Missbrauchsfall Missbrauchsprozess gegen Krefelder und Viersener: Kammer sichtet Fotos

Viersen/Mönchengladbach. · Mehr als 4000 Fotos und 300 Videos haben Ermittler sichergestellt. Es geht um sexuellen Missbrauchs von Kindern und Schutzbefohlenen. Im Prozess gegen zwei Männer vom Niederrhein sind nun Fotos gesichtet worden.

Beim Prozessauftakt Ende April hielt sich der Angeklagte eine Mappe vor das Gesicht.

Foto: dpa/Marcel Kusch

Mehr als 4000 Fotos und 300 Videos hatten Ermittler im November 2019 bei einem Viersener sichergestellt – die Aufnahmen zeigen sexuellen Missbrauch. Seit dem 29. April muss sich der 39-Jährige gemeinsam mit einem weiteren Angeklagten aus Krefeld vor dem Landgericht Mönchengladbach wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern und Schutzbefohlenen sowie der Herstellung, Verbreitung und dem Besitz kinderpornografischer Schriften verantworten. Der Viersener soll seine Nichte, der ebenfalls 39-jährige Krefelder seine Tochter missbraucht haben. Zu den ihnen vorgeworfenen mehr als 100 Taten gehören jedoch auch gemeinschaftlich begangene Fälle des Kindesmissbrauchs.

Bilder sind verschiedenen Anklagepunkten zuzuordnen

Am Montag, dem zehnten Tag des Prozesses in Mönchengladbach, nahm die Kammer verschiedene Bildserien in Augenschein. Diese zeigen jeweils die Nichte des Viersener Angeklagten und können verschiedenen Anklagepunkten gegen den Mann zugeordnet werden.

Der 39-Jährige soll seine heute elfjährige Nichte seit dem Jahr 2015 regelmäßig sexuell missbraucht haben, teilweise auch in Anwesenheit ihres jüngeren Bruders. Rund ein Drittel der ihm vorgeworfenen Taten ließ er zu Prozessbeginn über einen seiner Verteidiger einräumen. Der Prozess vor der Jugendschutzkammer gehört zum Missbrauchskomplex Bergisch Gladbach, in dessen Zusammenhang es laut aktuellen Angaben des Justizministers von NRW Hinweise auf bis zu 30 000 Tatverdächtige geben soll. Die Angeklagten sollen sich laut Anklage 2017 in einem Pädophilen-Forum im Internet kennengelernt haben, bei dem der Krefelder gezielt nach Nutzern gesucht habe, die seine „pädosexuellen Inzestpräferenzen“ teilen. Nach einem ersten Treffen in Viersen sollen sich beide wiederholt zum gemeinsamen sexuellen Missbrauch der beiden Mädchen verabredet haben. Beide Angeklagte fertigten von ihren Übergriffen Fotos und Videos an, tauschten sie untereinander aus, aber teilten sie auch mit anderen Männern in Chats oder via Facebook.

Der Prozess wird am 16. Juli fortgesetzt, im September soll ein Urteil ergehen.