Hochschule Niederrhein: Abschied vom Rektor

Nach 16 Jahren an der Spitze der Verwaltung verlässt Hermann Ostendorf am Donnerstag die Hochschule Niederrhein. Er äußert sich zufrieden mit dem Erreichten.

Niederrhein. Noch sagt der Professor "wir", wenn es um die Zukunftspläne der Hochschule Niederrhein geht: "Wenn wir im Wettbewerb bestehen wollen, brauchen wir Qualität", sagt er beispielsweise zur Verteidigung der umstrittenen Studiengebühren.

Auch beim Blick auf die drängendsten Probleme benutzt Hermann Ostendorf die erste Person Plural: "Zwei Dinge müssen wir bewerkstelligen - die Erhöhung der personellen Kapazitäten und die Erhöhung der räumlichen Kapazitäten."

Doch am Donnerstag gibt der Hochschulrektor das Ruder an seinen Nachfolger Hans-Henning von Grünberg ab. Nach vier Amtszeiten, also 16 Jahren als Chef und geschätzten 20 000 eigenhändig unterschrieben Diplomurkunden geht er in den Ruhestand.

Theoretisch hätte er das Amt noch länger bekleiden können, aber "65 ist für jeden normalen Menschen das Pensionsalter", sagt er. Diesen Geburtstag feierte der gebürtige Niedersachse am 18. Februar. "Die jungen Leute können das wohl, man muss sie nur lassen." Das habe ihm damals sein Vorgänger gesagt. "Nun muss ich das auch beherzigen." Nachfolger von Grünberg ist 20 Jahre jünger als Ostendorf.

Im Gespräch mit der WZ macht der scheidende Rektor einen zufriedenen Eindruck: "Ich kann mich nicht beklagen", sagt er zu Beginn seiner Bilanz. Besonders stolz ist er, "dass es mir gelungen ist, die Hochschule als Einheit an beiden Standorten zu bewahren, vor allem in der Krise bei den Ingenieur-Disziplinen in den 90er Jahren". Damals blieben in ganz Deutschland die Studienanfänger in diesem Bereich aus.

Die Hochschulleitung um Ostendorf habe versucht, dieser Situation mit neuen interdisziplinären Angeboten zu begegnen - woraus schließlich der Fachbereich Wirtschaftsingenieurwesen und Gesundheitswesen entstand. "Und heute haben wir nur Angebote, die ausgelastet sind und wirklich nachgefragt werden. Das ist ein echter Glücksfall."

Doch der Weg dorthin war manchmal steinig: So sei die Durchsetzung des Studiengangs Gesundheitswesen schwierig für ihn gewesen, erzählt der 65-Jährige und wählt zur Erklärung einen Vergleich aus seiner Biographie: "Ich war das jüngste von fünf Kindern. Wenn man meine vier Geschwister vorher gefragt hätte, ob sie mich haben wollen oder nicht, weiß ich nicht, wie das ausgegangen wäre."

Würde man sie aber heute vor diese Wahl stellen, gäbe es ein positives Ergebnis für ihn. Genau so sei es mit dem neuen Fachbereich gewesen. Zuerst hätten sich alle bestürzt gefragt, wo nun wie viele Ressourcen abgezwackt würden, und heute sei es "ein leuchtender Stern" an der Hochschule.

Im Gegensatz zu dieser hochschulinternen Auseinandersetzung vor 15 Jahren schildert der Professor aus dem oldenburgischen Vechta die Studentenproteste der jüngeren Vergangenheit als ziemlich harmlos: "Es wurde nur ein Hörsaal besetzt, der gesamte Betrieb lief störungsfrei weiter." Es hätten nicht die Studierenden insgesamt protestiert, sondern nur einige Aktivisten. "Auch ’68 waren nicht alle Revolutionäre" - Ostendorf selbst, damals Student in Aachen, war nicht auf die Straße gegangen.

Ab Freitag will sich der bekennende Wahl-Hülser ("Ich wohne im Paradies, warum sollte ich wegziehen?") verstärkt seinen Hobbys widmen: Radtouren und Bergwanderungen mit seiner Frau. Und auch der Hochschule bleibt er treu - für das 40-Jährige im kommenden Jahr will er eine historische Schrift verfassen.