Was wird aus der Arge?
Jobcenter oder Optionsmodell – die Mitglieder des Kreistags sollen am Donnerstag entscheiden.
Kreis Viersen. "Jobcenter" oder "Optionsmodell"? Nein, davon hat Nina Schmitz (Name von der Redaktion geändert) noch nichts gehört. Die 26-Jährige hofft einfach, dass man bei der Arge eine Lösung findet, mit der sie wieder eine Chance auf einen Arbeitsplatz findet.
Eine Lösung muss auch der Kreistag finden. Er soll am Donnerstag entscheiden, wie die Arge künftig arbeitet.
Arge, das ist die Abkürzung für Arbeitsgemeinschaft. Diese Zusammenarbeit von Kreis Viersen und Agentur für Arbeit gibt es seit 2005. Seitdem ist man für das Arbeitslosengeld II zuständig. Darin enthalten sind Beratung und Vermittlung neuer Jobs, aber auch Sozialgeld und Kosten der Unterkunft.
Doch vor eineinhalb Jahren hat das Bundesverfassungsgericht entschieden: Bundes- und Kommunalbehörden dürfen nicht gemeinsam eine Aufgabe erfüllen. Nun müssen die Kommunen als Sozialhilfeträger bis zum Januar eine neue Regelung auf den Weg bringen. Wie die aussehen soll, ist umstritten. Da ist zum einen das neu gestaltete Jobcenter, zum anderen das so genannte Optionsmodell.
Die Variante Jobcenter kommt der bisherigen Praxis der Arge recht nahe. Der Kreis Viersen würde dabei mit der Bundesagentur für Arbeit (BA) zusammenarbeiten.
Beim Optionsmodell würde sich der Kreis in Zusammenarbeit mit den Städten um die Betreuung der Langzeitarbeitslosen kümmern. "Beim Kreis würde zentral eine Sozialagentur eingerichtet", sagt Kreis-Sozialdezernent Schabrich. Die Verwaltung geht davon aus, dass die Umsetzung dieses Modells 2,3 Millionen Euro kosten würde.
Für die Kunden soll sich laut Kreisverwaltung bei beiden Modellen nichts spürbar ändern. Weiterhin soll es Standorte in Kempen, Nettetal, Viersen, Tönisvorst und Willich geben. Noch ist nicht klar, wie die künftige Arbeit in den Gemeinden Brüggen, Grefrath, Niederkrüchten und Schwalmtal aussehen soll. Hier wolle man durchrechnen, ob man die Leistungszentren vor Ort erhalten könne, sagt Schabrich. Gelinge dies nicht, werde es in den Gemeinden Sprechstunden an mehreren Tagen in der Woche geben.
Die 259 Mitarbeiter der derzeitigen Arge werden teilweise einen neuen Arbeitgeber bekommen. In beiden Fällen beabsichtigt der Kreis, die 102 Mitarbeiter der Städte und Gemeinden, die sich schon jetzt in der Arge um Hartz-IV-Empfänger kümmern, zu übernehmen. Beim Options-Modell muss der Kreis zusätzlich 90 Prozent der Beschäftigten der Bundesagentur für Arbeit übernehmen.
Der Kreis hat sich eindeutig für das Modell Jobcenter ausgesprochen. Grund ist für ihn unter anderem eine "bruchlose Fortsetzung der bisherigen Arbeit", so dass hinsichtlich des Personals, der Räume und der Technik keine großen Umstellungen erforderlich seien. Ferner könne man vom Know-how der Agentur für Arbeit profitieren.
In Viersen und Nettetal ist man anderer Meinung. Die Städte haben sich mehrfach gegen das Modell Jobcenter und für das Optionsmodell ausgesprochen. Nur so könnten "Leistungen aus einer Hand" gewährleistet, nur so könnte Kunden effektiv geholfen werden.
Laut Viersens Bürgermeister Günter Thönnessen handelt es sich "bei dem Vorschlag des Kreises, der in Richtung Jobcenter tendiert, um ein unfertiges Modell". Deshalb hatte er in der vergangenen Woche gefordert, das Thema Donnerstag im Kreistag zu vertagen.
Allerdings gilt es als eher unwahrscheinlich, dass sich die Kreistagsmitglieder am Donnerstag nicht entscheiden.