Ausstand in der Kreisstadt Einschränkungen im Öffentlichen Service
Viersen · Busse fallen aus, Termine im Service-Center der Stadt sind gestrichen, Kita-Kinder werden in Notgruppen betreut. Wie kommt das bei den Menschen an?
(fsch) Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hat ihre Mitglieder in Viersen und Schwalmtal zum Warnstreik aufgerufen, um ihrer Forderung nach einer Tariferhöhung von 10,5 Prozent für die Beschäftigten in Kommunen und Bund Nachdruck zu verleihen. Vom 27. bis 29. März findet die dritte Verhandlungsrunde statt. Das Angebot der Arbeitgeber nach der zweiten Verhandlungsrunde akzeptierte Verdi nicht. Sie boten einen Inflationsaugleich sowie eine Erhöhung von drei Prozent Ende 2023 und zwei Prozent Mitte 2024 bei einer Laufzeit von 27 Monaten. Die für niedrigere Entgeltstufen geforderte Erhöhung um mindestens 500 Euro lehnten sie ab. „Das ist inakzeptabel“, sagt Verdi-Bezirkgeschäftsführer Dominik Kofent.
Kritik an Info-Vermittlung
am Busbahnhof in Viersen
Die am Busbahnhof wartende Kempenerin (60) hat Verständnis für den Warnstreik: „Ich kann verstehen, dass Menschen aufgrund der ökonomischen Lage mehr Geld bekommen möchten.“ Kein Verständnis hat sie für die Informationsvermittlung am Busbahnhof in Viersen: „Ich wünsche mir mehr Transparenz darüber, welche Linien denn nun fahren und welche nicht.“
Neben starken Einschränkungen beim Busverkehr – am Streik beteiligten sich die Mitarbeiter der NEW mobil und aktiv – wurde auch das Service-Center der Stadtverwaltung Viersen bestreikt. Kurz vor 8 Uhr stehen schon ein Dutzend Menschen vor dem Stadthaus. Pünktlich werden die Drehtüren geöffnet, die Menschen strömen in das Stadthaus – und kommen wenige Sekunden später wieder heraus. „Es wird gestreikt“, stellt ein Dülkener (65) fest. Er wollte die Führerscheinanträge seiner Fahrschüler abgeben. „Ich bin alle 14 Tage im Service-Center. Vor zwei Wochen wurde schon einmal gestreikt, da habe ich aber wenigstens vorab eine Information bekommen, dass mein Termin ausfällt“, berichtet er. Am Montagabend und Dienstagmorgen habe er extra seine E-Mails aktualisiert – eine Terminabsage der Stadtverwaltung habe er nicht bekommen. Die Stadt hatte am Montag auf ihrer Homepage vor Auswirkungen des Streiks gewarnt. „Ich finde den Streik nicht gut“, sagt er. „Jetzt bleiben die Anträge wieder bei uns liegen.“ Auch die Forderung nach 10,5 Prozent mehr Einkommen findet er unrealistisch. „Am Ende zahlen wir Steuerzahler. Eine solche Einkommenssteigerung ist meiner Meinung nach nicht tragbar“, sagt er. In zwei Wochen will er erneut sein Glück im Service-Center versuchen.
In Viersen werden zudem Kindertagesstätten und die Offene Ganztagsbetreuung an Grundschulen bestreikt. „Die Eltern der Kinder sind vorab über den Streik informiert worden“, berichtet Stadtsprecherin Nicole Hoffmann. Bei Bedarf wurden laut Hoffmann in den Kindertagesstätten Notgruppen gebildet. In Schwalmtal-Waldniel bestreikten laut Schwalmtalwerke „zwei bis drei Mitarbeiter“, das Solarbad. Es blieb deshalb am Vormittag geschlossen, öffnete erst am Nachmittag. Weitere Streiks dort sind vorerst nicht geplant.