Runder Geburtstag Kirchenchor St.-Notburga feiert Jubiläum mit Pauken und Trompeten

Viersen · Zusammen 233 Jahre – so lange bestehen die Chöre St.-Notburga und St.-Joseph in der Summe. Seit 2010 sind sie fusioniert. Jetzt wird der runde Geburtstag des jüngeren Chors gefeiert.

Kantor Michael Park probt mit dem Chor St.-Joseph/St.-Notburga für das Jubiläumskonzert.

Foto: Nikolaos Aslanidis

Kaplan Aldenkirchen, der 1890 sangesfreudige Herren suchte, um bei der Einweihung der Josefskirche zu singen, hätte sich nicht träumen lassen, dass er den Grundstein für eine Chorgemeinschaft legen sollte, die 233 Jahre später immer noch singt. Allerdings nicht mehr nur mit Männern, sondern inzwischen auch mit Sängerinnen.

Für das Konzert 1891 wurde ein Jahr lang geprobt. Und so ist es auch im Fall das Jubiläumskonzert am 24. September, zum 100-jährigen Bestehen des 2010 dazugekommenen Chors St.-Notburga. „Missa in tempore belli“, sie Paukenmesse von Joseph Haydn, erklärt der 32-jährige Kantor Michael Park, der seit 2019 als Kirchenmusiker und Chorleiter dabei ist, so: „Die 45-minütige Messe heißt übersetzt ‚Die Messe in Zeiten des Krieges’. Damals bedrohte Napoleon Haydns Heimatstadt Wien. Jetzt kann man die Parallele auf heute ziehen. Trotz festlicher Musik mit Pauken und Trompeten sind es nachdenkliche Töne.“ Für den Düsseldorfer war der Chor St.-Joseph/St.-Notburga gleich nach dem Studium ein Segen. „Für eine Kirchenmusikstelle ist die Situation luxuriös. Hier gibt es finanzielle und ideelle Unterstützung. Die Tradition der sakralen Musik wird hochgehalten. Das sind tolle Leute. Ich fühle mich hier sehr wohl“, sagt Park.

Aktuell sind im Chor 32 Stimmen zwischen 28 und 85 Jahren

Der Auftritt zum 75 jährigen Bestehen des Chors St.-Notburga 1998 im Notburga-Saal.

Foto: Ja/Knappe, Joerg (jkn)

Bewegende Zeiten heute wie damals, als am 16. November 1923 der Kirchenchor St.-Notburga mit 30 Sängern gegründet wurde. Weltwirtschaftskrise, Nazi-Herrschaft, Zweiter Weltkrieg. Alles hat der Chor überlebt. 1959 kamen dann Frauen dazu. Damals sei das ein „Hammer“ gewesen, erinnert sich die 71-jährige Renate Engelen aus dem Rahser. Sie stieß 1967 mit 14 Jahren dazu: „Ich bin da als entlassene Schülerin ’rein und das waren alles erwachsene, gestandene Männer und Frauen. Ich dachte, hoffentlich ist das was für mich. Aber es hat mir gefallen. Wir haben im Notburga-Saal My Fair Lady gesungen, das war großartig. Mit den Jahren wurde es immer anspruchsvoller, aber auch anstrengend. Das war und ist immer eine tolle Gemeinschaft.“

In all den Jahren hat Engelen immer sehr gerne im Chor gesungen, viele Konzerte gegeben und Ausflüge gemacht: Radtouren in der Gegend, Chorfahrten – 1990 nach Rom, 1993 nach Wien, 1996 an den Gardasee. Sie hat im Chor  Freunde gefunden, aber auch Freunde verloren: „Es sind einige gestorben in den Jahren. Auf einmal war der eine nicht mehr da, dann der nächste. Das berührt einen schon. Wir haben auch auf Beerdigungen der Kollegen gesungen. Das war schwer, aber eine besondere Ehre“, erzählt Engelen.

Noch länger ist die 80-jährige Gisela Ross dabei – seit 1959 mit einer Unterbrechung bis heute. „Ich kam vom Mädchenchor. Zuerst waren die Proben geschlechtergetrennt, aufgetreten wurde gemeinsam. Ich möchte die Zeit nicht missen. Auf meiner Brautmesse hat ein Chormitglied ihr erstes Solo gesungen, unvergesslich. Bis heute ist die Gemeinschaft enorm wichtig“, sagt Ross.

Aber der Chor hatte damals schon mit Nachwuchssorgen zu kämpfen. Der Kinderchor löste sich auf, St. Notburga hatte nur noch 17 Stimmen. Die Zeit der Fusion 2010 mit dem Chor St.-Joseph haben beide miterlebt. Ein Zusammenschluss, der nötig war und ohne Probleme klappte, erklärt der Vorsitzende Peter Gotzen: „Wir waren 35 Stimmen, alle auf der gleichen Linie, deshalb hat es auch so gut gepasst. Sowohl menschlich, als auch mit den Stimmlagen. Beide Chöre konnten überleben, mit viel Freude bei Proben, Ausflügen und Reisen. Letztes Jahr waren wir in Hamburg und haben sogar im Dom gesungen.“

Aktuell sind im Chor 32 Stimmen zwischen 28 und 85 Jahren. Nachwuchs ist immer willkommen. Für das Jubiläumskonzert laufen die Proben jeden Freitag. Nervös ist keiner. Wohl aber angespannt, sagt Renate Engelen: „Was wir singen, ist sehr anspruchsvoll, ein echt krasses Stück. Aber unser Kantor hat uns das super beigebracht.“