Meinung Fall Kaiser - Peinlich für die Hochschule Niederrhein

Die Hochschule Niederrhein ist für Krefelds Zukunft ein immens wichtiger Pfeiler, hier wird tolle Arbeit geleistet. Aber der Umgang mit Professorin Karin Kaiser ist hochgradig peinlich.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Die Haltung — also die momentane, denn sie hat sich ja schon zweimal geändert — könnte von Desinteresse oder von Hilflosigkeit zeugen. Beides wäre gefährlich. Die Freiheit von Forschung und Wissenschaft sind ein hohes Gut, die Hochschule fühlt sich verpflichtet. Recht so. Aber die Leitung um Präsident von Grünberg hat eine noch größere Verantwortung: die politische Bildung junger Menschen.

Und da ist es auch ganz egal, welcher Partei Kaiser angehört: Wer seit Jahren den Rechtsstaat verklagt, ihn öffentlich auf allen Kanälen für tot erklärt, rechte Systemfeinde dort fleißig hetzen lässt und die Hochschule, ihren Arbeitgeber also, arglistig täuscht, um eine Forschungsveranstaltung im letzten Moment in eine politischen Attacke gegen jenen Rechtsstaat zu wandeln, der gehört nicht nur auf Herz und Nieren überprüft, sondern abgesetzt.

Denn der Fall Kaiser ist perfider als zunächst angenommen. Es ging der Dame bei ihrem Täuschungsmanöver ganz offensichtlich nicht mal nur um die politische Botschaft, sondern schlicht um sich selbst. Um ihren verzweifelten, von sich selbst dezidiert dokumentierten Kampf um die Verbeamtung auf Lebenszeit. Manchmal ist die Welt halt doch so, wie Klein-Fritzchen sie sich vorstellt.

Der Wackel-Dackel-Kurs der Hochschulleitung der letzten Wochen ist alles andere als vorbildlich und wirft Fragen auf. Erst stellt sich die Hochschule vor Kaiser, dann beklagt von Grünberg immerhin den Missbrauch seiner Einrichtung für parteipolitische Zwecke, um jetzt die forcierten Anti-Rechtsstaat-Kampagnen seiner festangestellten Professorin bei Facebook und Co. als „freie Meinungsäußerung“ abzutun. Das ist auch ein Teil der Wahrheit und gehört zum Rechtsstaat. Aber es ist zu wenig, sich als hoch steuersubventionierte Bildungseinrichtung einen schlanken Fuß zu machen und sich aufs hohe Gut von Lehre und Forschung zurückzuziehen. Erst heißt es, der Vorgang werde juristisch geprüft, jetzt doch nicht. Ja, was denn nun?

Der Hinweis, es würden grundsätzlich keine Lehrinhalte überprüft, die Bewertung obliege den Studierenden, macht vor dem Hintergrund der Geschehnisse misstrauisch und nachdenklich.