zweite Fall innerhalb weniger Tage. Die Suche nach den Kitzen blieb bisher erfolglos.
. Die Polizei ermittelt in einem weiteren Fall von Jagdwilderei in Brüggen/Niederkrüchten während der Schonzeit – und erneut droht dem Nachwuchs ohne Muttertier der sichere Tod.
Ein erster Fall von Jagdwilderei in Brüggen hatte vor Pfingsten für Empörung, aber auch für eine Welle der Anteilnahme und Hilfsbereitschaft in den sozialen Netzwerken wie Facebook gesorgt. „Wir haben zahlreiche Vorschläge erhalten, wie wir die zurückgebliebenen Kitze suchen könnten“, sagt eine Polizeisprecherin. Doch eine Suche – etwa wie vorgeschlagen mit einer Drohne – sei schwierig: Zum einen wisse die Polizei nicht, wo genau sie die Tiere suchen müsse. Wenn aber Jungtiere gefunden würden, sei zum anderen nicht festzustellen, ob es sich um die gesuchten handele oder um andere Tiere, die noch von ihrer Mutter versorgt werden.
Die biologischen Hintergründe erläutert Ansgar Reichmann, Leiter die Biologischen Station Krickenbecker Seen in Nettetal-Hinsbeck: „Rehe suchen für ihren Nachwuchs einen sicheren Platz, um ihn vor Feinden wie den Fuchs, aber auch vor Menschen zu schützen.“ Die Ricke würde die Tiere oft nur zum Säugen aufsuchen. Die Kitze selbst hätten keinen eigenen Geruch. „Sobald aber Menschen mit den Tieren in Kontakt kommen und sie berühren, nehmen sie einen anderen Geruch an“, so der Experte. Dies könne dazu führen, dass ein Muttertier den Nachwuchs nicht mehr annehme und versorge. Zurückgelassene Kitze könnten wegen ihres gut getarnten Aufenthaltsortes in der Regel nur zufällig gefunden werden. „Ich bin beim Karieren einmal auf ein Rehkitz gestoßen, dessen Hunger so groß war, dass es allein Nahrung gesucht hat“, erinnert sich Reichmann. Doch dies sei eher die Ausnahme. In der Rgel hätten Rehkitze ohne ihre Mutter, die sie mit Nahrung versorge. keine Überlebenschance.
Am Dienstagnachmittag hat ein Jagdpächter bei der Polizei Strafanzeige wegen des Verdachts der Jagdwilderei erstattet. In seinem Revier, das an den Eichenweg in Brüggen und den Diesberg in Overhetfeld grenzt, war am Dienstag, 4. Juni, ein totes Reh entdeckt worden. Das weibliche Tier war an der Schulter angeschossen worden „und an den Folgen der Schussverletzung verendet“, so eine Polizeisprecherin.
Vermutlich war der Tod aber bereits mehrere Tage eingetreten, bevor das Tier gefunden wurde. Laut Polizei war der Kadaver bereits aufgedunsen. Sie geht davon aus, dass die verendete Ricke Nachwuchs hat. Er ist aber unauffindbar. Ohne Nahrung hat er keinerlei Chance, zu überleben.
Ob ein Zusammenhang zu einem anderen Fall von Jagdwilderei in Brüggen besteht? Dazu bräuchte die Polizei Hinweise von Zeugen. Denn durch die im zweiten Fall verwendete Munition wird sie keine Rückschlüsse ziehen können.
Am Freitag, 7. Juni, hatte die Polizei von Jagdwilderei berichtet. Dabei war ein Muttertier mit kleinkalibriger Munition angeschossen worden und anschließend verendet. Die Suche nach dem Nachwuchs blieb erfolglos.
„Wir haben bisher keine Hinweise auf die Täter in diesem Fall erhalten“, erklärte eine Polizeisprecherin auf Anfrage. Einen Zusammenhang zwischen den beiden Fällen kann die Polizei nicht ausschließen, aber bisher auch nicht herstellen. Da der Kadaver im aktuellen Fall bereits entsorgt worden ist, weiß die Polizei nicht, welche Munition verwendet wurde..
Auch der Kreis Viersen reagiert auf die beiden aktuellen Fälle, wie Monika Buschmann, Leiterin der zuständigen Unteren Jagd- und Fischereibehörde, sagt. „Wir haben die Ehrenamtler der Naturschutzwacht, die Veränderungen in der Landschaft beobachten, um erhöhte Aufmerksamkeit gebeten. Der Kreis arbeite an einer besseren Vernetzung der Naturschutzwacht mit den Jagdschutzbeauftragten für die einzelnen Reviere Allerdings sieht auch Buschmann bei Fällen von Jagdwilderei eine „gewisse Machtlosigkeit“. Zudem mahnt sie die Ehranamtler zur Vorsicht gegenüber möglicherweise bewaffneten Jagdwilderern: „Ein solches Treffen ist ja nicht ganz ungefährlich.“