Corona Schutzmasken: „Die Not diktiert die Einkaufspreise“
Düsseldorf · Viele Bürger sind über die explodierenden Preise bei Schutzmasken empört. Doch die Apotheker sind nicht Schuld daran.
50 Euro für eine Schutzmaske, die vor ein paar Wochen noch ein Cent-Artikel war? Darüber kann man sich aufregen. Der Zorn vieler Bürger richtet sich im Moment vor allem gegen Apotheker. Ihnen wird unterstellt, sie würden sich an der Krise eine goldene Nase verdienen. Doch die können nur die Preise an die Kunden weitergeben, die sie auch bezahlen. Dass sieht sogar die Verbraucherzentrale NRW ein.
Ein Leser hatte der WZ einen Hinweis gegeben, in einer Apotheke an der Rethelstraße würden Schutzmasken zum Preis von 50 Euro abgegeben. Beim „Testkauf“ stellte sich heraus, dass das so nicht stimmt. Für neun Euro hätten wir eine Maske mitnehmen können. Allerdings räumte der Apotheker ein, dass er auch Masken für 25 Euro verkauft: „Das sind aber Masken der Schutzklasse II. Die sind so teuer.“ Die sind aber inzwischen ausverkauft, eine neue Lieferung ist bestellt, kommt aber nicht. Der Apotheker ist verärgert: „Die Leute können froh sein, dass wir überhaupt noch hier stehen. Wir riskieren täglich unser Leben.“
„Ja, in der Tat haben wir auch Meldungen von Verbrauchern, dass in Apotheken Atemschutzmasken für über 20 Euro das Stück verkauft werden. Unsere Juristen sagen: Wucher erfordert mindestens den doppelten Preis im Vergleich zum aktuellen Marktwert“, sagt Mechthild Winkelmann, Pressesprecherin der Verbraucherzentrale NRW. Das bedeute nicht im Vergleich zu früheren Preisen vor Corona-Zeiten, sondern in der derzeitigen Situation. Denn Gründe für die Preissteigerungen seien im Moment zumeist Lieferengpässe und eine hohe Nachfrage: „Auch Kliniken oder Ärzte berichten ja, dass zurzeit abenteuerliche Preise für die Atemmasken aufgerufen werden - die sich auch für diese Einkäufer auf ähnlichem Niveau bewegen.“
Auch Stefan Derix, der Geschäftsführer der Apothekerkammer Nordrhein, nimmt seine Kollegen in Schutz: „Der normale Großhandel kann nicht mehr liefern. Also müssen nun Schutzmasken aus unterschiedlichen Quellen bestellt werden.“ Der Markt sei praktisch leergefegt: „Die Not diktiert die Einkaufspreise.“ Der Profit werde aber nicht bei den Apotheken gemacht: „Das passiert in der Vorstufe.“ Die Preise könne man dann nur an die Verbraucher weitergeben. Die Alternative wäre, gar keine Atemschutzmasken mehr anzubieten.
Als Beispiel führt Derix die Apotheke in den Schadow-Arkaden an, wo Masken für 20 Euro angeboten würden. Der Apotheker habe sehr plausibel erklären können, warum der Preis gerechtfertigt sei.
Ein ähnliches Phänomen erlebe man zurzeit auch bei den Desinfektionsmitteln, die inzwischen von vielen Apothekern wieder selbst hergestellt werden. Auch hier seien viele Grundstoffe wie Äthanol zurzeit nicht lieferbar. Derix: „Der Alkohol muss aus anderen Quellen gekauft werden. Zum Beispiel bei Brauereien.“ Das führe am Ende zu ganz anderen Preisen.