Unwettermanagement für Kreis Viersen Schwalmverband will besser vorbereitet sein

Kreis Viersen · Der Schwalmverband beschäftigt sich mit dem Management von Unwettern. Ein dynamsiches 3D-Modell soll dabei helfen, die Folgen auch für Gebiete, die abseits von Gewässern liegen, besser einzuschätzen. Warum das wichtig ist.

Bei einem Starkregen im Juni wurde die Innenstadt von Viersen-Dülken überflutet.   Foto: Pohl

Foto: Manfred Pohl

Der Schwalmverband will mit einem neuen Prognose-Modell besser auf künftige Unwetter vorbereitet sein. Deshalb wird der Vorstand des Schwalmverbands voraussichtlich in seiner nächsten Sitzung am Dienstag, 9. November, entscheiden, den Auftrag dafür an ein Ingenieurbüro zu vergeben. Zur Vorbereitung hat Thomas Schulz, Geschäftsführer des Schwalmverbands mit Sitz in Brüggen, das neue Vorhaben in der Gemeinde Brüggen vorgestellt. Weitere Vorstellungen, etwa in Schwalmtal, werden noch folgen. Denn die Kommunen sollen sich auch an den Kosten beteiligen.

Welche Probleme bringen Unwetter?

„Besonders problematisch sind punktuelle Unwetter in der Region an heißen Tagen“, erläuterte Thomas Schulz bei der Vorstellung des neuen Vorhabens im jüngsten Ausschuss für Bauen, Infrastruktur und Klimaschutz im Brüggener Rathaus. „Dann treten enorme Niederschlagsmengen in kürzester Zeit auf.“ Doch in einem solchen Fall könne der Boden die enormen Wassermassen nicht vollständig aufnehmen. Die Folge: „Der verbleibende Teil des Regenwassers fließt über das offene Gelände ab – und kann hohe Schäden an Gebäuden und Straßen verursachen“, nennt Schulz ein Beispiel. Längst seien davon auch Orte betroffen, die nicht direkt an einem Gewässer wie der Schwalm, an einem Bach oder See liegen. „Dieses Oberflächenwasser kann überall auftreten“, erläutert der Verbands-Geschäftsführer.

Warum beschäftigt sich der Schwalmverband jetzt mit Starkregenmanagement?

Laut Thomas Schulz stünde dieses Thema bereits seit längerem auf der Tagesordnung. Zuletzt habe sich der Verband am 29. Juni 2021 damit beschäftigt – zufällig zeitgleich mit aktuellen starken Niederschlagsmeldungen aus Viersen und Niederkrüchten, die auch im Grenzlandkurier Thema waren. Bei den dort auftretenden Überschwemmungen war nicht die Schwalm die Ursache, sondern es handelte sich auch um wild abfließendes Oberflächenwasser. Die aktuellen Ereignisse seien für den Verband aber auch ein Impuls gewesen, dass es richtig sei, sich jetzt mit dem Thema zu beschäftigen. „Allerdings können wir es als Schwalmverband nicht allein angehen“, betonte Schulz. Zum Verband gehören alle Kommunen und Kreise, auf deren Gebiet die Schwalm fließt. Das Starkregenmanagement ist laut Schulz eine Gemeinschaftsaufgabe etwa für die Kommunen, die Wasserwirtschaft, Landwirte und Förster, für Naturschützer, Experten der Gefahrenabwehr und für Betroffene. Die Gemeinde Brüggen wird sich, so das Votum des Fachausschusses, voraussichtlich an dem Vorhaben finanziell beteiligen.

Wie funktioniert das neue Modell?

Geplant ist ein Modell mit einer dynamischen 3D-Starkregensimulation: Per Mausklick kann dann auf einer Karte beobachtet werden, welche Folgen starker Regen auf eine Fläche hat. Zu sehen ist dann etwa auch, wo sich das Wasser sammelt und wohin es fließen könnte. So können Gefahrenpunkte („Hotspots“) identifiziert werden und möglicher Schutz überlegt werden

Was bringt eine solche Simulation?

„Sie kann dazu dienen, Gebäude und Infrastruktur-Einrichtungen wie Straßen zu benennen, die bei einem Unwetter besonders betroffen wären“, nennt Thomas Schulz ein Beispiel. Diese Objekte könnten dann in Starkregenmanagementkarten aufgenommen werden. Zudem soll eine dreistufige Einschätzung des Gefahrenpotenzials (gering, mittel, hoch) gegeben werden und das Überflutungsrisiko soll auf einer Überflutungsrisikokarte eingetragen werden. Am Ende soll ein Handlungskonzept vorliegen, an dem alle Akteure mitgearbeitet haben. Darin sollen verschiedene Maßnahmen nach Priorität enthalten sein. Allerdings betonte Thomas Schulz auch eines bei aller modernen Simulationsmöglichkeiten: „Überschwemmungen können trotzdem passieren.“ Und: „Die Natur ist immer der Sieger.“