Niederrhein: Wirtschaft erholt sich schleppend

Aktuelle Zahlen hat die IHK Mittlerer Niederrhein vorgelegt: Jeder dritte Chef klagt über schrumpfende Reserven.

Niederrhein. Wohin steuert die Wirtschaft in diesem Jahr? Womöglich wird der Erholungsprozess noch das ganze Jahr dauern - oder auch länger. "Die Wirtschaftskrise war zu stark, als dass der Markt sich wie Phönix aus der Asche erheben könnte", sagt Dieter Porschen, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein.

Auch der Düsseldorfer IHK-Chef Udo Siepmann warnt: Zwar stecken laut der jüngsten Konjunkturumfrage beider Kammerbezirke (siehe Kasten) momentan nicht viele Unternehmen in einer "Kreditklemme" (drei Prozent), doch steht die Nagelprobe offenbar noch bevor.

"Kritisch wird es womöglich erst in dem Moment, wenn die Firmen wieder investieren wollen." Und dies ist laut IHK einer der Knackpunkte für eine Erholung der Märkte. Die ziehen - positiv für die exportabhängige Wirtschaft in der Region Düsseldorf - unter anderem in Asien und Russland zum Teil stark an.

Warum gerade diese Märkte so wichtig sind, zeigt ein Vergleich: Zwei Drittel der Investitionen gehen mittlerweile in die so genannten asiatischen Schwellenländer (China, Indien), etwa 30 Prozent kommen noch in den klassischen Industriestaaten an.

Die Frage wird aber nach Einschätzung von Siepmann sein, ob die Banken den Spagat zwischen eigener Risikovorsorge und den Kreditwünschen der regionalen Wirtschaft für Investitionen hinbekommen. Gelingt dies nicht, droht laut IHK die Gefahr, dass der Aufschwung abgewürgt wird, bevor er richtig begonnen hat.

Dabei sei den Banken kein Vorwurf zu machen, da sie heute die Risiken der Kredite schärfer bewerten müssten. "Die Bonität ist heute eine ganz andere bei vielen Firmen als vor etlichen Monaten." Tatsächlich klagt jeder dritte Firmenchef über schrumpfende finanzielle Reserven. Bei jedem zehnten wird demnach die Liquidität langsam knapp.

Noch ist die Auftragslage schwach in vielen Branchen, die Investitionsbereitschaft ist also noch gar nicht richtig vorhanden. Die Auslastung der beteiligten Betriebe liegt bei nur 73 Prozent. Allerdings gibt es auch hier ein Indiz für eine leichte Erholung: 21 Prozent der Firmenleitungen wollen in neue Kapazitäten investieren.

Bei der Inlandsnachfrage sieht es auch nicht rosig aus. Steigene Arbeitslosigkeit, stagnierende Einkommen und vorgezogene Käufe beispielsweise wegen der Abwrackprämie lassen viele Branchen skeptisch in die Zukunft schauen. Am schlechtesten sieht es im Autohandel aus.

Alles in allem beurteilen 17,3 Prozent der Befragten ihre Geschäftslage wieder als gut. Vor einem halben Jahr waren es nur 13,7 Prozent. Und damals sahen 42,3 Prozent eine düstere Zukunft, jetzt sind es nur noch 32,2 Prozent. Aber, so räumt Porschen ein: "Eine richtig schwunghafte Entwicklung ist das nicht."