Kommunikation: Mit dem Bus ins Internet
Aus Viersen kommt der Vorschlag, öffentliche Verkehrsmittel zum doppelt mobilen Arbeitsplatz zu machen.
Niederrhein. Surfen im Bus — das fordert die Junge Union (JU) in Viersen. Damit meinen die Vertreter der örtlichen CDU-Jugendorganisation nicht etwa eine neue Trendsportart, sondern die Nutzung des Internets, zum Beispiel via Laptop, während der Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Das ist zwar auch jetzt schon individuell möglich, allerdings nur mit Hilfe des Mobilfunknetzes — was für jeden „User“ mit Kosten verbunden ist.
Die JU fordert hingegen, die Busse des Viersener Versorgers Niederrheinwerke „mit kostenlosem und für Kunden frei zugänglichem WLAN auszustatten“. Dabei handelt es sich um ein lokales Funknetz, das viele Menschen auch in ihren eigenen vier Wänden zum weltweiten Surfen nutzen. „Der Bus wird somit zum lokalen Arbeitsplatz, indem ein angenehmes Lernen und Arbeiten möglich wird“, sagt der Viersener JU-Vorsitzende Magnus Schückes. Längere Fahrten würden folglich nicht zur Last, sondern könnten produktiv genutzt werden.
Der 19-Jährige kennt das aus den USA, wo er im vergangenen Sommer unterwegs war. „Dort waren viele Busse mit WLAN ausgerüstet, was die Fahrten positiv beeinflusst hat“, erzählt er. „Man konnte unter anderem über das Netz mit Freunden Kontakt halten.“
Doch auch diesseits des Atlantiks ist die Theorie bereits digitale Praxis geworden: Eine Vorreiterrolle in Deutschland nimmt nach eigenen Angaben die Verkehrsgesellschaft Kreis Unna (VKU) ein. Im Rahmen eines Pilotprojekts hat das Unternehmen vor kurzem in fünf Bussen so genannte WLAN-Router eingebaut. Die weitere Verbindung vom Bus aus funktioniert dann per UMTS. „Nach anfänglichen Schwierigkeiten läuft es jetzt reibungslos“, sagt Andreas Feld von der VKU.
Ein „Filter“ soll bei den Fahrten im Kreis Unna dafür sorgen, dass keine illegalen Angebote im Internet angeklickt werden. Auch die JU in Viersen betont, dass durch entsprechende Vorkehrungen und Softwares die Sicherheit gewährleistet werden könne.
Und die Kosten? „Wenn man die Entwicklungsphase mal weglässt, sind die Investitionen absolut überschaubar“, sagt Feld. Die Kosten für die eingebaute Technik liege auf jeden Fall unter 1000 Euro pro rollendem „Hotspot“, so der englische Begriff für öffentliche WLAN-Zugriffspunkte.
Die laufenden Kosten sind von der Nutzung abhängig. Größere Datenströme verlangen nach besseren Übertragungswegen. „Wenn sich auf der Fahrt fünf Studenten gleichzeitig die Mitschrift einer Vorlesung herunterladen, könnte es derzeit eng werden“, beschreibt es der Mitarbeiter von der Verkehrsgesellschaft in Unna. Eventuell soll also in Zukunft noch technisch aufgerüstet werden.
Von den Niederrheinwerken und der für die Busse in Mönchengladbach zuständigen NVV heißt es auf Anfrage der WZ: „Die Idee hat einen gewissen Charme, aber NVV und Niederrheinwerke werden so etwas voraussichtlich nicht umsetzen.“ Als Hauptgrund nennt Christina Achtnich, Sprecherin beider Unternehmen, die zu geringe „Verweildauer“ in den Bussen: durchschnittlich sieben Minuten pro Fahrgast.
Bei den Stadtwerken Krefeld (SWK) ist das Thema nach Aussage des Unternehmens „auf der Agenda“, man müsse aber zunächst die finanziellen und technischen Voraussetzungen prüfen.