Jazz-Festival Viersen Deutlich mehr Besucher — „das ist wie ein Rausch“
Viersen · Rund 3.000 Besucher waren am Wochenende bei der 36. Ausgabe des Internationalen Jazz-Festivals — 25 Prozent mehr Zuhörer als im Vorjahr. Mehr als ein Dutzend Konzerte entzückten das Publikum.
Das 36. Internationale Jazz-Festival hat am Wochenende Tausende Musikfans begeistert. Nach Angaben der Veranstalter kamen rund 3000 Besucher. Das sind 600 mehr als im vergangenen Jahr.
Schon zum Start mit dem Quartett Jin Jim wurde klar, dass es vielseitig zugehen dürfte. Hier trafen Jazz-Rhythmen auf Psychedelisches in bester Jethro-Tull-Manier. Langjährige Besucher wie Stefan Schumacher aus Viersen waren begeistert: „Die Band habe ich schon vor vier Jahren hier gesehen, hervorragend. Das Festival ist ein Pflichttermin.“
Direkt danach gab es mit dem Julia Hülsmann Oktett eine der angesehensten aktuellen Jazzmusikerinnen. Mit ihrer neuen Band gab sie einen Exkurs in Sachen Jazz-Variationen von Welt, mit Einflüssen aus Angola und Norwegen. Im Ernst-Klusen-Saal spielte Maika Küster als „Artist in Residence“ nacheinander mit drei Formationen. Mit ihrer Band Maika, mit der Formation CPHD mit Musikern aus Kopenhagen von der Royal Danish Academy of Music und mit ihrer Band Wir hatten was mit Björn.
Das Max Autsch Quartett
bot dem Publikum Jazz pur
In den Pausen erholte sich das gut gelaunte Publikum und eilte dann zum nächsten Auftritt. Christine Höltmannspötter war zum ersten Mal dabei: „Man ist gleich in einen Rausch verfallen, fantastisch. Die sehr coole, entspannte Atmosphäre übertrifft meine Erwartungen.“ Ehemann Dirk ergänzte: „Tolle Rhythmen, toller Sound, der Hammer.“ Den ersten Abend beendete das Duo der beiden Echo-Preisträger Nils Wülker und Arne Jansen mit seinem Hit-Album „Closer“, das es sogar unter die regulären Top-30-Alben Deutschlands schaffte.
Samstag starteten auf der Open-Air-Bühne im Lyzeumsgarten bei trockenem Wetter die beiden Nachwuchs-Gewinner-Bands der Jazzband-Challenge. Als Erstes die Band Molaya mit poppigem Jazz. Danach gab es Jazz pur mit dem Max Autsch Quartett. Bandleader und Schlagzeuger Max Autsch fühlte sich pudelwohl in Viersern: „Wir sind wie die Großen mit eingebunden sind. Wir haben unsere Garderobe, dürfen mit denen essen und trinken. Das ist hier eine tolle Wertschätzung.“
Auf der Hauptbühne begeisterte der Grammy-nominierte US-Trompeter Theo Crocker mit seinem puren Jazz. Ausgelassen wurde es auf der Open-Air-Bühne mit The Happy Gangstas und einem furiosen Gemisch aus Kosakenmusik, spanischem, Jazz und Jodeln. Für Bandleader, Sänger und Trompeter Blasius Maltzahn ein Muss. „Wir wollen möglichst viele Stile spielen und uns musikalisch immer erweitern. Hier ist ja auch vieles zu sehen. Der großartige Trompeter Crocker, der hat mich geflasht.“
Und dann war da natürlich noch der Auftritt des deutschen Megastars Clueso als Gast der Band Conic Rose. Für Trompeter Konstantin Döben, der auch in Cluesos Band spielt, war der Auftritt etwas ganz Besonderes: „Ich bin in Viersen geboren, war als 13-jähriger hier mit meinem Vater und habe Ali Haurand bewundert. 2007 haben wir den Young Talents Award gewonnen mit der Band Full House und vor Liquido gespielt. Jetzt noch unser Herzensprojekt Conic Rose mit Clueso. All das hier in diesem Raum. Das ist ein bisschen viel.“ So moderierte er fast schon euphorisch das Konzert, bei dem hauptsächlich eigenes Material gespielt wurde, mit mehreren Auftritten von Clueso, der seine Songs in speziellen Versionen sang. Für Gitarrist Bertram Burkert eine seltsame Erfahrung: „Clueso ist Gast bei unserem Konzert und singt die Hits integriert in unsere Soundwelt. Das ist krass.“ Clueso war sichtlich begeistert, mal nicht im Vordergrund zu stehen: „Ich habe meine Lieder fast nicht erkannt. Das ist anders und so strange.“ Vom Viersener Jazz-Festival war er begeistert: „Ich bin sehr inspiriert durch die vielen Acts. Das ist saugeil was hier passiert.“ Am Sonntag gab es zum Abschluss Reza Askari beim Matinee-Konzert in der Kreuzkirche. Und das ausverkaufte Rumpelstil-Taschenlampenkonzert. Petra Barabasch, Leiterin der Kulturabteilung, war zufrieden: „Die Acts sind super angekommen, in beiden Sälen und auch draußen. Die Kombination macht das Flair einfach aus.“