Noch keine Spur von der zweiten Bombe

Am Dienstag beginnt Teil zwei der Suchaktion. Bleibt auch sie erfolglos, will die Stadt Viersen Entwarnung geben.

Viersen. 18 Löcher sind gebohrt. Aber mit der Anlage eines Golfplatzes hat das, was da in der Viersener Innenstadt passiert, nichts zu tun. Der Hintergrund ist viel ernster: Die Mitarbeiter des Kampfmittelräumdienstes suchen in unmittelbarer Nähe der Fußgängerzone eine Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg. Am Nachmittag brachen sie gestern ihre Suche ab. Heute soll sie auf der anderen Straßenseite fortgeführt werden.

Bereits am 17. September war an der Gartenstraße in der Viersener Innenstadt bei Bauarbeiten eine Bombe gefunden worden. Weil das Überbleibsel aus dem Krieg über einen komplizierten Säurezünder verfügte, der möglicherweise bei den Bauarbeiten bereits beschädigt worden war, hatte sich der Kampfmittelräumdienst damals entschieden, die Innenstadt zu räumen und die Bombe vor Ort zu sprengen.

Knapp 10 000 Menschen wurden damals evakuiert, kurz nach 23 Uhr hatte der Sprengmeister auf den Auslöser gedrückt. Bei der kontrollierten Sprengung waren zwei Gebäude mit Ladenlokalen in der Fußgängerzone schwer beschädigt worden. Dennoch war man in Viersen damals sehr zufrieden: Kurz zuvor waren bei einer ähnlichen Aktion in München zahlreiche Gebäude in Brand geraten.

Nun droht den Menschen an der Gartenstraße erneut eine Evakuierung und eine mögliche Beschädigung ihrer Häuser. Denn nach der Sprengung im September hat man altes Kartenmaterial überprüft. Das deckt sich mit der Aussage eines Zeitzeugen, der erklärt hatte, etwa 200 Meter von der damaligen Fundstelle habe es eine weitere Bombe gegeben, die nicht detoniert sei.

Deshalb geht die Stadt nun auf Nummer sicher. Sie hat bei der Feuerwehr einen Krisenstab eingerichtet und will diesmal auf alle Eventualitäten vorbereitet sein. Auch wenn Bürgermeister Günter Thönnessen betont: „Wir reden über einen Verdacht, nicht über eine Tatsache.“

Deshalb geht am Dienstag die Suche weiter. Dann sollen weitere 19 Löcher gebohrt werden. Jeweils wird ein Plastikrohr in die Bohrung geschoben, in der die Fachleute dann eine Sonde her-untergleiten lassen. Sie soll mögliche metallische Gegenstände nachweisen. Ergibt sich heute bei den 19 Bohrungen bis in sieben Meter Tiefe kein Hinweis, dann wird der Bombenverdacht zu den Akten gelegt.

Darauf hoffen natürlich die Anwohner. „Geschockt ist man schon“, sagt Heike Vonwirth. sie und ihr Mann betreiben die Kinderstube an der Hauptstraße. Ihr Geschäft war bei der Detonation im September am stärksten betroffen.

Die Bombe war gefunden worden bei Bauarbeiten für einen Anbau zu ihrem Geschäft. Die meisten Schäden sind inzwischen behoben. Im Laden sieht man aber immer noch an einigen Ständern die „30-Prozent-Rabatt“-Schilder. So weit ist die Ware reduziert, die damals zum Zeitpunkt der Explosion im Geschäft war.

Ende 2013 wollen die Vonwirths fertig sein mit dem Anbau. Bislang stehen nur Teile des Kellers. Die Bombe hat ihre Pläne zurückgeworfen. Jetzt hoffen die Vonwirths, dass sie nicht erneut betroffen sein werden. „Ich denke, es ist weit genug weg“, sagt Heike Vonwirth. Und ergänzt: „Ich weiß nicht, ob ich nochmal die Kraft dafür hätte.“

Burkhard Wolters, Inhaber von Augenoptik und Akustik Hoenings, hat gut verkraftet, was vor zwei Monaten passiert ist. Seine Werkstatt war damals verwüstet worden. Sie ist inzwischen abgerissen.

Für sein Geschäft fürchtet er durch einen neuerlichen Bombenfund nichts. „Das ist weit genug weg“, sagt Wolters. Allerdings glaubt er, dass es bei einer erneuten Sprengung schlimmer werden könnte als beim letzten Mal: „Da stehen die Häuser noch dichter dran.“