Vandalismus in Viersen Unbekannte zerstören Kunstwerke
Viersen. · Arbeiten des „Skulpturlabors“ auf der Wiese an der Goetersstraße sind erneut beschädigt worden.
Wenn ein Bürger sein Fahrrad an Justyna Janetzeks Stahl-Installation „Stairs and Stripes“ anlehnt, kann Jutta Pitzen darüber lächeln. Die Leiterin der Städtischen Galerie hat durchaus Verständnis für Menschen, die mit moderner Kunst nichts anfangen können. Doch der Vandalismus der vergangenen zwei Wochen an den Werken des „Skulpturlabors“ im öffentlichen Raum ärgern sie, ihr Team, aber auch die jungen Künstler sehr. Unbekannte haben wiederholt und offenbar mutwillig mehrere Arbeiten der „jungen Wilden“ beschädigt.
Mehrere Skulpturen befinden sich auf dem Platz am Forum und auf der Wiese vor der Goetersstraße. Dort steht auch die Skulptur von Rebekka Benzenberg und Sven Dirkmann. „Artemis“ – benannt nach der griechischen Göttin der Jagd und der Fruchtbarkeit – haben die Künstler sie getauft. Sie besteht aus einem silberfarbenen Corsa, der mit silberfarbenen Gymnastikbällen vollgestopft ist. Inzwischen ist die „Füllung“ geschrumpft. Unbekannte habe mehrere Bälle zerschnitten.
Offenbar animierte das Auto weniger kunstsinnige Menschen dazu, die Bälle auszuräumen, sich auf den Fahrersitz zu setzen und eine Cola zu trinken. Ein Unbekannter, der ebenfalls Probe gesessen hat, vergaß dabei seinen Schlüsselanhänger, einen kleinen grünen Turnschuh. Auch der linke Außenspiegel ist zersplittert. „Es war klar, dass die Bälle dazu verleiten, sie herauszunehmen. Solange Jugendliche damit spielen und sie zurückbringen, geht es ja noch“, sagt Pitzen.
Noch weniger kann die Leiterin der Galerie die Zerstörung einer Keramik-Skulptur von Ulrike Schulze mit dem Untertitel „Drei sehr ernsthafte Damen“ verstehen. Der kleine Teil, eine Säule, wurde am Wochenende um den 6. Juli zum ersten Mal so umgestoßen, dass er in zwei Teile zerbrach. Nachdem die Künstlerin die Säule repariert hatte, liegt diese jetzt wieder zerbrochen auf der Wiese. „Ich bin da fassungslos. Diese Skulptur steht nicht im Weg, sie ist nicht provokativ wie andere Exponate“, sagt Pitzen. Um die Keramik umzustoßen, braucht es gehörige Kraft.
Für die Werke im Außenbereich gibt es keine Versicherung
„Die Beschädigung meiner Skulptur ist mir nahe gegangen. Was für eine aggressive Reaktion auf eine sensible Arbeit“, sagt Ulrike Schulze. „Ich habe es schon häufiger erlebt, dass meine scheinbar zerbrechlichen Skulpturen, das Verwundbare im öffentlichen Raum eher auf Aggression und Ablehnung treffen als kräftige, voluminöse Arbeiten“, sagt die Kölnerin.
Anzeige bei Polizei wurde bisher nicht erstattet. Für die Werke im Außenbereich, noch dazu nur für eine Ausstellung von nur wenigen Wochen, gebe es keine Versicherung, sagt Pitzen.
Noch eine dritte Arbeit hat seit der Eröffnung der Ausstellung Ende Juni gelitten. Das Toilettenhäuschen um die Skulptur „Matta“, direkt an der Galerie. Es ist Teil einer Video-Installation der Künstlerinnen Lara Werth und Nadja Winkelmann, in der es um Voyeurismus geht. An dem Häuschen wurde eine Tür abgetreten. Derartige Formen des Vandalismus hat die Leiterin der Galerie noch nicht erlebt. „Einmal haben sich Diebe am Optimus von Günter Haese zu schaffen gemacht, aber sie wurden schnell gefasst. Ansonsten gab es nur Schmierereien“, sagt Pitzen.