Krefelder Landwirtschaft Trotz Dauerregens mangelt es noch an Wasser

Kreis Viersen. · „Vielerorts ist das Wasser nicht bis in den Unterboden vorgedrungen“, sagt Bauernchef Küskens.

Das Foto zeigt einen überfluteten Acker am Ransberg in Dülken. cker nicht befahren werden konnten, hat die Frühjahrsbestellung teilweise erst verspätet begonnen.

Foto: Jörg Knappe

So richtig wird das nichts mehr mit dem Winter. Am Sonntag ist meteorologischer Frühlingsanfang, Schneefall oder Frost waren – bis auf ein ganz kurzes Intermezzo in der vergangenen Woche – Fehlanzeige. „Dieser Winter war bisher ungewöhnlich warm“, sagt auch Paul-Christian Küskens, Vorsitzender der für Krefeld und den Kreis Viersen zuständigen Kreisbauernschaft. Bislang war es seit Dezember im Schnitt rund 3,5 Grad wärmer als in der Vergleichsperiode von 1961 bis 1990. Europaweit könnte es sogar für den ersten Platz reichen, über den ganzen Kontinent betrachtet waren sowohl Januar als auch Dezember wärmer als je zuvor gemessen.

Doch welche Konsequenzen hat das für die Natur und die Landwirte? „Wir rechnen in diesem Jahr aufgrund des bislang milden und schneearmen Winters mit einer neuen Mäuseplage“, befürchtet Küskens. Abgefressene Pflanzen auf den Randstreifen und kreisrunde Flecken auf den Feldern zeigen, dass es schon jetzt erste Probleme gibt. So finden Mäuse aufgrund der milden Temperaturen derzeit reichlich Nahrung. „Um die Mäuseplage auf natürliche Weise zu bekämpfen, bräuchte es eine Schneedecke und einen durchgefrorenen Boden.“ Zudem kann es helfen, Jäger der Mäuse wie Bussard oder Habicht durch das Aufstellen von Sitzkrücken anzulocken.

Auch die Insekten kommen durch den ungewöhnlich warmen Winter bereits Wochen früher in Fahrt. „Das heißt, sie konnten sich den ganzen Winter über vermehren, ohne durch niedrige Temperaturen ausgebremst zu werden“, so Küskens. Das gilt vor allem auch für Blatt- und Schildläuse. Die sterben nur ab, wenn es richtig kalt ist. Diesen Winter haben wahrscheinlich viele überlebt und könnten schon bald zur Plage im Garten werden. Stechmücken dagegen werden in warmen Wintern häufiger von Pilzen und Bakterien befallen. Ihre Chancen, den Winter zu überleben, sind deutlich kleiner.

Viele Pflanzen blühen mehr als vier Wochen zu früh

Erste Frühblüher wie Hasel und Erle sind ebenfalls schon aktiv und machen Allergikern zu schaffen. Aber auch Schneeglöckchen, Krokusse und Primeln zeigten „teilweise mehr als vier Wochen zu früh“ erste Blüten, so der Naturschutzbund Deutschland (NABU). Wenn Pflanzen früh blühen, können Jungtriebe absterben, wenn es im März oder April nochmals Frost geben sollte. Viele heimische Pflanzen treiben dann zwar nochmal aus, aber dann schwächer. Dadurch sind sie anfälliger für Befall durch Insekten und Pilze, erklärt der NABU. „Bei den Obstpflanzen am Niederrhein könnte durch Frost die Blüte absterben und dadurch die Ernte geringer ausfallen“, ergänzt
Küskens.

Einige Unternehmen setzen dann die Frostschutzberegnung in Gang, die Blüten sind umhüllt vor tieferen Temperaturen geschützt. „Doch nicht alle Betriebe haben eine solche Anlage“, so der Vorsitzende der
Kreisbauernschaft.

Die ergiebigen Niederschläge im Februar waren laut Küskens dringend notwendig. „Wir Bauern hätten uns den Regen durchaus früher und etwas besser verteilt gewünscht.“ Jetzt stehe das Wasser insbesondere auf den Feldern, wo es aufgrund der Bodenverhältnisse nicht so schnell nach unten abfließen könne wie auf sandigen Böden. Die Frühjahrsbestellung habe wegen fehlender Befahrbarkeit der Äcker teilweise erst verspätet begonnen werden können. Vielerorts sei das Wasser dennoch nicht bis in den Unterboden vorgedrungen. Nach den trockenen vergangenen beiden Jahren sind die Wasserspeicher weiterhin stark im Defizit.

Übrigens – auch für ganz andere Tiere könnte ein plötzlicher Wintereinbruch gravierende Folgen haben: Frösche und Kröten zum Beispiel, die sich aufgrund der milden Temperaturen mancherorts schon jetzt auf den Weg zu ihren Laichgewässern gemacht haben, wo sich die Amphibien paaren und ihre Eier ablegen. Werden sie unterwegs von Frost überrascht, schaffen es die wechselwarmen Tiere oft nicht rechtzeitig, sich zu verstecken. Sie erstarren in offener Landschaft und werden dadurch zu einer leichten Beute für Krähen.