Letzte Schritte hin zum Erschließungsring
Mitte der 70er Jahre fiel der Startschuss für das Erschließungsprojekt in Viersen. Jetzt ist das Ende absehbar.
Viersen. Wir schreiben das Jahr 1975: In Deutschland beginnt die Volljährigkeit nun mit 18 und nicht mehr mit 21 Jahren. Borussia Mönchengladbach holt erstmals den UEFA-Cup und wird erneut Deutscher Meister.
Und in Viersen beginnt ein Infrastruktur-Projekt, dessen Ende erst heute, rund vier Jahrzehnte später, absehbar ist. Ende 2015 soll der letzte Abschnitt des so genannten Innerstädtischen Erschließungsrings (IER) zwischen Gladbacher- und Freiheitsstraße fertig sein.
Am Mittwoch erfolgte ein weiterer Schritt in diese Richtung: Im Beisein von Bürgermeister Günter Thönnessen wurde der Kreisverkehr Gladbacher-/Hohlstraße am südlichen Teil des Rings freigegeben. Möglich geworden war das dank des milden Winters, der die Arbeiten schneller hatte voranschreiten lassen als gedacht.
Als größte Hürden für den IER nennt Thönnessen die Finanzierungsfragen. „Zuschüsse werden nach Prioritätenlisten gewährt, was zu teilweise langen Wartezeiten bis zur Förderzusage führt.“
Wie wichtig öffentliche Zuschüsse sind, zeigen diese Zahlen: Die veranschlagten Baukosten für die noch laufenden bzw. ausstehenden Arbeiten belaufen sich auf 16,5 Millionen Euro — dem stehen bewilligte Fördermittel in Höhe von rund 11,5 Millionen Euro gegenüber.
Rückblick: Nach ersten Ideen und Ratsbeschlüssen im jahr 1966 kauft die Stadt Mitte der 70er Jahre das erste Grundstück für die Trasse, die um die Innenstadt herum führen soll. Zwölf Jahre später fasst der Bau- und Planungsausschuss die Beschlüsse zum Bau und beauftragt die Verwaltung, Anträge auf Zuschüsse beim Land NRW zu stellen.
In einer Stadt-Broschüre aus dem Jahr 1986 heißt es unter anderem: „Es bleibt die Aufgabe, den zum Teil erheblichen Ziel- und Quellverkehr der Innenstadt so zu ordnen, dass die Innenstadt als Geschäftszentrum mit vielen Arbeitsplätzen gut erschlossen bleibt“. Der nötige Verkehr solle sich so abwickeln lassen, das er für die „vorherrschende Wohnnutzung verträglich ist“.
Heute betont der Bürgermeister zwei Aspekte: „Zum einen wird der Lückenschluss die Südstadt und insbesondere die Große Bruchstraße in erheblichem Maß vom Durchgangsverkehr entlasten.“ Auf der anderen Seite erschließe der Ring innenstadtnahe Bereiche, etwa am Eichelnbusch und der Viktoria-straße, „die zurzeit in einer Art Dornröschenschlaf liegen“.
Das (geplante) mehr als vier Kilometer lange Asphalt-Rund verläuft in weiten Teilen über die Freiheitsstraße und den Willy-Brandt-Ring. Eine Verlängerung außerhalb der Ringstruktur in Richtung Kanalstraße ist in Arbeit. Dazu wurde die neue Unterführung am Bahnhof gebaut.
Immer wieder hatten Begleitumstände des Ring-Baus für Streit gesorgt. So gab es Proteste gegen Baumfällungen, von einem „Kahlschlag“ war die Rede. Die Grünen stemmten sich — vergeblich — gegen den Abriss von Häusern an der Gladbacher Straße. Ein besonderer Zankapfel war die Villa Pongs („Polizeivilla“) an der Josefstraße.
Das Thema kam auch zur Sprache, als der damalige NRW-Verkehrsminister Harry K. Voigtsberger Anfang 2012 Viersen besuchte. Inzwischen ist auch dieses Gebäude Geschichte — und Teil der langen Ring-Historie.