Südstadt: Bund und Land für einen Platz
Die Südstadt in Viersen soll neu belebt werden. Das Projekt könnte Modellcharakter für andere Städte haben.
Viersen. Plätze sind das Wichtigste fürs Stadtbild. Sie sind entscheidend dafür, ob sich die Menschen in ihrem Viertel wohlfühlen. Der Gereonsplatz ist das Zentrum der Viersener Südstadt. Er soll jetzt umgestaltet und attraktiver werden. Dazu bedient sich die Stadt wissenschaftlicher Hilfe: Die Hochschule Niederrhein hat den Stadtteil untersucht und gibt jetzt Empfehlungen, was aus dem Platz und seinem Umfeld werden soll.
Die Viersener Südstadt leidet derzeit unter den typischen Problemen eines Stadtteils am Rande des Zentrums. Viele Läden stehen leer, es fehlt der Bevölkerung an Kaufkraft, es gibt keine attraktiven Anziehungspunkte. Im Zuge des Bundesprogramms „Bildung, Wirtschaft, Arbeit im Quartier“ (Biwaq) untersucht die Hochschule Niederrhein seit Jahresbeginn den Stadtteil. Finanziert wird das Projekt durch den Europäischen Sozialfonds.
„Wir wollen analysieren und Empfehlungen aussprechen, wie die Südstadt ökonomisch wieder nach vorne gebracht werden kann“, sagt Professor Rüdiger Hamm von der Hochschule. Zunächst wurden dazu die Unternehmen in der Südstadt befragt. Danach haben 85 Prozent der 102 an der Umfrage beteiligten Firmen zehn oder weniger Mitarbeiter. Die meisten von ihnen (57 Prozent) sind Frauen. Auffallend ist, so Katja Keggenhoff von der Hochschule, dass die Unternehmen ihre wirtschaftliche Lage eher positiv einschätzen und die künftige Beschäftigungsentwicklung optimistisch beurteilen. Negativ falle auf, dass nur 36 Prozent der Unternehmen ausbilden. Ziel für die Stadt müsse es deshalb sein, die Ausbildungsbereitschaft in der Südstadt zu erhöhen.
Unzufrieden sind die Unternehmen vor allem mit dem Image der Südstadt, dem Stadtbild und der Parkplatzsituation, so Keggenhoff. Zufrieden ist man mit der Nähe zum Zentrum, der Anbindung an die Schiene, den Einkaufsmöglichkeiten und der medizinischen Versorgung.
Leif Lüpertz hat für die Hochschule ein Stadtteilbüro in der Südstadt eröffnet. Er bietet Beratung für die Unternehmer an und hat einen Arbeitskreis der Geschäftsleute (wieder) ins Leben gerufen. Denn für ihn steht fest: Verbesserungen in der lokalen Ökonomie der Viersener Südstadt kann es nur gemeinsam mit den Unternehmern geben.
Im nächsten Schritt wollen Studenten der Hochschule Passanten zum Image der Südstadt befragen. Parallel dazu plant die Stadt die Umgestaltung des Gereonsplatzes. Sie hat bereits die Wünsche der Bürger abgefragt. Ergebnis: Bäume und Parkplätze sollen erhalten bleiben, auf dem Platz soll es aber noch mehr Gastronomie geben. Rund 600 000 Euro will sich die Stadt die Umgestaltung kosten lassen. Jetzt wartet man auf Fördermittel vom Land.
Ob das den Stadtteil nach vorne bringt, kann erst die Zukunft zeigen. „Wir geben auf jeden Fall eine Initialzündung, um die Wirtschaft in der Südstadt wieder neu zu beleben“, sagt Hamm. „Wir haben das Projekt der Hochschule Niederrhein von Beginn an unterstützt. Die Erwartungen sollten allerdings realistisch bleiben. Den Trend umzukehren, wird einige Zeit dauern“, sagt Andree Haack, Geschäftsführer der IHK.
Andere Städte gucken genau hin. Hat das Viersener Projekt Erfolg, könnte es schnell Nachahmer in Krefeld oder Mönchengladbach finden.