Viersen: Ist der Bahnhof behindertenfreundlich?

Helmuth Ruth, selbst betroffen, kritisiert fehlende Leitsysteme.

Viersen. Die Arbeiten zur Sanierung, Erneuerung und Erweiterung des Viersener Bahnhofs stehen vor dem Abschluss. Für einen Wermutstropfen sorgt, dass in der Halle des Bahnhofs ein Leitsystem für Sehbehinderte fehlt. Dafür hat Helmuth Ruth, der sich als Betroffener intensiv mit Problemen behinderter Menschen beschäftigt, kein Verständnis.

"Die Bahn AG hat Wort gehalten und ihren Bereich barrierefrei umgebaut", freut sich Ruth. Die Glastür zwischen Halle und Tunnel öffnet sich automatisch, ein Leitsystem führt Behinderte durch den Tunnel zu den Aufzügen in Richtung Bahnsteige, wo das System weitergeht.

Dagegen sind Sehbehinderte in der Halle sich selbst überlassen: Ein Leitsystem durch farblich abgesetzte Platten oder einen Streifen aus Metall oder Kunststoff ist nicht vorhanden, kritisiert Ruth. Deshalb hat eine Anfrage an die Stadt gerichtet, die Antwort steht noch aus.

Auf Anfrage der WZ berichtet Hans-Wilhelm Janissen-Brass, Investor des Bahnhofsgebäudes, von einer "langen Diskussion" über ein Blinden-Leitsystem. Lange Zeit habe bei der Bahn AG kein Geld dafür zur Verfügung gestanden. Dabei wäre eine Einarbeitung in die Platten finanziell nicht ins Gewicht gefallen. Janissen beziffert die Kosten mit 15 000 Euro. Schließlich sei der Boden in der Halle ohne Leitsystem verlegt worden.

Nach Beobachtungen des Investors würden Blinde ohne Probleme durch die Halle gehen. Helmut Ruth weist darauf hin, dass in der städtischen Planung für die Umgestaltung des Bahnhofvorplatzes ein Leitsystem enthalten ist: Noppenfelder aus den Gehwegen und Absenkungen von Bordsteinen.

Der Sehbehinderte lobt die Niederrheinwerke für den Umbau des Hallenbades am Ransberg. Dazu gehörte der Einbau eines Aufzuges. Ob am Eingang von Hallenbad und Sporthalle eine Toilette für Behinderte installiert wird, ist noch ungewiss. Ruth: "Wenn sich die Stadt nicht an den Kosten beteiligt, wird die Toilette nicht gebaut."