Niersverband Niers soll Wasser aus Tagebau-Restsee erhalten

Kreis Viersen · Der vorzeitige Ausstieg aus der Braunkohleförderung hat Auswirkungen auf die Niers. Sie soll künftig aus dem Tagebau-Restsee Garzweiler gespeist werden. Aktuell wird die Trassenführung entwickelt.

Wenn die Schaufelradbagger ihre Arbeit in Garzweiler einstellen, soll die Niers ihr Wasser aus einem Tagebau-Restsee erhalten. Aktuell wird die Trassenführung entwickelt.

Foto: dpa/Federico Gambarini

Sabine Brinkmann, Chefin des Niersverbandes, hat bei der Verbandsversammlung des Viersener Wasserverbandes im Bürgerhaus Dülken der Öffentlichkeit vorgestellt, wie der Niersverband für die Zukunft die Wasserwirtschaft im Niersgebiet vorantreiben wird. Sie stellte die geplanten Maßnahmen für die nachhaltige Instandhaltung und Modernisierung der Abwasserinfrastruktur vor, die in den kommenden Jahren umgesetzt werden sollen.

Zwei große Bauprojekte
des Niersverbandes

Als Beispiel dafür nannte sie den Bau der vierten Reinigungsstufe in der Kläranlage Nette in Nettetal, die der Niersverband bei laufendem Betrieb komplett neu bauen wird. Die förderfähigen Bauvorhaben sollen vorgezogen werden. Brinkmann nannte in ihrem Jahresbericht als zweite wichtige Baumaßnahme die in Kürze startende zweite Bauphase auf der größten Kläranlage des Niersverbandes in Mönchengladbach-Neuwerk. Die beiden Projekte sind aktuell die beiden größten Maßnahmen des Niersverbandes. In Neuwerk wird die Nachklärung erweitert, eine neue Gebläsehalle gebaut und das Schneckenhebewerk saniert. Der 50 Jahre alte Gasspeicher wurde abgebaut.

Sabine Brinkmann stellte auch die Konsequenzen aus der Leitentscheidung der Landesregierung zum vorzeitigen Braunkohleausstieg für die Niers vor. Die Niers soll zukünftig ihr Wasser aus dem neu entstehenden Tagebau-Restsee Garzweiler erhalten. Der Niersverband sei aktuell in die Diskussion über den zukünftigen Anschluss an den Restsee eingebunden, da die Niers nach den neuesten Plänen keinen direkten Anschluss an den See mehr haben wird, erklärte Brinkmann. Jetzt gehe es um den genauen Trassenverlauf, damit die Niers auch in Zukunft genügend Wasser zum Beispiel auch im oberen Flusslauf und im Quellgebiet haben wird.

Ab 2029 werden Klärschlämme nach Bottrop gebracht

Der Niersverband wird ab dem Jahre 2029 die Monoverbrennungsanlage der Emschergenossenschaft in Bottrop für die vollständige Verwertung seiner Klärschlämme nutzen. Einen entsprechenden Kooperationsvertrag hat der Viersener Wasserverband kürzlich geschlossen. Er sieht eine langfristige Kooperation vor. Ziel ist es, aus der Asche des Klärschlamms den Phosphor zurückzugewinnen und ihn dem Stoffkreislauf wieder zuführen zu können. Beim Niersverband ist man sich sicher, dass dies eine nachhaltige Lösung für die eigene Entsorgungssicherheit zu akzeptablen und kalkulierbaren Preisen sein wird.

Brinkmann erinnerte daran, dass das Niersprojekt Bresgespark in Mönchengladbach, eines der größten Gewässerprojekte in ganz NRW, nun kurz vor dem Abschluss steht. Durch die Umgestaltung der Niers auf einer Länge von rund 3,7 Kilometern und dem Bau von Niersauen in einer Größe von rund 13 Fußballfeldern mitten im städtischen Raum werde ein bedeutender Schritt in Richtung einer guten ökologischen Entwicklung der Niers getan. Intakte Gewässer und natürliche Lebensräume seien von unschätzbarem Wert, so die Chefin des Niersverbandes. Es werde aber auch noch ein weiteres Ziel erreicht: Das Rückhaltevolumen wird künftig rund 76 000 Kubikmeter umfassen und den Schutz vor Starkregenereignissen vor Ort verbessern. Der Niersverband wird seine Arbeiten zur Renaturierung des Gewässers gemäß seinem Masterplan Niers weiter fortsetzen.

Das Fazit für das Jahr 2023: zu warm und zu nass. Das laufende Jahr ist eines der regenreichsten Jahre überhaupt: Es liegt auf Platz 3 der Liste der nassesten Wasserwirtschaftsjahre seit 1951. Mit einer Jahressumme von 916 Millimeter Niederschlag im Niersgebiet lag es fast 200 mm über dem Durchschnitt der letzten Jahre.

Die Verbandsversammlung wurde diesmal geleitet vom stellvertretenden Vorsitzenden des Verbandsrates, Rainer Röder, Dezernent beim Kreis Viersen. Er vertrat den verhinderten Vorsitzenden Rolf A. Königs. Die Delegierten, die die Verbandsmitglieder vertreten, waren von ihm nach Dülken eingeladen worden.