Spendenaufruf Spenden sollen Verlegung von Stolpersteinen finanzieren
Viersen. · 26 Gedenktafeln gibt es in Viersen bisher – für weitere fehlt Geld.
Mit einem Spendenaufruf will der Verein zur Förderung der Erinnerungskultur Viersen 1933 bis 45 die Verlegung weiterer Stolpersteine in der Stadt ermöglichen. Denn derzeit sei eine Finanzierung neuer Gedenktafeln, die im Boden eingesetzt werden, finanziell nicht gesichert, teilt der Verein mit.
Nach Auskunft des Vereinsvorsitzenden Mirko Danek kostet jeder Stolperstein inklusive Verlegung rund 120 Euro. Bisher habe der Verein diese Kosten aus Beiträgen und Einzelspenden finanzieren können. So seien seit der Gründung des Vereins im Herbst 2018 im Stadtteil Süchteln 26 Stolpersteine verlegt worden. Danek: „Für das nächste Jahr ist die Verlegung von zehn weiteren Stolpersteinen in Viersen geplant. Es fehlen dann aber trotzdem noch viele weitere Stolpersteine. Alleine schaffen wir das nicht.“
Die Vereinsmitglieder wollen für alle Opfer des Nationalsozialismus (NS) in Viersen einen Stolperstein verlegen. „Nach unseren Recherchen gibt es in Viersen viel mehr Opfer als bisher bekannt“, sagt Danek. „Neben unseren jüdischen Mitbürgern wurden auch Menschen aus politischen und religiösen Gründen, Behinderte, Homosexuelle, Sinti und Roma und viele dem Regime missliebige Menschen verschleppt und ermordet. Wir haben das Ziel, dass an jedes Opfer mit einem Stolperstein erinnert wird.“ Der Verein betreibe im Vorfeld jeder Verlegung eine intensive Recherche in Archiven, erstelle eine Dokumentation und organisiere in Kooperation mit Schulen eine Gedenkveranstaltung. Das sei alles ehrenamtlich leistbar, aber bei den Verlegekosten brauche der Verein nun die Unterstützung der Bevölkerung, berichtet der Vereinsvorsitzende.
Darum gibt es jetzt unter dem Motto „Ich spende einen Stolperstein“ und für jeweils 120 Euro die Möglichkeit einer Patenschaft. Gerne könnten auch Schulklassen und Gruppen gemeinsam für einen Stolperstein als Spender auftreten, wirbt Danek: „Wir würden mit den Spendern gemeinsam absprechen, für welches Opfer die Spende gelten soll. Die Bereitstellung der Dokumentation mit Nennung des Spenders und eine Einladung zum Verlegungstermin sind natürlich selbstverständlich.“ Auf Wunsch könne die Spende auch vertraulich behandelt werden.
Das Stolpersteine-Projekt
hat 1992 begonnen
Die Stolpersteine sind ein Projekt des Berliner Künstlers Gunter Demnig. Seit 1992 soll mit den kleinen Gedenktafeln an das Schicksal der Menschen erinnert werden, die im Nationalsozialismus verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Die quadratischen Messingtafeln sind von Hand beschriftet und etwa zehn mal zehn Zentimeter groß. Sie werden meist vor den letzten frei gewählten Wohnhäusern der NS-Opfer in das Pflaster oder den Belag des Gehwegs eingelassen. Inzwischen gibt es bundesweit mehrere Zehntausend.
Der Verein entstand aus der Bürgerinitiative „Stolpersteine für Viersen – ohne Wenn und Aber“. Nachdem Hausbesitzer und -bewohner gegen die Steine protestiert hatten, beschloss auch der Stadtrat zunächst im April 2018, dass die Steine nicht gegen den Wunsch der Anwohner verlegt werden dürften – selbst, wenn das Grundstück öffentlicher Grund sei. Eine Gruppe aber startete ein Bürgerbegehren und sammelte rund 6000 Unterschriften. Daraufhin revidierte der Rat im September 2018 seinen Beschluss. Der Verein aber wollte sich weiter engagieren. „Wir wollen dafür sorgen, dass auch jüngere Menschen wissen, was in dieser Zeit in ihrer Stadt, in ihrer Straße geschah“, sagte die stellvertretende Vorsitzende, Julietta Breuer, damals.