Zum Tag des Hundes am 12. Juni Auch im Tierheim gibt es Dauergäste

Kreis Viersen · Der 12. Juni ist der Tag des Hundes. Der beste Freund des Menschen rückt dabei besonders in den Mittelpunkt. Es gibt aber auch die vergessenen Hunde. Zwölf davon leben  im Matthias-Neelen-Tierheim in Lobberich.

Hündin Sally im Tierheim Lobberich mit Pflegerin Magda Pusz. Die Mixhündin kam am 17. März als Fundtier schwerkrank ins Tierheim.

Foto: Ja/Knappe, Joerg (jkn)

. Hundeaugen sind aufmerksam auf Tanja Schlüter gerichtet, die den Gang in der Zwingeranlage vom Matthias-Neelen-Tierheim in Lobberich entlang geht. Ruten klopfen auf den Boden. Die Vierbeiner kennen die Tierheimmitarbeiterin genau, freuen sich und sehen keinen Grund anzuschlagen. Das sieht allerdings ganz anders aus, wenn sich dort Besucher bewegen. „Dann bellt wirklich jeder Hund mit, wenn der erste angefangen hat. Für viele Besucher, die sich für einen Hund interessieren, wirkt ein solches Verhalten, das an sich völlig normal ist, allerdings schon abschreckend“, weiß Schlüter aus Erfahrung. Wenn daheim die Klingel geht und sich ein Fremder nähert, schlagen Hunde in der Regel ebenfalls an.

Jedes Tierheim, nicht nur in Lobberich, ist für die Hunde ihr Daheim auf Zeit, mal kürzer und mal länger. Wobei es für manchen Hund sogar das Zuhause für sein ganzes Hundeleben geworden ist. Aktuell leben im Tierheim Hunde, die in der Zeitspanne von vor einer Woche bis hin zurück ins Jahr 2013 am Flothend 34 eingezogen sind, ob als Fund- oder als Abgabetier. Hunde mit einem Handicap, sei es das Alter oder eine Erkrankung, die ein Medikament benötigt, oder einem auffälligen Verhalten haben es schwer, einen neuen Besitzer zu finden.

Rottweiler Kevin ist einer der Hunde, der nahezu sein ganzes Leben im Lobbericher Tierheim verbracht hat. „Er kam 2013 als Fundtier über das Ordnungsamt zu uns. Damals war er rund zwei Jahre alt und er fiel direkt durch sein wenig freundliches Verhalten auf“, erinnert sich Schlüter. Ein schwieriges Tier, für das sich kein Interessent fand. Kevin baute im Laufe der Zeit zu Tierheimleiter Ralf Erdmann ein Vertrauensverhältnis auf. Die beiden sind beste Freunde. Das hätte auch ein möglicher neuer Besitzer schaffen können, wenn er hundeerfahren gewesen wäre, sich Zeit genommen hätte und vielleicht auch einen Hundetrainer hinzugezogen hätte. Heute ist Kevin elf Jahre alt und hat zusätzlich Arthrose. Eine Chance auf eine Vermittlung besteht nicht mehr.

Das gleiche Schicksal könnte Sally auch ereilen. Die kleine Mixhündin muss in ihrem bislang rund einjährigen Leben Schreckliches erlebt haben. Als das schwerkranke Fundtier am 17. März ins Tierheim kam, war sie mehr als nur ängstlich. Sie biss vor lauter Furcht um sich. Mittlerweile zeigt die inzwischen wieder gesundete Sally, dass, wenn sie erst Vertrauen gefasst hat, alles mit sich machen lässt. Gegenüber den Tierheimmitarbeitern ist sie wie ausgewechselt. Da sie Fremden aber nach wie vor ein großes Misstrauen entgegenbringt und auch ihre kleinen Zähne zeigt, wenn sie sich in die Enge getrieben fühlt, gehört sie sehr wahrscheinlich zu den Kandidaten, die ihre Lebenszeit ebenfalls im Tierheim verbringen werden.

Auch bei Adonis, Balu und Maja stehen die Chancen auf Vermittlung schlecht, weil es Hunde sind, mit denen sich ein Besitzer intensiv beschäftigen muss und Geduld, Verständnis sowie Konsequenz braucht. „Die meisten Menschen möchten einen Hund ohne Probleme haben. Wir merken schon wenn Besucher mehrmals kommen sollen, um den Hund erst einmal kennenzulernen, dass das Interesse ganz schnell nachlässt. Das ist vielen schon zu aufwendig“, sagt Schlüter.

Schön geredet wird im Tierheim kein Hund. Ein jeder Interessent wird genau über den jeweiligen Kandidaten informiert. „Manchmal kommt es auch vor, dass ein Interessent zwar einen bestimmten Hund haben möchte, aber die Bedingungen von Seiten des neuen Besitzers nicht stimmen. Dann lehnen wir von uns aus eine Vermittlung ab“, sagt Schlüter.

Die Kombination Hund-Mensch soll passen. Dem Tierheim liegt daran, dass ein Hund nicht zum Wanderpokal wird und von einer Vermittlung wieder ins Tierheim und von dort zum nächsten Besitzer geht, wie es mit der inzwischen 14 Jahre alten Jacky passiert ist. Sie lebt auch seit 2013 im Tierheim und wird dort auch ihren Lebensabend verbringen. „Es ist immer wichtig, dass sich jemand klar darüber ist, was es heißt, sich einen Hund ins Haus zu holen, egal ob es ein problemloser Hund ist oder einer mit Vorgeschichte, bei dem vielleicht sogar fachliche Hilfe in Form eines Hundetrainers von Nöten ist“, sagt Mitarbeiterin Magda Pusz. Ein Hund braucht Zuwendung und das sein Leben lang. Ein Tierbesitzer muss sich für seinen Vierbeiner Zeit nehmen und es kann auch einmal teuer werden, wenn ein Hund krank wird.

Der Urlaub mit Hund gestaltet sich ebenfalls anders oder es muss eine entsprechende Betreuung für die Ferien gesucht werden. Der Tag des Hundes kann auch dazu genutzt werden, einmal innezuhalten und sich gründlich zu überlegen, ob ein Hund generell ins Leben passt und ob es eventuell sogar einer aus dem Tierheim sein könnte, der es ansonsten nicht so leicht hätte, eine Familie zu finden.