Städtische Galerie Viersen Plötzlich ein Ausstellungsraum mehr

Viersen · Er bietet sich für spontane Projekte an: Die Städtische Galerie im Park hat jetzt einen Ausstellungsraum mehr, ganz oben unterm Dach. Jetzt ist dort die erste Schau zu sehen. Gezeigt werden Druckgrafiken.

Galerieleiterin Jutta Pitzen (links) und die Viersener Künstlerin Dagmar Reichel im neuen Ausstellungsraum der städtischen Galerie. Er soll Kunst in Viersen mehr Platz verschaffen.

Foto: Sigrid Blomen-Radermacher

Sechs bis sieben Ausstellungen finden jährlich in der Städtischen Galerie am Park statt. Das Programm ist bereits bis 2026 festgezurrt. Mit einem zusätzlichen Raum für Ausstellungen können nun spontane Projekte schneller realisiert werden. Intern wird er „Satellit“ genannt, weil er ganz oben unter dem Dach der alten Villa zu entdecken ist.

Einige werden sich noch erinnern, dass dort die Kinder- und Jugendartothek untergebracht war, der Ort, an dem Kunst ausgeliehen werden konnte. Hier wurden (und das wird auch in Zukunft möglich sein) museumspädagogische Aktionen durchgeführt. Nun sind die Wände frisch gestrichen und ausstellungstaugliche Lampen wurden angebracht. Die Präsentation von Druckgrafiken unter dem Titel „Zeitgleich – Zeitzeichen – Die Mappe“ macht den Auftakt und weiht den Raum in seiner neuen Funktion ein.

Der Bundesverband Bildender Künstlerinnen und Künstler (BBK) hat das Jahr 2024 unter das Motto der experimentellen Druckgrafik gestellt. Die künstlerischen Drucktechniken sind im März 2018 mit Beschluss der Deutschen Unesco-Kommission in das Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen worden. Die Bedeutung druckgrafischer Techniken möchte der BBK auf vielen Ebenen sichtbar machen. Er rief die Druckgrafikerinnen und Druckgrafiker unter seinen Mitgliedern auf, sich mit einem Blatt in der Größe von 40x50 Zentimeter für ein Mappenprojekt zu bewerben.

Die Viersener Künstlerin und Mitglied des BBK, Dagmar Reichel, fragte bei der Städtischen Galerie nach, ob eine Möglichkeit der Präsentation bestand und stieß auf offene Ohren. Organisiert wurde die Ausstellung von Fee Brandenburg und Katrin Roth. Im Dachgeschoss der Städtischen Galerie können nun die Ergebnisse von Künstlerinnen und Künstlern aus zwei Verbänden angeschaut werden: Der BBK Niederrhein und der BBK Oberfranken präsentieren jeweils eine Auswahl von Blättern. Nach dem 3. November wandert die Ausstellung zum BBK Oberfranken – eine Form von künstlerischem Austausch, der vom Berufsverband gewünscht war.

Die knapp 20 Künstlerinnen und Künstler bedienen sich klassischer Druckverfahren wie Holzschnitt, Prägedruck, Radierung, Papierschnitt, Lithografie, der Monotypie oder auch neuer Techniken wie der Collagrafie, mit der Dagmar Reichel ihr Blatt „Fernwegvögel“ gestaltet hat. Das Experimentelle beruht häufig auf eine Vermischung der technischen Möglichkeiten. So hat die Krefelder Künstlerin Ilse Gabbert eine Monotypie von zerschnittenem Lachskarton gefertigt, die sie mit Öl und Pigmenten ergänzte. Christel Verhalen aus Kalkar reichte eine reizvolle Aquatina-Radierung ein: Sie zeigt einen Innenraum mit Blick aus dem Fenster in gedämpften Sepiatönen.

Jutta Pitzen hat viele Ideen, wie der „Raum mit Kabinettcharakter“, so die Leiterin der Galerie, mit Leben erfüllt werden kann. Videoprojektionen parallel zu den Ausstellung in den angestammten Ausstellungsräumen, Grafiken aus der Sammlung oder die Ergebnisse eines Kulturworkshops könnten dort gezeigt werden. Auch künstlerische Mitmachaktionen seien denkbar. Aber: „Der Raum soll etwas Besonderes bleiben“, sagt Pitzen.

Ein Termin für dieses Jahr steht bereits fest: Die vorweihnachtliche Aktion „Kunst ist ein Geschenk“, bei der professionelle Künstlerinnen und Künstler kleine Kunstwerke zum Preis von maximal 100 Euro anbieten, wird am Sonntag, 1. Dezember, 11 bis 18 Uhr, im „Satelliten“ stattfinden.