Arbeitsmarkt im Kreis Mettmann Ältere Mitarbeiter mit Erfahrung sind gesucht

Kreis Mettmann · Früher suchten Personalleiter möglichst junge Mitarbeiter. Das hat sich nach Angaben der Arbeitsmarktexperten geändert.

Sehen den Arbeitsmarkt in guter Verfassung: Karl Tymister (Agentur für Arbeit, Mettmann) und Jobcenter-Chefin Nathalie Schöndorf.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Der Arbeitsmarkt im Kreis Mettmann hat sich angesichts von Ukraine-Krieg und Krisen als relativ stabil erwiesen. Das berichten Karl Tymister, Chef der Agentur für Arbeit Mettmann und Nathalie Schöndorf, Geschäftsführerin des Jobcenters ME-aktiv, in ihrer Jahresbilanz. Nach einem Allzeithoch von über 200 000 Personen im Jahr 2022 sei die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in diesem Jahr nur geringfügig zurückgegangen, gleichzeitig stieg die Arbeitslosenquote nur wenig, von 6,2 auf 6,4 Prozent. Entgegen den Befürchtungen sei die Zahl der Firmen-Insolvenzen nach der Pandemie nicht gestiegen.

Der Arbeitsmarkt
trotzte den Krisen

„Die schwache Konjunktur hat den Arbeitsmarkt erreicht. Trotzdem entwickelte er sich weitgehend stabil und trotzte den Krisen“, so Karl Tymister. Im Jahresdurchschnitt waren 16 603 Menschen im Kreis Mettmann arbeitslos, das waren 546 Personen oder 3,4 Prozent mehr als im Jahr 2022. Bei der Agentur für Arbeit Mettmann, zuständig für Mettmann und Erkrath, waren es 2917 Personen, 115 mehr als 2022.

„Die Zeiten der Massenarbeitslosigkeit sind definitiv vorbei“, sagt Tymister. Gleichzeitig blieb die Zahl der gemeldeten freien Arbeitsstellen im Kreis mit aktuell 3078 stabil. „Die Beschäftigung blieb konstant auf hohem Niveau und es besteht ein dringender Bedarf an Fachkräften“. Die verfügbaren qualifizierten Arbeitskräfte reichten nicht aus, um diesen Bedarf zu decken. Der Fachkräftemangel bestimme die Beschäftigung und die Arbeitgeber seien bemüht, ihre Mitarbeiter zu halten.

Dies zeige sich auch an der Aufschlüsselung der Arbeitnehmer nach Altersgruppen und Qualifikationsniveau: Während Menschen zwischen 25 und 55 Jahren den weitaus größten Teil der Beschäftigten ausmachten, sei der Anteil der über 55-Jährigen als einziger gewachsen, bei den über 65-Jährigen sogar um 13,8 Prozent.

Beim Anforderungsniveau haben Fachkräfte (Duale Ausbildung) den Löwenanteil, doch die Anteile der Spezialisten (Meister und Techniker) sowie der Experten (Akademiker), steigen. „Der Umbau von Hilfskräften auf Fachkräfte läuft auf jeden Fall weiter“, sagt Karl Tymister. Deshalb sei die berufliche Weiterbildung der Schlüssel zum Erfolg für Beschäftigte und Unternehmen. Fachkräftemangel sei für 28 Berufsgruppen, also „flächendeckend“, gemeldet worden. Gleichzeitig habe die Arbeitsagentur in diesem Jahr 2146 Weiterbildungen finanziell gefördert, das entspricht einem Plus von 18,6 Prozent.

Das Bürgergeld hat neue Möglichkeiten eröffnet

Für das Jobcenter erklärte Nathalie Schöndorf, das Bürgergeld habe neue Möglichkeiten zur Beschäftigungsförderung eröffnet. Mit der Grundversorgung gelinge die Konzentration auf die Zukunft besser. „Die Zusammenarbeit auf Augenhöhe und das gemeinsame Schaffen von neuen beruflichen Perspektiven ist im Jahr 2023 gut gelungen“, so Jobcenter-Chefin Nathalie Schöndorf.

Einen beträchtlichen Anteil der Kunden machten Geflüchtete aus der Ukraine und acht weiteren Herkunftsländern aus, sofern sie eine gute Bleibeperspektive haben. Im Hinblick auf alle Herkunftsländer sei bereits jetzt die Angleichung des Beschäftigungsniveaus an das der Gesamtbevölkerung erreicht. Das Jobcenter im Kreisgebiet betreut zurzeit etwa 6800 Bürger mit Fluchthintergrund, vermittelt Integrationskurse und hilft bei der Anerkennung von Abschlüssen und beim Einstieg in den ersten Arbeitsmarkt. „Es wäre ein Fehler, das Potenzial der zu uns Gekommenen nicht zu nutzen“, sagt Nathalie Schöndorf. Insgesamt gab es 2023 im Kreis 27 404 Bürgergeld-Beziehende in gut 19 000 Bedarfsgemeinschaften.