Thönnessen: „Wenn’s sein muss, rede ich mit jedem einzelnen Mitarbeiter“
Bebauungspläne generell, aber auch konkrete Projekte werden laut Bürgermeister Günter Thönnessen nicht schnell genug auf den Weg gebracht. Das soll sich ändern.
Viersen. Bürgermeister Günter Thönnessen will die Viersener Stadtverwaltung umbauen. Unter anderem will er selbst wichtige Teile des Fachbereichs 60 (Stadtentwicklung) von Baurat Gerd Zenses übernehmen (die WZ berichtete). Unsere Zeitung sprach mit Thönnessen über sein Vorhaben und darüber, was nun konkret passieren soll.
WZ: Herr Thönnessen, warum wollen Sie die Stadtentwicklung plötzlich zur Chefsache machen?
Günter Thönnessen: Ein Gutachter ist nach einer Untersuchung der Bauverwaltung eindeutig zu dem Schluss gekommen, dass eine Menge in diesem Bereich zu ändern ist. Der Output ist zu gering, sprich: Verfahren, etwa bei den Bebauungsplänen, dauern einfach zu lange. Überträgt man Erfahrungswerte aus anderen vergleichbaren Städten auf Viersen, müssten wir etwa 20 Bebauungspläne pro Jahr schaffen. Im vergangenen Jahr gab es keinen einzigen.
WZ: Können Sie konkrete Projekte nennen, bei denen es hakt?
Thönnessen: Zum Beispiel hakt es beim innerstädtischen Erschließungsring — da sind wir nicht im Zeitplan. Außerdem brauchen wir dringend Ideen für die Randbebauung des Erschließungsrings. Und in Dülken sind wir zwar an der Innenstadt dran, aber das Thema ist damit noch nicht beendet.
WZ: Was ist im Bereich Wohn- und Gewerbeflächen zu tun?
Thönnessen: Es gibt noch viele einzelne Flächen, von denen noch keine Bebauungspläne erstellt wurden. Ich meine städtische Flächen, die vermarktet werden könnten und müssten, schon allein, um unsere Kassenlage zu verbessern. Da liegen also Einnahmequellen brach. Wir haben noch etwa sechs Jahre Zeit, dann werden wegen des demografischen Wandels die Bautätigkeiten überall zurückgehen. Deshalb brauchen wir schnellstmöglich geeignete Grundstücke. Bei den Gewerbeflächen hingegen sind wir gut unterwegs. Ein Riesenthema wird allerdings das Feldmühlen-Areal an der Gladbacher Straße sein, wenn das Folien-Unternehmen Amcor Ende des Jahres schließt. Gleiches gilt für den Bereich der Kaiser’s-Hauptverwaltung, für den es noch keine Lösung gibt.
WZ: Wie wollen Sie denn die von Ihnen skizzierte Situation im Fachbereich ändern?
Thönnessen: Ich habe vor, die Vorgaben umzusetzen, die sich aus dem Gutachten ergeben, und zwar mit meiner Autorität als Verwaltungschef. Dass das Widerstände hervorrufen wird, ist mir klar. Doch wenn es sein muss, werde ich mit jedem einzelnen Mitarbeiter Gespräche führen. Wir müssen einfach mehr Gas geben.
WZ: Aber Sie sind doch kein Fachmann in Sachen Stadtplanung, oder?
Thönnessen: Ich will ja auch nicht zeigen, dass ich der große Stadtplaner bin. Ebenso wenig will ich mein „Hobby ausleben“, wie ich es schon als Vorwurf gehört habe. Außerdem wird es schon bald einen neuen Fachbereichsleiter geben, der mich fachlich unterstützt. Es geht mir weniger um die inhaltlichen Dinge, da sind wir bereits auf einem guten Weg, sondern um die Art der Umsetzung innerhalb der Verwaltung. Zum Beispiel, wie schon gesagt, um die Beschleunigung von Bebauungsplan-Verfahren. Darüber hinaus möchte ich verstärkt Investorengespräche führen.
WZ: Woran wollen Sie sich messen lassen?
Thönnessen: Ich werde ganz klar ein Jahresarbeitsprogramm formulieren. Das hat die jetzige Stadtplanung zwar auch gemacht. Aber niemand hat am Ende danach gefragt, was verwirklicht wurde. Das soll anders werden.
WZ: Sie sind in Ihrer letzten Amtsperiode. Mancher wird sich fragen, warum Sie sich das jetzt noch aufhalsen. . .
Thönnessen: Ich werde bei den sonstigen Aufgaben noch intensiver zwischen wichtig und unwichtig unterscheiden müssen. Alles zu machen geht nicht. Aber es ist zweifellos richtig, dass ich nach den Veränderungen unterm Strich deutlich mehr zu tun haben werde als vorher. Doch ich werde voller Motivation an die neue Aufgabe herangehen.
WZ: Was sagt die Politik zu Ihren Umbauplänen?
Thönnessen: Es ist mir sehr wichtig, die notwendigen Änderungen im Einvernehmen mit der Politik vorzunehmen. Dafür werden wir uns in den nächsten Tagen zusammensetzen. Am 11. Juli tagt der Haupt- und Finanzausschuss.