Nachwuchsmangel im Kreis Viersen Das Interesse an „Check In Berufswelt“ steigt
Viersen · 750 junge Viersener haben sich jetzt über Berufe und Ausbildungen im Kreis Viersen informiert. Fast doppelt so viele wie 2022. Auch mehr Firmen nahmen teil. Das ist die Bilanz.
Im Idealfall läuft es so: Praktikum, Ausbildung, Übernahme. Aber welcher Beruf? Und wäre ein Studium nicht doch cooler? Welche Möglichkeiten zum Start in den Beruf es gibt, will seit 14 Jahren die Veranstaltung „Check In Berufswelt“ Schülern der Stufen neun bis 13 zeigen. Dafür haben sich Mitte Mai 61 Vertreter von Ausbildungsbetrieben mit Jugendlichen getroffen. Angesichts des Fachkräftemangels unverzichtbar. Deshalb waren auch 18 Unternehmen mehr als 2022 mit dabei.
Gefragte Berufe IHK-Geschäftsführerin Daniela Perner war bei der Präsentation im Berufskolleg in Dülken stolz, für den Kreis Viersen 3500 neue Auszubildende verkünden zu können: „Die gefragtesten Berufe sind immer noch Kaufleute für Büromanagement, Einzelhandel und Verkäufer. Und auch Fachinformatiker - da haben wir in der Region fast 400 neue Azubis. Und Chemikant ist für viele interessant.“ Was gar nicht beliebt sei: die Gastronomie. „Da fehlen Fachpersonal und Azubis.“
Nicht immer nur Abi Bei dem Projekt „Check In Berufswelt“ sei es besonders wichtig gewesen, Vorurteile bei den jungen Menschen abzubauen. Sie würden oft denken, dass nur das Abitur das beste Ziel sei, erklärte Perner: „Es sind oft die Schüler, aber es gibt auch Druck von den Eltern, einen möglichst hohen Schulabschluss zu machen.“ So gibt es Realschulen im Kreis, bei denen 95 Prozent der Abgänger Abitur machen wollen. Und das, obwohl es gut 150 Berufsbilder für eine Ausbildung zur Verfügung stehen. Viele Berufe wurden beim „Check In“ Tag angeboten.
Eindrücke sammeln Im besten Fall haben die jungen Menschen ihren Traumjob gefunden. Oder sie haben erkannt, was sie nicht möchten wie Hannah Luzia Bonus vom Berufskolleg Viersen. „Ich war beim Stand vom Finanzamt, beim Drogeriemarkt, bei einem Kartoffel-Betrieb und bei der Bundeswehr. Manche Firmen hatten Azubis dabei, das war wie ein informatives Speed-Dating. Alles sehr interessant, aber nicht meins.“ Doch so ist ihr Plan, in die Landwirtschaft zu gehen, bestätigt worden. „Ich will nichts verkaufen oder einen Bürojob“, sagt die 17-Jährige. Alexia Burokostas (15), die zur Realschule Josefskirche geht, wollte Möglichkeiten am Lehrstellen-Markt entdecken. Sie habe sich viel angehört, aber ohne Erfolg: „Handwerk ist nicht mein Ding, auch die anderen Sachen eher nicht. Ich werde erst mal weiter zur Schule gehen.“ Vielleicht wären mehr Praktikumsmöglichkeiten besser.
Weitere Pläne Das ist für die Zukunft beim „Check in“ Tag ein wichtiger Punkt, meint Daniela Perner: „Es reicht nicht, ein paar Minuten lang ein Unternehmen kennenzulernen. Ein oder mehrere Tage vor Ort bringen viel mehr. Man erkennt die Unternehmenskultur, den Tagesablauf oder wie viel Geld man schon als Azubi verdienen kann. Dann springt der Funke viel stärker über.“ Deshalb erhofft sie sich für die Zukunft von den Unternehmen mehr Verbindlichkeit mit Praktika vor Ort. Aber sie erwartet auch etwas mehr von den Schülern: „Das sie vorbereiteter kommen, mit konkreteren Wünschen.“
Schirmherr Landrat Andreas Coenen (CDU) war mit der Veranstaltung zufrieden: „Wir wollten den jungen Menschen viele Info-Möglichkeiten bei einem Termin bieten. Die steigende Teilnehmerzahl gibt dem Projekt recht.“