Politik im Kreis Viersen Landrat Coenen tritt 2025 nicht mehr an
Kreis Viersen · Nach zwei Amtszeiten ist Schluss: Am Freitag informierte Landrat Andreas Coenen (CDU) die Parteispitze, dass er bei der Kommunalwahl 2025 nicht mehr antritt. Er will sich beruflich neu orientieren.
Knapp zwei Jahre vor der Kommunalwahl hat Landrat Andreas Coenen am Freitag erklärt, bei der nächsten Landratswahl nicht erneut zu kandidieren. „Nach dann zehn Jahren als Landrat und insgesamt 22 Jahren in Führungsfunktionen beim Kreis Viersen möchte ich mich einer neuen beruflichen Herausforderung zuwenden“, sagte der 49-jährige Viersener. Zuvor hatte Coenen den Vorsitzenden des CDU-Kreisverbandes, Marcus Optendrenk, in einem persönlichen Gespräch über seine Entscheidung informiert. „Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass man in einer bestimmten Lebensphase, wenn man so lange auf höchster Ebene tätig war, zu dem Ergebnis kommt, dass man noch einmal etwas anderes machen will.“, sagte Optendrenk. Die CDU im Kreis Viersen halte an ihrem Zeitplan für die Vorbereitungen der Kommunalwahlen fest: „Im Herbst 2024 werden wir die Entscheidung treffen, welche Kandidaten bei der Landratswahl und bei der Bundestagswahl für die CDU antreten.“ Und im Frühjahr 2025 sollen die Kandidaten gewählt werden.
In der CDU hatten einige den Verzicht Coenens geahnt. Dass der Landrat sich in einer Überlegensphase befinde, hatte er dem einen oder anderen Parteimitglied schon vor Wochen mitgeteilt. Gegen 14 Uhr informierte Coenen die Partei über seine Entscheidung.
Coenen war zunächst Personaldezernent des Kreises Viersen, stieg dann zum Kreisdirektor auf. 2015 kandidierte er als Landrat, wurde im ersten Wahlgang gewählt. 2020 wurde er wiedergewählt, erneut im ersten Wahlgang mit absoluter Mehrheit.
In vielen entscheidenden Bereichen brachte er den Kreis Viersen voran: Beim Breitbandausbau – wichtig gerade für den ländlichen Bereich – gehörte der Kreis Viersen stets zu den ersten Kommunen, die durch die Teilnahme an Förderprogrammen die digitale Infrastruktur verbesserten. Die viele Jahre wegen des Widerstands aus Mönchengladbach brachliegenden Pläne zur Verlängerung der S28 bis Viersen verlieh Coenen neuen Schwung. Zugleich machte er den Kreis Viersen durch die ersten besonders nachhaltig gebauten Verwaltungsgebäude bundesweit bekannt: Neben dem Kreisarchiv werden demnächst auch das neue Straßenverkehrsamt und das neue Förderzentrum in Coenens Heimatstadt nach den Grundsätzen der zirkulären Wertschöpfung gebaut. Mit Unterstützung des grünen Kooperationspartners im Kreistag stellte Coenen die Weichen für eine CO2-freie Kreisverwaltung bis 2040. „Es ist jetzt der Zeitpunkt, Verantwortung zu übernehmen, voranzugehen und zu zeigen: Klimagerechtes Handeln ist aus ethischen, aber auch aus wirtschaftlichen Gründen geboten“, erklärte der Landrat bei der Vorstellung des Programms vor drei Jahren.
Auch wenn es noch zu früh für einen Rückblick auf seine zwei Amtszeiten als Landrat sei, blicke er mit Zufriedenheit und Dankbarkeit auf die bisherige Zeit zurück, sagte Coenen am Freitag. Und doch wiegen Zufriedenheit und Dankbarkeit nicht schwer genug für eine dritte Kandidatur.
Das mag auch an den Gerichtsverfahren wegen verbotener Wahlwerbung liegen. Sowohl das Verwaltungsgericht als auch das Oberverwaltungsgericht stellten in ihren Urteilen fest, dass es sich bei einer vierseitigen Anzeigenschaltung der Kreisverwaltung eine Woche vor der Landratswahl 2020 um verbotene Wahlwerbung handelte. Während das Verwaltungsgericht Düsseldorf deshalb eine Wiederholung der Wahl forderte, sah das OVG dafür keinen Anlass. In der CDU, die vorab nicht über die Anzeigenschaltung informiert war, waren viele nicht glücklich. Und manch ein Christdemokrat blickte mit Sorgen auf den Nominierungsparteitag für die Landratswahl. 2020 war Coenen als einziger Kandidat mit 82,5 Prozent gewählt worden. Nicht auszuschließen, dass es bei einer erneuten Kandidatur noch weniger Prozent geworden wäre. Diese Sorgen hat Coenen an diesem Freitag nun genommen. Er betonte: „In meiner verbleibenden Amtszeit werde ich mich weiterhin mit aller Kraft für das Wohl des Kreises Viersen einsetzen.“