Viersen Die Preise für Spielekonsolen gehen gerade durch die Decke

Viersen. · Schule zu, Spielplatz gesperrt, und Homeoffice: Viele Eltern setzen in der Corona-Zeit auf Spielekonsolen und Computerspiele.

Matthias Zimmer von „Willi’s Gamestore“ mit der letzten Spielekonsole, die er noch auf Lager hat.

Foto: Knappe, Jörg (jkn)

Normalerweise verkauft Matthias Zimmer, Inhaber von „Willi’s Gamestore“ in Viersen, etwa zwei bis drei Spielekonsolen pro Woche. „Aber in den vergangenen zwei, drei Wochen bin ich regelrecht geplündert worden“, sagt der 35-Jährige. „Da habe ich etwa 15 verkauft“, ergänzt er. Computerspiele seien ebenfalls sehr gefragt. Auch Christiane Müllers, Leiterin des Expert-Elektromarkts in Viersen, hat festgestellt: „Die Nachfrage nach Konsolen und Spielen ist stark gestiegen.“ Dabei sind vor allem Geräte und Medien beliebt, die Kinder gerne nutzen. Eltern sind wegen der Coronakrise im Home-Office, Spielplätze sind gesperrt, Schulen geschlossen, das Vereinsleben ruht – irgendwie müssen die Kinder also zu Hause beschäftigt werden.

Laut einer aktuellen Forsa-Umfrage im Auftrag der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) berichten nahezu alle der befragten 502 Eltern (95 Prozent), dass ihr Kind im Alter zwischen sechs und 18 Jahren Computer, Smartphone und Tablet derzeit stärker nutzt als bisher. Auch mit Playstation und anderen Spielekonsolen verbringt aktuell gut jeder vierte Sechs- bis 18-Jährige demnach mehr Zeit.

Matthias Zimmer betreibt sein Geschäft in der Viersener Fußgängerzone seit 2016. Derzeit ist sein Laden wie so viele andere auf Anordnung geschlossen, er bietet seinen Kunden aber einen Bestell- und Lieferservice an. „Ich bin in den vergangenen zwei Wochen viel mit dem Fahrrad in ganz Viersen unterwegs gewesen, um Kunden zu beliefern“, erzählt er. Hauptsächlich Spielekonsolen und Zubehör hatte er dann dabei.

An so einer Konsole verdient Matthias Zimmer nicht viel

Die Nachfrage freue ihn natürlich, aber sie könne nicht die Einbußen ausgleichen, die er wegen der Ladenschließung hat: „Das Tagesgeschäft fehlt.“ Der Lieferservice sei eher dafür gedacht, „meine Kunden zufrieden zu stellen“. Denn an so einer Spielekonsole verdiene er nicht viel, „ich habe dafür ja den Normalpreis genommen“. Mittlerweile sei die Nachfrage nach bestimmten Modellen so groß, dass manche Verkäufer die Konsolen nun zum etwa doppelten Preis anböten, neu oder gebraucht, ergänzt er. „Die Preise gehen durch die Decke.“

Christiane Müllers von Expert bestätigt: „Viele haben ihre Preise schon erhöht.“ Besonders beliebt sei die Nintendo Switch, berichten sowohl Müllers als auch Zimmer. „Die ist bis voraussichtlich Juni schon ausverkauft“, erzählt Müllers. Wann sie Nachschub bekomme, sei fraglich. Expert bearbeitet derzeit zum Beispiel telefonisch Bestellungen, „etwa 40 Kunden konnten wir schon nicht mehr beliefern“. Zimmer erzählt, sein Großhändler habe ihm bereits vor rund drei Wochen von Lieferengpässen bei Neuware berichtet. „Ich rechne nicht damit, dass ich vor September Nachschub bekomme“, sagt er. Eine einzige Konsole habe er noch – allerdings ein anderes Modell als das von Nintendo. Lange wird er wohl trotzdem nicht warten müssen, bis er das Gerät mit dem Rad bei Kunden vorbei bringen soll. Denn: „Viele Eltern sind froh, wenn sie jetzt überhaupt noch irgendeine Spielekonsole organisiert bekommen“, ist Zimmers Eindruck.