Viersen Senioren sind sauer auf die Telekom
Viersen. · Die Hausanschlüsse im Betreuten Wohnen sind noch nicht freigeschaltet – Dutzende Senioren haben kein Fernsehen und Telefon.
Mehr als zwei Dutzend Senioren, die in die neuen Wohnungen für Betreutes Wohnen im Belgischen Viertel gezogen sind, haben ein Problem: Die Telekom hat die Hausanschlüsse noch nicht freigeschaltet, seit Wochen stehen sie ohne Telefon da.
„Viele der Bewohner benötigen einen unter Umständen lebensrettenden Hausnotruf, der aber via Festnetztelefon installiert werden muss“, erklärt Susanne Thewißen-Beckers, fürs Immobilien-Marketing der Diakonia Betreutes Wohnen zuständig, die die Wohnungen vermietet. Auch die Fernsehgeräte funktionieren ohne die freigeschalteten Hausanschlüsse nicht. „Mein Gerät zeigt nur ,Kein Antennenempfang’ an“, sagt Rose Jätzold-Schwiers. Die 76-Jährige wohnt seit 7. Oktober im Belgischen Viertel, hatte bei der Telekom den Anschluss für den 10. Oktober beantragt: „Ein Techniker ist auch gekommen, hat geguckt und gesagt: ,Da kann man nichts machen.’ Jetzt wurde mir als neuer Termin der 6. November genannt.“
Zunächst hieß es noch, alles
sei fristgerecht vorbereitet
Verständnis für die Verzögerung hat Jätzold-Schwiers nicht – wie viele betroffene Bewohner im Neubaukomplex. Am 19. März hatte die Telekom dem Bauherrn mitgeteilt: „Ihre Unterlagen sind vollständig bei uns eingegangen. Unsere Vorbereitungen und Planungen sind nun vollständig abgeschlossen.“ In Fettdruck fügte das Unternehmen hinzu: „Wir haben Sie nicht vergessen. Unser zuständiger Partner ist bereits beauftragt.“
Irgendetwas muss dann aber in den Folgemonaten schief gelaufen sein. „Im Vorfeld der Umzüge erhielten wir einen Hinweis der Telekom, dass die Freischaltung der Telefonanschlüsse bis weit in den November dauern würde“, berichtet Thewißen-Beckers. Die Diakonia wandte sich an die Viersener Wirtschaftsförderung. „Die Techniker der Telekom haben daraufhin umgehend alle Wohnungsanschlüsse vermessen, da lautete die Aussage: ,Nun wird es in etwa einer Woche möglich sein, dass alles an den Start geht“, erzählt Thewißen-Beckers. Das ist jetzt rund zwei Wochen her.
Vor einigen Tagen haben sich die Senioren zusammengetan und den Telekom-Vorstand angeschrieben. „Viele von uns besitzen kein mobiles Telefon und finden dessen Bedienung zu schwierig, dass auch diese Übergangslösung ausscheidet“, heißt es in dem Schreiben. „An wen sich also wenden, wenn es uns gerade in der ersten Zeit des Einlebens nicht gut geht?“ Eine Antwort des Telekom-Vorstands steht noch aus.
Die Tagespflege ist auf das Festnetztelefon angewiesen
Jeden Tag ziehen neue Senioren ins Belgische Viertel. „Alle 45 Wohnungen sind vermietet“, berichtet Thewißen-Beckers, „insgesamt werden 55 Senioren das Betreute Wohnen in Anspruch nehmen.“ Sie hat selbst ihr Büro in dem Wohnkomplex; Visitenkarten fehlen noch: „Ich wüsste ja nicht, welche Nummer ich da drauf schreiben könnte.“ Das aber sei das geringere Problem. Einrichtungsleiterin Andrea Wilms verweist auf die Tagespflege, die ebenfalls seit Anfang in Oktober in Betrieb ist. Eigentlich. „Denn eigentlich können wir gar keine Tagespflegegäste aufnehmen, weil wir telefonisch nicht erreichbar sind“, sagt sie. Unter erschwerten Bedingungen laufe es dennoch – Mitarbeiter stellen ihre Handys zur Verfügung, damit Angehörige die Einrichtung erreichen können.
Auch Irmgard (80) und Peter Meies (81) wohnen im Belgischen Viertel. Auf dem Sideboard steht das Festnetztelefon, liegen Kabel. „Alles steht da fertig, wir warten nur noch auf die Telekom“, sagt der 81-Jährige. Beide hoffen auf schnelle Hilfe. „Wir haben für diesen Umstand weder Verständnis noch Geduld, das so hinzunehmen“, sagt Meies, „zumal es seitens des Bauherrn und unseres Vermieters kein Verschulden gibt.“