Theater in Viersen Spannung und Action auf der Bühne
Dülken. · Bei der Volksbühne Viersen laufen die Proben für das neue Stück auf Hochtouren.
„Genau so was habe ich gesucht“. Der Stimme von Ellen Bohne-Klever ist die Begeisterung anzuhören. Der Stuhl mit der halbrunden Lehne, den Waltraud Reinelt gerade in Richtung der Bühne im Haus der Volksbühne Viersen trägt, lässt die Augen der Regisseurin leuchten. „Normalerweise steht der Stuhl vor meinem Sekretär, aber für den Verein verzichtet man ja gerne auf Dinge“, bemerkt das Mitglied der Volksbühne mit einem Augenzwinkern. Das Bühnenbild, das bis dato aus Couch, Sessel, niedrigem Tisch und Beistelltisch mit Telefon besteht, wird entsprechend erweitert; zumal ein zusätzliches Tischchen dazu kommt, auf dem Karaffen, Gläser und Flaschen angeordnet werden.
„Blumen für eine Blinde“ steht im Herbst auf dem Programm der Volksbühne. Dabei handelt es sich um einen Psychothriller von Carl Slotboom, der für knisternde Spannung sorgen wird. „Wir müssen die Konstruktionsstange für die Beleuchtung noch anbringen, bevor die Probe losgeht“, sagt Dieter Götzen, der gemeinsam mit Herbert Breuer quer über die Bühne mit dem Maßband hantiert. „Wir spielen diesmal nicht in der Mitte unseres großen Raumes, sondern über Eck. Das bietet sich bei dem Stück an, zumal wir dadurch auch mehr Stuhlreihen stellen können. Aber dafür müssen wir die Traversen mit der Beleuchtung anders anordnen“, sagt Anke Bridonneau, die zum ersten Mal als Co-Regisseurin in den Einsatz geht und damit nicht auf der Bühne steht.
Inzwischen heult der Akku-Bohrer auf. Götzen, auf der Leiter stehend, bohrt ein Loch in die Decke, um eine Stütze anbringen zu können. Mit Bärbel-Breuer-Hofmann diskutiert Bohne-Klever indes die Herstellung von Crashglas. Ein Mix aus Zucker, Wasser, Weinstein und Maissirup soll laut Internet das ultimative Ergebnis liefern.
Regisseurin stellt Stunt-Flaschen selber her – aus Kostengründen
„Unser Hauptdarsteller kriegt eine Flasche auf den Kopf geschlagen. Wir haben acht Aufführungen und eine Generalprobe. Das wird zu teuer, wenn wir die entsprechenden Flaschen kaufen. Also werde ich sie selber herstellen“, erklärt die Regisseurin. Andrea Nowak kippt derweil einen Korb Bücher neben dem Telefontischchen aus. „Für die Aufführungen bekommen wir Original-Blindenbücher geliehen, damit alles authentisch ist“, informiert Nowak, die im neuen Stück der Volksbühne die Rolle der blinden Schriftstellerin Helen Winter spielt.
Am Bühnenbild ist alles vorbereitet. „Alle Schauspieler zu mir. Fünf Minuten konzentrieren“, ruft Bridonneau. Es wird still. Wer noch am Bühnenbild gewerkelt hat, setzt sich hin. Bei den vier Schauspielern stehen Konzentrations- und Entspannungsübungen an, dann geht es los. Im Wohnzimmer von Winter klingelt das Telefon. Mit tastenden Händen greift Nowak nach dem Hörer und meldet sich. „Hallo, was sagen Sie? Sie haben die Nummer nicht gewählt und sind trotzdem bei mir gelandet“, ist ihre Stimme zu hören. Schnell wird klar: Winter hat an diesem Morgen bereits mehrere Anrufe von einem Mann erhalten, der sich jedes Mal entschuldigt und sich auf eine Telefonstörung beruft. Das bespricht Winter auch mit ihrer Freundin Susanne Reichert (Marion Hormanns), die sie besuchen kommt, nachdem schon ihre Nachbarin Frau Weiß (Gabi Koepp) zu einem Kurzbesuch da war. Die Nachbarin hat mitbekommen, dass Karin, die Hilfe von Winter, an diesem Tag nicht vor Ort ist und will ihre Unterstützung anbieten.
Die Textpassagen nehmen ihren Lauf. Mimik und Gestik werden von Regisseurin Bohne-Klever genau beobachtet. Bridonneau hat die Rolle der Souffleuse übernommen, wobei sie nur ganz selten zum Einsatz kommt. Der erste Szenenwechsel steht an. Es ist Abend geworden. Winter diktiert einen Text ins Diktaphon. Doch das gemütliche Sitzen auf der Couch findet ein Ende, als sie feststellen muss, dass sich eine fremde Person im Raum aufhält. Michael Tauber (Frank Leetz) ist der geheimnisvolle Mann am Telefon, doch was will er? Die Besucher können auf die Premiere im Oktober und die folgenden Aufführungen gespannt sein.